Der Prometheus-Verrat
Waffen ausgeht.«
»Du weißt doch, dass wir uns aus Washington zurückgezogen haben. Wir mussten unseren Stützpunkt wechseln, weil der alte entdeckt worden war.«
»Und warum zum Teufel war dein Agent so scharf auf meine Blaupausen? Waren die für deine persönliche Sammlung bestimmt, oder was?«
»Nicky …«
»Und warum war er in Begleitung von Jacques Arnauds Mann Jean-Luc Bertrand? Willst du mir weismachen, dass ihr nicht darauf aus gewesen seid, Waffen einzukaufen?«
»Gifford hat versucht, seinen Job zu erledigen.«
»Und worin bestand der? Ich zitiere Calacanis: ›Die Organisation dieses Herrn kauft in letzter Zeit groß ein.‹«
»In dieser Welt, das weißt du genau, schaut man sich die Ware nicht nur an, man kauft sie auch. Schnüffler sind schnell entlarvt und um die Ecke gebracht.«
»Und aus eben diesem Grund musste wohl auch Prospero – Jan Vansina – in Genf fünf Millionen Dollar waschen, was? War das ebenfalls ein notwendiger Umweg zur Unterwanderung? «
»Wer hat dir das erzählt? Dunne?«
Bryson antwortete nicht, sondern starrte seinen ehemaligen Ausbilder nur an. Er spürte einen pochenden Schmerz in der rechten Brusthälfte. Anscheinend ließ die Wirkung des Schmerzmittels nach.
Ted Waller fuhr fort; sein Tonfall war voller Ironie. »Hat er dir das außerhalb seines Büros anvertraut? Weil er in seinem Büro abgehört zu werden fürchtete?«
Weil Bryson immer noch nicht antwortete, legte Waller nach: »Hat der stellvertretende Direktor der CIA tatsächlich nicht die Macht, sein eigenes Büro sauber zu halten?«
»Wanzen gibt’s mittlerweile auch aus Kunststoff. Die lassen sich nicht so ohne weiteres aufspüren. Man müsste schon den Putz von den Wänden schleifen.«
Waller schnaubte. »Er hat dir was vorgemacht, Nick. Ein Schmierenstück. Der offenbar erfolgreiche Versuch, dir einzureden, dass er der Gute sei, dem die Kräfte der Finsternis nachstellten – Kräfte, bei denen es sich in diesem Fall um die gesamte CIA handelt, wovon er die Nummer zwei ist.« Waller schüttelte den Kopf. »Also wirklich.«
»Ich habe ihm einen CIA-Ausweis vorgelegt, den ich einem seiner toten Schwarzarbeiter aus der Tasche gezogen habe, nachdem der mich in der Nähe von Chantilly umzubringen versucht hat.«
»Lass mich raten. Dunne hat den Ausweis prüfen lassen, und es wurde festgestellt, dass es sich um eine Fälschung handelt.«
»Falsch.«
»Dann war es ihm wahrscheinlich nicht möglich, die entsprechende Personalakte hervorzuziehen. Über einen Code-Sigma-Check hat er den Mann schließlich als Agent in extremis identifiziert. Und das war’s dann. Nicht einmal der Name konnte ermittelt werden.«
»Das kann doch alles so gewesen sein. Solche Agenten hinterlassen keine Spuren, das weißt du. Dunne hat mir gegenüber auch zugegeben, dass sich die CIA für eine Untersuchung in Sachen Direktorat nicht besonders gut eignet.«
»Ah, und das hat ihn für dich noch ein Stück vertrauenswürdiger gemacht, nicht wahr? Ihn persönlich.«
»Willst du mir sagen, dass er mich umzulegen versucht hat, obwohl ich von ihm den Auftrag hatte, dem Direktorat auf die Schliche zu kommen? Das ist nicht nur unlogisch, sondern geradezu idiotisch.«
»Komplexe Operationen zu koordinieren ist immer ein Vabanquespiel. Willst du meine Vermutung hören? Als er erfuhr, dass du den Anschlag überlebst hast, wurde ihm klar, dass man dich eventuell umprogrammieren und auf einen anderen Fall ansetzen könnte. Wie auch immer, es wird Zeit, den Gurt anzulegen und die Rückenlehne, wie es immer so schön heißt, in eine aufrechte Position zu bringen. Wir landen.«
Waller sprach wie aus weiter Ferne, und Bryson verstand nicht, was er meinte. Ihm wurde schwarz vor Augen. Als Nächstes nahm er ein gleißendes Licht wahr. Er öffnete die Augen und fand sich in einem Raum wieder, der aus weißen und verchromten Oberflächen bestand. Er lag in einem frisch bezogenen Bett unter gesteiften Laken. Das Licht war so grell, dass seine Augen schmerzten. Seine Lippen waren trocken, schrundig, der Hals verklebt.
Vor dem hellem Hintergrund zeichneten sich zwei Gestalten ab. Die eine war unverkennbar Waller, die andere eine
sehr viel schlankere, kleinere Person. Wahrscheinlich eine Krankenschwester. Er hörte Wallers Bariton: »… er kommt zu sich. Hallo, Nicky.«
Bryson grummelte, versuchte zu schlucken.
»Er hat bestimmt Durst«, sagte eine Frauenstimme, die im sehr vertraut war. »Kann ihm jemand ein Glas Wasser
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