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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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möchte! Ich vergesse nicht …«

Die Nacht in der George-Sand -Siedlung hatte sich in die Länge gezogen. Als Cruz Navarro endlich im Kommissariat eintraf, stand die Sonne schon hoch am Himmel und vertrieb die letzten Reste des Gewitters.
    Aus den Nachbarn hatten sie nicht mehr herausbe kommen können als den Hinweis auf das verdächtige Auto, das ein paar Stunden in einer der angrenzenden Straßen geparkt hatte. Die Experten der Spurensicherung hatten das Gelände inzwischen weiträumig abgesperrt. Sie suchten eifrig nach Fußabdrücken, Zigarettenstummeln für die DNA -Analyse und möglichen Faserresten an Sträuchern und Büschen. Jede Kleinigkeit eben, die ihnen einen Hinweis auf den Killer geben konnte.
    Zwei Uniformierte hielten Wache vor Tschernekows Haus. Sie hatten die Anweisung bekommen, unverzüglich zu melden, wenn jemand in die Villa hineinging oder diese verließ. Falls der Sicherheitschef des toten Russen sich entschließen sollte, seinen Chef auf eigene Faust zu rächen, wollten Cruz und ihre Kollegen exakt über dessen Schritte informiert sein. Der Untersuchungsrichter hatte die Überführung der Leiche (oder was von dieser übrig war) angeordnet, anschließend würde sie in der Gerichtsmedizin der vorschriftsmäßigen Autopsie (soweit möglich) unterzogen werden. Später trafen einige Freunde und Geschäftspartner des Verstorbenen und mehrere Freundinnen von Señora Tschernekowa in der Villa ein. Alle wurden von der Polizei diskret auf Fotos festgehalten und fürs Archiv registriert. Denn es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass einer von ihnen für den Tod des vor verantwortlich war.
    Mit wie spärlichen Mitteln Cruz Navarro und ihre Kollegen für ihre Aufgabe – die Kontrolle der Russenmafia auf Mallorca – ausgestattet waren, wurde offensichtlich, sobald man ihr Büro betrat. Vier wacklige Holzschreib tische, drei mit Aktenordnern vollgestopfte Ikea- Schränke, ein Safe und an der Decke zwei Leuchtstoffröhren mit der Neigung zu flackern. In einer der Ecken standen ein Laserdrucker und ein Faxgerät. An den Wänden hingen mehrere Korktafeln, an die Fotos und Notizzettel gepinnt waren.
    Cruz ließ sich auf ihren Bürostuhl fallen, schaltete den PC ein und notierte sich alles in ihren Notizblock, was sie bis zu diesem Zeitpunkt herausgefunden hatte. Es war herzlich wenig! Sie listete akribisch auf, wer welche Aufgaben bei den Ermittlungen übernehmen sollte. Der Kommissar verlangte von ihr einen ausführlichen Bericht. Sein Lieblingssatz lautete: » Erschöpfend bis ins kleinste Detail «, und man war gut beraten, auch nicht die geringsten Kleinigkeit zu übersehen.
    Das Ermittlerteam war verärgert, weil nicht das geringste Indiz vorlag, vor allem aber, weil der Mörder ausgerechnet Tschernekow ins Fadenkreuz hatte nehmen müssen. Die vielen Nächte der Überwachung, die ganze Zeit und Energie, die sie mit dem Sammeln von Informationen verbracht hatten: Da hätte es ihnen doch auffallen müssen, dass Gefahr in der Luft lag! Und dann der Mord in einem so kleinen und abgeschlossenen System wie der George-Sand -Siedlung, so was fiel normalerweise unter die Kategorie »Informationsüberschuss«. Also, um Ihnen die ganze Wahrheit zu sagen: Auch wir hatten nicht die geringste Ahnung von der Bedrohung, die sich über Sergej Tschernekows Haupt zusammenbraute. Hätten wir nur den geringsten Verdacht gehabt, wäre er von uns unverzüglich außer Landes gebracht worden. Seine Ermordung überraschte uns genauso wie die Polizei.
    »Kollegen, irgendwelche Ideen?«
    Cruz blickte vom Schreibtisch auf. Es war Javi Moncada, er hielt ein saftiges Calamares-Brötchen in der Hand. Nachdem sie die ganze Nacht durchgearbeitet hatte, fühlte Cruz sich schmutzig und erschöpft. Sie sehnte sich nach einer heißen Dusche. Erneut verfluchte sie den Hurensohn, der den Russen umgelegt hatte. Nicht so sehr, weil er ihn ermordet hatte (die göttliche Gerechtigkeit ist am Ende auch eine Form von Gerechtigkeit), sondern wegen der Probleme, die ihnen dadurch entstanden waren.
    In diesem Moment betrat der Rest der Kollegen das Büro. »Hunger?«, fragte Charly und stellte Cruz ein Salat-Brötchen und eine Cola light auf den Schreibtisch. »Tut mir leid, dass ich dir das sagen muss, aber du siehst ziemlich blass aus.«
    »Danke für die Blumen! Ich hab ziemliche Kreuz schmerzen«, erwiderte Cruz. »Irgendwas Neues?«
    »Was die Nachbarn angeht: Fehlanzeige. Ein Deutscher, der, als ihn die Detonation aus dem Schlaf riss,

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