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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Warum umging er die grundlegendsten Prinzipien des Unternehmens, und warum durfte er selbst unter keinen Umständen mit seinen Kollegen darüber reden, nicht einmal mit Seiner Königlichen Hoheit ? Und weshalb stürzte sich Brown & McCombie in ein Projekt, bei dem es um Autobahnbordelle ging?
    Jede andere Unternehmensberatung hätte so etwas sofort abgelehnt. Fuad sagte sich, dass es – trotz der Ermahnungen Don Eleuterios – wohl das Beste sei, mit Marcial über die Angelegenheit zu sprechen. Also beschloss er, umgehend seinen Freund aufzusuchen, um mit ihm zu reden. Als er seine Abteilung betrat, traf er auf Barbara.
    »Hallo, Fuad!«, begrüßte sie ihn.
    Sie sah blendend aus.
    »Barbara …«, stotterte er.
    »Woher kommst du denn?«
    »Aus Don Eleuterios Büro.« Noch während er dies sagte, erinnerte er sich an Zabaletas Ermahnung, absolutes Stillschweigen zu bewahren, und verfluchte sich selbst.
    »Ach? Das hab ich ja noch nie erlebt, dass der Boss sich mit Beratern unseres Levels bespricht.«
    »Ist nichts Wichtiges«, antwortete Fuad verlegen.
    Sie sah ihn an und lächelte sanft.
    »Ich wollte mir gerade eine Cola aus dem Automaten ziehen. Kommst du mit?«
    Sie zog ihn am Arm mit sich, und sie verschwanden gemeinsam in der kleinen Küche, in der ein Kühlschrank, eine Mikrowelle und mehrere Getränkeautomaten stan den. Während Barbara ein paar Münzen einwarf, ent schuldigte sich Fuad für den Kaffeefleck auf seiner Hose. Barbara ging dem Thema elegant aus dem Weg.
    »Und wie geht’s dir?«, erkundigte sich Fuad, sich für seine banale Frage schämend.
    »Sehr gut!«, antwortete sie, wobei sie ihn eine ganze Weile ansah. Fuads Kehle wurde trocken. »Ich habe mich schlecht gefühlt, als ich auf der Party neulich nicht mit dir reden konnte. Und als ich dich später gesucht habe, war es schon zu spät. Ich hab mich nach dir erkundigt, und mir wurde gesagt, du seist schon gegangen.«
    »Ja, ich hatte noch was anderes vor«, stammelte Fuad.
    Barbara schmunzelte.
    »Wie schade. Und wie läuft’s in eurer Abteilung? Viel Arbeit?«
    »Unser Vertragspartner, mit dem wir seit Monaten zusammenarbeiten, hat vor ein paar Tagen gekündigt …«
    »… und jetzt hat dich Don Eleuterio mit einem neuen Vertragspartner betraut. Und das hat er ganz persönlich getan? Wie interessant …«
    Der gewagte Ausschnitt von Barbaras Bluse befand sich im Wettstreit mit der Iris ihrer tiefblauen Augen.
    »Hör zu, Barbara, ich darf nicht darüber sprechen«, erklärte Fuad. Gleich darauf sagte er zu sich selbst: Was bin ich für ein Idiot! Dann fuhr er fort: »Ach, es ist eigentlich nichts Wichtiges. Informelle Gespräche, die wir miteinander führen. Wir haben ausgemacht, uns morgens zum Frühstück zu treffen und …«
    »Ihr beiden, ganz allein?«
    Fuad schüttelte den Kopf.
    »Jetzt frühstückst du also mit den Bossen? Was für ein attraktiver Typ! Ich wette, mehr als ein Mädel ist ganz verrückt nach dir!«
    Fuad wurde puterrot im Gesicht.
    »Hör mal, das darfst du niemandem verraten, ich riskiere sonst meinen Arbeitsplatz!«
    »Weiß Alejandro davon?«
    »Nein, niemand«, insistierte Fuad. »Ich muss jetzt zurück an meinen Arbeitsplatz, dein Freund wird sonst ungenießbar …«
    »Er ist nicht mein Freund. Wie kommst du auf die Idee?«
    »Na ja, was man eben so hört.«
    »Kümmere dich nicht um die Gerüchteküche, Fuad!«
    Er senkte den Blick.
    »Tut mir leid.«
    »Schon gut. Im Gegenzug verrätst du mir dein großes Geheimnis. Was hältst du davon, wenn wir morgen zusammen Mittag essen gehen, und du erzählst mir alles? Allerdings akzeptiere ich keine Ausreden, ich warne dich!«
    Fuad brachte nicht mehr als ein knappes »Ja« hervor.
    Er war von Zabaletas Auftrag und Barbaras Angebot so verwirrt, dass er erst einmal nach Hause gehen wollte, um sich umzuziehen und alles in Ruhe zu überdenken. Später würde er mit Marcial reden. Fuad verließ die Küche des Büros, ging zu seinem Schreibtisch, ließ den Computer herunterfahren und schloss dann die Mappe, die ihm Don Eleuterio anvertraut hatte, in sein Schließfach ein. Er hatte das Pech, vor dem Aufzug auf Alejandro de Quinto zu treffen. Dieser musterte ihn von oben bis unten, dann zog er eine hässliche, selbstgefällige Grimasse.
    »Ach, der Marokkaner! Und dieser Fleck da?«
    »Das ist Kaffee«, murmelte Fuad.
    »Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?«
    »Im Bad, ich hab versucht, meine Hose sauber zu machen.«
    »Lügner! Die Abteilungssekretärin hat mir

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