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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Nationalität, Kontostand der Kreditkarten, Mitgliedschaft in politischen Gruppierun gen, Miet- oder Eigentumswohnungen, Steuererklärun gen und andere Daten, die a priori , verdächtig wirkten. José María Cuadrado war laut Clara eine völlig harmlose Person. Sie riefen ihn auf seiner Handynummer an, die sie aus dem Inneren des Supercomputers empfangen hatten. Beim dritten Läuten meldete er sich. Als Cruz ihren Namen nannte und anfing, ihn über seinen Aufenthalt in Palma auszufragen (Grund der Reise, Dauer, was er dort zu erledigen hatte, Zeugen, die seine Aussagen bestätigen konnten), erkundigte sich Cuadrado unsicher, ob er einen Anwalt zu Rate ziehen dürfe. Cruz zog die Augenbrauen hoch, für einen Moment verschwand ihre ganze Müdigkeit. Sie wies ihn höflich darauf hin, dass es sich um reine Routinefragen zu einer laufenden Ermittlung handele und sie von ihm seine Mithilfe als Bürger dieses Landes verlange. »Es würde uns wahnsinnig helfen, wenn Sie uns unterstützen, Señor Cuadrado!«, sagte Cruz. Doch Cuadrado zögerte.
    Daraufhin setzte sich Cruz mit Kommissar Jarrete in Verbindung. Dieser entsandte zwei Inspektoren in die Wohnung Señor Cuadrados (deren Adresse sie einmal mehr mit Claras Hilfe herausgefunden hatten). Es stellte sich heraus, dass der Mann verheiratet war und in jener unseligen Nacht ein bekanntes Bordell aufgesucht hatte. Seine Nervosität erklärte sich aus seinen eigenen Zweifeln, ob bezahlter Sex ein Delikt darstellte und er deshalb vor Gericht landen könnte. Er gestand, dass er sich zum allersten Mal in seinem Leben von der fleischlichen Sünde habe verführen lassen, und bat darum, dass die Polizisten dies auf gar keinen Fall seiner Frau gegenüber erwähnten. Ansonsten hätte er ein ernsthaftes Problem …
    Ein Verdächtiger weniger auf der Liste.
    Erschöpft gingen Cruz und Valls zum nächsten Buchstaben über.

Tamaews und Zagoneks Stellvertreter waren der Ansicht, dass die Rumänenmafia für den Tod ihrer Chefs verantwortlich war, weil diese als Sieger aus dem Nachtclub-Geschäft hervorgehen wollte. Ich kannte die Jungs aus Bukarest ganz gut, und es machte mich misstrauisch, dass sie sich freiwillig in einen Krieg mit den Russen verwickeln sollten. Das war völlig unlogisch und kam einer Kamikaze-Aktion gleich. Früher oder später würde Bo ris Iwanowitsch Verstärkung aus Moskau holen, und der Manzanares-Fluss in Madrid würde sich bald darauf blutrot färben. Dennoch war es meine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Mein anderer Kandidat war Timofeew, Timo . Er hatte ein eindeutiges Motiv: den Weg freiräumen, um Viktors Posten einzunehmen. Außerdem waren er und sein brigadir Kirpich zur Zeit von Tschernekows Tod auf Mallorca gewesen. Natürlich war dies nicht übermäßig beweiskräftig, aber es war die stichhaltigste Tatsache, die mir vorlag. Erwiesen sich beide Möglichkeiten als falsch, stünde ich wieder am Anfang, ohne eine klare Richtung, in die ich weiter ermitteln konnte.
    Die chinesischen Triaden und die japanische Yakuza ? Bei dem bloßen Gedanken, mich Fu und seinem Killer Rabe oder den Mafiosi der aufgehenden Sonne gegenüberzusehen, sträubten sich mir sämtliche Nackenhaare. Allerdings entsprachen Attentate mit Granatwerfern ganz und gar nicht dem Modus Operandi der Asiaten. Uzi-Maschinenpistolen sehr wohl! Und Machetenhiebe ebenfalls! Aber eine Granate auf seinen Gegner zu schleudern war mit ihrer Tradition nicht in Einklang zu bringen. Mit Feng-shui hatte das nur wenig zu tun!
    Oder handelte es sich um eine Gruppe Polizisten, die ihren persönlichen Rachefeldzug gegen das organisierte Verbrechen angetreten hatte? (Wenn das stimmte, war sie jedenfalls verdammt effizient.) In diesem Fall befand ich mich in einer Zwangslage. Ich konnte nur wenig tun außer Beweise sammeln und sie der Presse zuspielen, dieser alten Verfechterin bürgerlicher Freiheit. (Ich schließe uns, die wir am Rande der Legalität stehen, natürlich in den Kreis der Bürger mit ein.) Bekanntlich verwandeln sich Journalisten in Jagdhunde, sobald eine Nachricht sich gut verkauft. Sie berufen sich auf ihre Informationsfreiheit und maßen sich, koste es, was es wolle, das hochheilige Recht an, sich überall einzumischen. Wie Jagdhunde eben.
    Von allen Verdächtigen hoffte ich am meisten, dass die Rumänen die Schuld traf …
    Im Korridor von Henares, Spitzname Kleinrumänien , lebt ungefähr die Hälfte der über 100000 rumänischen Immigranten in der Metropolenregion Madrid. (Sie

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