Der Prometheus-Verrat
schon zu Direktoratszeiten angenommenen Identität um die halbe Welt zu reisen. Glaubst du, wir hätten uns an unseren ›John T. Coleridge‹ nicht mehr erinnern können?«
»Wer also hat die Killer angeheuert?«
»Da kämen mehrere in Betracht. Du hattest ja schon von dir aus einige Fühler ausgestreckt. Du hast mit alten KGB-Leuten gesprochen, um meine wahre Identität zu enthüllen. Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass sie Meldung darüber machen, oder genauer gesagt: dass sie ihre Informationen zum Verkauf anbieten könnten, diese korrupten Aasgeier? «
»Komm mir jetzt nicht mit der CIA. Harry Dunne wird mich doch nicht losschicken, damit ich seine Drecksarbeit übernehme, und gleichzeitig Killer auf mich ansetzen.«
»Natürlich nicht. Aber angenommen, man hat spitzgekriegt, welchen Anteil du am Untergang der Spanish Armada hattest, und beschlossen, dich nicht mehr als Helfershelfer, sondern als Gefahr zu betrachten.«
»Wer sollte einen solchen Beschluss gefasst haben? Mein Einsatz sollte inoffiziell über die Bühne gehen. Darauf hat Dunne Wert gelegt. Es gab mich nur als Jonas Barrett in der Datenbank der Sicherheitsabteilung.«
»Und wahrscheinlich auch in der Buchhaltung.«
»Aber wenn überhaupt, dann tief vergraben und verschlüsselt und nur allerhöchsten Stellen zugänglich.«
»Ach, das Amt ist doch so löchrig wie ein Käse, immer schon gewesen. Und das weißt du. Darum gibt es uns ja.«
»Richard Lanchester hat sich, kaum dass ich deinen wahren Namen erwähnte, zu einem Treffen mit mir bereit erklärt. Er wusste von den Anfängen des Direktorats und beschrieb sie genauso wie Harry Dunne. Unterstellst du auch Lanchester, dass er lügt?«
»Er ist ein hervorragender Mann, aber ziemlich eitel, und eitle Männer lassen sich leicht hinters Licht führen. Vielleicht hat Dunne ihm den gleichen Bären aufgebunden wie dir.«
»Er will, dass ich der Sache weiter nachgehe.«
»Na klar. Was soll er anderes sagen. Vermutlich hat er’s mit der Angst zu tun bekommen.«
Bryson wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Da waren so viele Mosaikstücke, die einfach nicht zusammenpassen wollten, so vieles, das sich nicht erklären ließ. »Prospero – Jan Vansina – hat mich wiederholt gefragt, ob Elena Bescheid wüsste. Was soll das bedeuten?«
»Als wir uns fragten, ob du zum Feind übergelaufen bist, haben wir auch Elena eine Zeit lang im Verdacht gehabt. Vansina wollte sich Klarheit darüber verschaffen. Übrigens habe ich von Anfang an geahnt, dass wir dich zu Unrecht verdächtigen.«
»Und was hattest du dir damals für Operationen ausgedacht – in Sri Lanka, Peru, Libyen und im Irak? Dunne meint, dass sie Amerikas Interessen im Ausland konterkarieren sollten und so gut getarnt waren, dass selbst die teilnehmenden Agenten nicht wussten, was da in Wirklichkeit gespielt wurde.«
»Blödsinn.«
»Und Tunesien? War Abu etwa kein CIA-Mann?«
»Ich weiß nicht alles, Nicky.«
»Es scheint, dass die ganze Operation, die angeblich angestrengt worden war, um einen geplanten Umsturz zu vereiteln, in Wahrheit das Ziel hatte, eine Schlüsselfigur der CIA zu enttarnen und auszuschalten. Sie war der einzige direkte Kanal der Agentur zu den islamistischen Zellen der gesamten Region. So wurde, was die eine Hand erarbeitet hatte, durch die andere wieder zunichte gemacht.«
»Papperlapapp.«
»Und was war auf den Komoren, 1978? Du hast uns losgeschickt, damit wir putschende Söldner daran hinderten, die Regierungsmacht an sich zu reißen. Laut Dunne aber handelte es sich um Männer, die von der CIA beauftragt waren, britische und amerikanische Geiseln zu befreien. Welche Version ist nun die wahre?«
»Schau in die Berichte. Die Geiseln wurden gleich nach unserer Operation befreit. Überprüfe die Einstellungsunterlagen, wenn es denn noch welche gibt. Versuche, die Folge der Ereignisse zu rekapitulieren. Das waren keine Leute von der CIA; sie standen vielmehr im Sold nationalistischer Elemente. Du solltest deine Hausaufgaben ein bisschen sorgfältiger erledigen.«
»Mach mir nichts vor! Ich war vor Ort, das weißt du. Und ich war an Bord der Spanish Armada , mit den Blaupausen einer neuen Lenkwaffe als Köder in der Tasche. Calacanis hatte sofort einen potenziellen Käufer bei der Hand, und das war ein Mann von euch! Ein Direktoratsmitglied namens Vance Gifford oder wie er sich auch sonst noch nennen mochte. Calacanis hat mir bestätigt, dass von Washington eine wachsende Nachfrage an solchen
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