Der Profi
und …«
»Keine Sorge!«, sagte Zabaleta, ohne auf Fuads Erklärungen einzugehen. »So was kommt in den besten Familien vor. Ich habe Sie kommen lassen, weil Sie sich einer äußerst wichtigen Angelegenheit widmen müssen. Dabei verlange ich von Ihnen höchste Diskretion! Ich rechne, was unser Unternehmen angeht, mit Ihrer absoluten Loyalität und dass Sie unser Gespräch so vertraulich wie möglich behandeln.«
Dann schwieg Zabaleta schlagartig und sah Fuad durchdringend an. Der junge Mann saß mit erschrockenem Gesicht auf dem Sesselrand, die Hände über dem Schoß gekreuzt. Jemanden wie Fuad zu finden war nicht einfach gewesen. Zabaleta hatte den Chef der Personal abteilung um die Akten aller Angestellten und deren monatliche Bewertungen gebeten. Er suchte nach einem männlichen Berater. (Eine Frau wollte er auf gar keinen Fall in das Projekt Pink-Palace hineinziehen.) Jemand, der einfach zu manipulieren war und sich zurückhaltend verhielt, der weder verheiratet war noch Kinder hatte. (Zabaleta war der Meinung, dass jemand mit familiären Verpflichtungen weniger bereit wäre, ein größeres Risiko auf sich zu nehmen.) Vor allem sollte er imstande sein, ein so brisantes Geheimnis für sich zu behalten.
Zabaleta hatte lange die Personalakte gewälzt und schließlich drei Kandidaten ausgewählt: Alejandro de Quinto, Marcial Espeloso und Fuad Gómez. Er hatte die Personalie jedes einzelnen von ihnen bis ins Detail geprüft und ihr berufliches Profil so sorgfältig ausgewertet, als ginge es darum, seinen eigenen Nachfolger zu bestimmen. Fuad Gómez stammte aus Ceuta und lebte allein in Madrid. Das hörte sich gut an, mit dem würde er einen Versuch wagen.
»Fuad … Sie heißen doch Fuad, nicht wahr? Ich kann mich also darauf verlassen?«
»Worauf?«, fragte Fuad erschrocken.
»Auf Ihre totale Diskretion … was sonst? Nun gut. Wie gesagt, ich vertraue Ihnen. Unser Unternehmen vertraut Ihnen.«
Fuad schluckte und machte eine bejahende Geste.
»Wahrscheinlich ist auch Ihnen bekannt, dass Brown & McCombie in diesem Jahr nicht dieselben hervorragenden Ergebnisse erzielen konnte wie im Vorjahr. Es gab Probleme bei der Vertragsverlängerung mit einigen unserer Partner. Sie können sich vorstellen, dass die Welt der Consultingunternehmen unter der sich immer mehr verschärfenden Wirtschaftskrise schwer zu leiden hat. Wir erleben zurzeit, sagen wir es frei heraus, nicht gerade unseren besten Moment!«
»Ach ja?«
Zabaleta hob die Hände und lehnte sich im Sessel zurück.
»Na ja, ich übertreibe etwas. Wir Eliteberater werden stets zu den Marktführern gehören. Brown & McCombie besitzt, wie Sie sicher wissen, eine unbestrittene Führungsrolle innerhalb des Sektors. Und das nicht bloß in Spanien, sondern weltweit. Wenn ich Ihnen unsere Ergebnisse und die Bilanzen der letzten fünf Jahre zeigen würde, wären Sie sicherlich schwer beeindruckt. Besitzen Sie eine Kopie unseres Jahresabschlussberichts? Warten Sie, ich werde meine Sekretärin bitten, mir eine zu bringen.«
»Machen Sie sich keine Umstände«, sagte Fuad. »Ich kenne ihn. Also ich meine, ich habe ihn einmal gelesen. Bei meiner Einstellung. Er ist wirklich beeindruckend!«, sagte der Marokkaner völlig verwirrt wegen des Verlaufs, den das Gespräch nahm.
Zabaleta nickte bedeutungsschwer, und Fuad wurde es langsam schwindlig. Würde Don Eleuterio ihm jetzt seine Entlassung verkünden? Was für einen schwerwiegenden Fehler hatte er nur begangen, dass der Unternehmensvorstand ihm persönlich seinen Rausschmiss verkündete, statt dies Seiner Königlichen Hoheit zu überlassen?
»Ja, Sie sagen es … absolut beeindruckend «, erklärte Don Eleuterio, jedes einzelne Wort auskostend. »Da haben Sie völlig Recht, mein Lieber!«
Zabaleta spielte mit seiner Mineralwasserflasche.
»Und dennoch, ich habe es ja bereits angedeutet, kommen komplizierte Zeiten auf uns zu! Zum Glück gibt es eine großartige Chance. Eine schwierige Aufgabe, die den Einsatz unserer besten Mitarbeiter verlangt. Ich habe lauter hervorragende Dinge über Sie gehört. Jetzt ist die Stunde gekommen, es unter Beweis zu stellen, Fuad!«, betonte Zabaleta mit ernster Geste. »Wenn Sie gute Arbeit leisten, erwartet Sie eine brillante Zukunft in unserem Unternehmen.«
Fuad war völlig perplex: Statt dass er seinen Job verlor oder vom Unternehmen aufs Härteste abgekanzelt wurde, überschüttete man ihn mit Lob.
»Allerdings muss ich Sie darauf hinweisen, dass es bei dem Auftrag um einen
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