Der Profi
Jacke und machte sich auf die Suche nach einer Telefonzelle. Von dort tätigte er den Anruf, um dem Mörder die notwendigen Anweisungen zu erteilen. Das Gespräch dauerte weniger als eine Minute. Zufrieden ging der Auftraggeber danach in eine Cafeteria und bestellte einen starken Espresso im Glas, ganz wie es seine Gewohnheit war.
Am Morgen desselben Tages, an dem Cruz und Valls mehrere Stunden in einem bunkerähnlichen Untergeschoss in El Escorial verbrachten, während ich mich fragte, ob der Mörder bereits an seinem nächsten Verbrechen feilte, woraufhin ich mir mit dem Ausklügeln eines Aktionsplans den Kopf zerbrach, verfluchte Fuad seine eigene Tollpatschigkeit. An seinem Schreibtisch bei Brown & McCombie hatte er sich soeben eine Tasse heißen Kaffee über die Hose geschüttet. Er stieß einen heftigen Fluch aus und überprüfte hastig, ob die Flüssigkeit nicht auf eine der Steckdosen oder Kabel unter seinem Schreibtisch getropft war. Anschließend inspizierte er seine Hose: Ein großer brauner Fleck breitete sich von seinem Gürtel bis zu seinem rechten Oberschenkel aus. Die Hose konnte er reinigen lassen. Doch die Vorstellung, das Büro in Richtung Toilette zu durchqueren und dabei Seiner Königlichen Ho heit zu begegnen, verursachte ihm Magenschmerzen. Sobald Alejandro Del Quinto das Ergebnis seiner Ungeschicklichkeit entdeckte, würde er dies schamlos ausnutzen. Trotzdem biss Fuad wohl oder übel in den sauren Apfel und lief rasch an Barbara vorbei (die zum Glück gerade telefonierte und ihn nicht bemerkte) zur Herrentoilette. Verärgert zog er an dem feuchten Stoff, der ihm an der Haut klebte. Er trocknete den Fleck, so gut es ging, mit Toilettenpapier. Dann blickte er auf die Uhr: Es war schon elf. Er musste schleunigst nach Hause und sich umkleiden. Doch dafür brauchte er zuerst die Erlaubnis von Seiner Königlichen Hoheit . Undenkbar! Das Beste war, sich davonzumachen, ohne dass es jemand merkte.
Fuad öffnete die Toilettentür einen Spalt in der Hoffnung, dass sein Vorgesetzter inzwischen in irgendeinem Meeting verschwunden war. Aber da saß er! Schwer beschäftigt vor seinem PC . Wahrscheinlich spielte er gerade Solitär , während andere für ihn arbeiteten. Fuad atmete tief durch und ging eilig zurück an seinen Arbeitsplatz. Um Barbara zu umgehen, legte er einen kleinen Umweg ein.
Dann verschanzte er sich hinter seinem Bildschirm und zog sich sein Sakko über. Er wollte sich gerade erheben, da klingelte sein Telefon.
»Ja?«
»Der Chef will Sie sprechen«, teilte ihm eine Sekretärin mit.
»Del Quinto?«, erkundigte sich Fuad mit zögerlicher Stimme.
»Nein! Señor Zabaleta.«
Sein Herz pochte heftig.
»Ich … ich kann jetzt nicht«, stotterte er.
»Gómez, was soll das heißen? Er möchte, dass Sie unverzüglich zu ihm kommen. Alles, was Sie gerade machen, kann problemlos warten …«
»Nein, darum geht es nicht. Hören Sie, ich … ich habe mir gerade eine Tasse Kaffee über die Hose geschüttet, so kann ich nirgendwohin. Ich muss zuerst nach Hause und mich umziehen!«
Die Sekretärin überlegte.
»Warten Sie«, sagte sie schließlich. »Legen Sie nicht auf, ich ruf kurz oben an, mal sehen, was sich machen lässt!«
Kurz darauf meldete sie sich wieder:
»Hören Sie, Gómez, Don Eleuterio sagt, das sei völlig egal. Sie sollen unbedingt nach oben kommen.«
»Verflucht … Ja, ich komme.«
Er drapierte sein Sakko strategisch geschickt, damit man seinen Schandfleck nicht sah, und lief Richtung Aufzug. In der Chefetage stieg er aus und wartete mit einem Kloß im Hals, dass Zabaletas Sekretärin ihn aufrief. Sie musterte ihn von oben bis unten, und als ihr Blick an dem Kaffeefleck auf seiner Hose hängen blieb, verzog sie streng eine Augenbraue. Dann schüttelte sie missbilligend den Kopf und öffnete ihm die Tür. Fuad konnte natürlich nicht ahnen, dass Don Eleuterio in diesem Moment eine dringende E-Mail an einen der Bosse des amerikanischen Mutterhauses von Brown & McCombie verfasste, in dem er auf die guten Neuigkeiten des Vertrags mit Repsol hinwies. Als er Fuad zur Tür hereinkommen sah, erging er sich in einem breiten Lächeln und stand rasch von seinem Sessel auf. Fuad war verwirrt, als er bemerkte, wie sehr sich sein Chef um ihn bemühte:
»Kommen Sie … Ich habe schon auf Sie gewartet. Wenn Sie möchten, setzen wir uns dorthin.« Zabaleta deutete auf zwei bequeme Sessel. »Kaffee gefällig?«
»Nein, nein, vielen Dank. Wie Sie sehen, hatte ich einen kleinen Unfall
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