Der programmierte Mensch
Gaspistole war, lag offen da. Er drückte auf einen Knopf, entfernte eine Miniatursprengkapsel aus einem Geheimfach und steckte sie in die Tasche. Etwas weiter führte eine Tür auf einen Gang hinaus. Er war nicht überrascht, unmittelbar vor der Tür eine Wache vorzufinden. Der Mann richtete sich auf, als York in den Gang hinaustrat, und ließ seine Hand automatisch auf die Waffe an seiner Seite fallen.
York lächelte. »Bitte, nicht schießen. Ich bin ein zahlender Passagier.«
Der Wachmann grinste und ließ die Hand peinlich berührt baumeln.
»Ich will nicht hoffen, daß ich das muß, Sir.«
»Ganz meinerseits.« York beobachtete den Mann unauffällig. Der kräftige Körper mit den hängenden Schultern verriet ihm, daß Hull keinen Tölpel ausgesucht hatte, trotz des ziemlich jungenhaften Gesichts. Die blauen Augen, klar und aufmerksam, ließen sich keine Bewegung entgehen. »Solange wir nun für eine Weile Reisegefährten sein werden, sollten wir unsere Namen kennen. Ich heiße Daniel York.«
»Les Osborn, Sir, Erster Matrose«, sagte der andere.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Osborn.« York blickte den Gang entlang. »Wenn Sie mich jetzt zur Offiziersmesse führen würden …«
»Sie gehen voraus«, sagte Osborn kurz. »Ich werde Ihnen folgen.«
York grinste und ging den Gang hinunter.
Nur ein einziger Gast blätterte über seinem Frühstück in einem Magazin, als York die Messe betrat. Er war um die Fünfzig, mit kurzgeschnittenem grauen Haar und einer schmalen Adlernase, die nicht in sein kantiges Gesicht paßte.
Als er aufschaute und York erblickte, erhob er sich und reichte York die Hand. »Willkommen in der Messe«, begrüßte er ihn. »Sie müssen unser neuer Passagier sein. Ich bin Benvow, der Schiffsarzt.«
»Daniel York, ein Freibeuter von des Reiches Gnaden«, gab York zurück und ergriff die dargebotene Hand.
»Bereits gefrühstückt?« fragte Benvow.
»Schon seit mehreren Tagen nicht mehr.«
»Gut, leisten Sie mir Gesellschaft.« Er blickte auf Osborn. »Sie können Mr. York mir überantworten.«
»Ich warte draußen«, erwiderte Osborn unsicher.
York grinste. »Er möchte mich ungern verlieren.«
»Wenig Chancen in einem Raumschiff dieser Größenordnung.« Benbow begab sich zu einem Stuhl ihm gegenüber und setzte sich, während er das Magazin beseite schob. Wie auf ein Zeichen tauchte ein Steward in weißer Jacke auf.
»Wally, das ist Mr. York«, sagte Benbow beiläufig. »Er möchte frühstücken. Doch zunächst den Kaffee, bitte.«
»Es gibt heute Wega-Steak.« Der Steward blickte neugierig auf York.
»Steak und Eier?«
»Ausgezeichnet.«
Benbow tippte auf das Magazin, in dem er gelesen hatte. »Das ist ein interessanter Artikel über die einheimische Architektur von Glover, einem der Pollux-Planeten. Sind Sie vielleicht an Architektur interessiert?«
York merkte, daß die Frage einen peinlichen Moment in der Unterhaltung überbrücken sollte und erwiderte:
»Nicht als Autorität, doch bin ich stets an fremden Sachgebieten interessiert.«
»Ich glaube, daß die Architektur den besten Schlüssel einer Kultur darstellt«, bemerkte Benbow. »Sie reflektiert auch das Unterbewußtsein eines Volkes. In mancherlei Hinsicht ist sie ein Spiegel des Geistes.«
»Sind Sie vielleicht Psychiater?«
»Ja, das ist meine Spezialität.« Der Arzt legte eine Pause ein, als der Steward mit Yorks Frühstück zurückkehrte. Als sich der Steward zurückgezogen hatte, fuhr er fort: »Die menschliche Seele ist das große Mysterium des Universums, Mr. York. Je mehr wir sie sondieren, um so mehr verblüfft sie uns.«
»Ich kann mir vorstellen, daß Sie alle Hände voll zu tun haben«, versuchte York seinerseits zur Unterhaltung beizutragen. »Ein einziger Arzt auf einem Zerstörer.«
»Nicht soviel, wie Sie denken«, erwiderte Benbow. »Eines Tages wird man eine automatische Pillendrehmaschine aufstellen und mich vor die Tür setzen.«
Während der Unterhaltung fand York, daß er den Arzt mochte. Er hatte einen flinken Geist, der leicht von einem Thema zum anderen wechselte. Der Mangel an Neugier über Yorks Rolle sagte ihm, daß der Kapitän seine Offiziere davor gewarnt hatte, ihn auszufragen.
Während einer Gesprächspause fragte er: »Sie wissen wohl, warum wir nach Ophiucus fliegen?«
Benbow blickte langsam hoch, und York sah deutlich die grünen Flecken in seinen gelb glitzernden Augen. »Ich bin nicht unterrichtet worden«, sagte der Arzt freundlich.
York erzählte ihm von der
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