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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wichtiges Telefonat mit Frankreich zu führen, dass er nicht einfach abbrechen kann. Er lässt sich entschuldigen.« Und mit gedeckter Stimme fügte er hinzu: »Ist wohl auch gut so, denn sein Fahrer scheint wieder an der Flasche zu hängen. Nun ja. Einen guten Abend noch.« Er brach die Verbindung ab, ehe Frau Labow Fragen stellen konnte. Die Erklärung musste reichen. Dass er sich aus dringlichen Gründen verspätete, kam bei Labow durchaus vor. Und falls der Chauffeur
völlig durcheinander und aufgebracht bei der Frau anrufen sollte, würde sie ihn verärgert zurechtweisen und abwimmeln.
    So weit, so gut. Doch Labows Selbstmord war ein loses Ende, das es noch irgendwie einzubinden galt. Für Bryson und Tarnapolski blieb allerdings nicht viel zu tun, zumal sich der Ex-KGBler standhaft weigerte, in der Verwaltungszentrale von Nortek anzurufen. Es stand immerhin zu erwarten, dass jedes Telefonat aufgezeichnet wurde, und er wollte nicht, dass seine Stimme auf irgendeinem Tonband gespeichert wurde. Sie mussten jetzt schnell improvisieren und eine plausible Erklärung für Labows Selbstmord finden, eine Erklärung, die keine allzu gründliche Untersuchung nach sich ziehen würde. Tarnapolski kam auf die Idee, dem Toten ein paar aussagekräftige Indizien unterzujubeln: eine Packung Kondome der russischen Marke Vigor, ein Sortiment abgegriffener Visitenkarten von etlichen Moskauer Schmuddel-Clubs, die dafür bekannt waren, dass es in ihren Hinterzimmern ziemlich zügellos zuging – Tarnapolski hatte eine kleine Sammlung solcher Karten zufällig zur Hand – und, zur Krönung, eine angebrochene Tube Salbe, mit der gemeinhin die sichtbaren Symptome einer Infektionskrankheit behandelt wurden, die in einem solchen Milieu durchaus häufig in Erscheinung trat. Wahrscheinlich waren dem guten, fleißigen Labow diese ihm nun unterstellten Eskapaden völlig fremd gewesen, aber gerade Männer seines Schlages neigten dazu, sich in solchen Etablissements herumzutreiben. Alkohol und roher Sex, das waren ganz normale, alltägliche Laster.
     
    Ein Wettlauf mit der Zeit hatte begonnen; früher oder später würde Prischnikow erfahren, dass Nortek unterminiert war. Jetzt konnte, wie Bryson wusste, jede Menge schief laufen. Womöglich hatte ein aufmerksamer Milizbeamter Labows Limousine und den bewusstlosen Fahrer schon identifiziert und Meldung gemacht. Es war auch damit zu rechnen, dass Labows Frau aus dem einen oder anderen Grund im Büro ihres Mannes anrief. Es stand viel auf
dem Spiel, und Prischnikow würde unverzüglich reagieren. Bryson musste Russland darum so schnell wie möglich verlassen.
    Mit hohem Tempo steuerte Tarnapolski seinen Audi zum Flughafen Wnukowo, 30 Kilometer südwestlich von Moskau, einem Rollfeld für Inlandflüge, vor allem für solche, die in den Süden führten. Er hatte mit einem der privaten Flugunternehmen einen Sonderstart für einen angeblich vermögenden Klienten ausgehandelt, einen Geschäftsmann, der wirtschaftliche Interessen in Aserbaidschan verfolgte und noch in der Nacht nach Baku fliegen wollte. Die Dringlichkeit hatte Tarnapolski damit erklärt, dass in einer der Fabriken des Klienten ein Aufstand unter den Arbeitern ausgebrochen sei und dass sie den Fabrikdirektor als Geisel genommen hätten. Natürlich war ein derart kurzfristig verlangter Sonderflug nicht gerade billig. Aber Bryson besaß das Geld, und es war ihm nicht schade darum. Eine weitere beträchtliche Summe würde er den Beamten der Zollbehörde zahlen müssen – für ihre Freundlichkeit und Nachsicht.
    »Juri«, sagte Bryson. »Was verspricht sich Prischnikow?«
    »Wovon? Von dem Jademeister?«
    »Ja. Ich weiß, dass Sie sich mit dem chinesischen Militär gut auskennen. Schließlich haben Sie beim KGB eine Zeit lang in der China-Abteilung gearbeitet. Also, was könnte sich Prischnikow von Beziehungen zu General Tsai versprechen? «
    »Sie haben doch Labow gehört, mein Freund. Die Regierungen sind mit ihrer Macht am Ende. Heute haben die Konzerne das Sagen. Prischnikow ist ein ehrgeiziger Machtmensch, der darauf aus ist, den Weltmarkt zu kontrollieren, oder zumindest große Teile davon, und er könnte sich zu diesem Zweck keinen besseren Partner aussuchen als den Jademeister. Tsai gehört zum Generalstab der Volksbefreiungsarmee und ist an vorderster Stelle verantwortlich dafür, dass diese Armee auch wirtschaftliche Macht entwickelt und kommerziell aktiv wird.«
    »Auf welche Weise?«

    »Das chinesische Militär kontrolliert

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