Der Prometheus-Verrat
mich nicht, dass du diesem Burschen zuvorgekommen bist?«
Bryson hatte keinen Sinn für Komplimente; er war wütend. »Du hattest Angst davor, dass ich die Wahrheit aufdecke, deshalb sollte ich ausgeschaltet werden!«
»Nein. Aber dein Verhalten hat uns Sorgen gemacht. Alles deutete darauf hin, dass du dich von Harry Dunne tatsächlich hast korrumpieren und gegen uns, deine ehemaligen Arbeitgeber, aufhetzen lassen. Wer könnte einem Menschen schon hinter die Stirn blicken? Vielleicht hatte dich die vorzeitige Pensionierung ja verbittert. Es war damit zu rechnen, dass dir Harry Dunne mit seinen Lügen den Kopf verdreht hatte. Darum mussten wir Vorsorgemaßnamen ergreifen; uns blieb nichts anderes übrig. Denn du wusstest ja viel zu viel über uns, trotz aller Segmentierung. Zugegeben, du warst für uns, wie es so schön heißt, ›unrettbar verloren‹.«
» Himmel! «
»Allerdings konnte ich es nie so richtig glauben. Ich kenne dich besser als jeder andere und wollte das Dossier, das über dich angelegt worden war, nicht wahrhaben, jedenfalls nicht ohne weitere Beweise. Also habe ich eine unserer besten Kräfte auf Calacanis’ Schiff geschickt mit dem Auftrag, dich unter die Lupe zu nehmen, bis klar sein würde, auf welcher Seite du stehst.«
»Layla.«
Waller nickte einmal kurz.
»Als Klette auf mich angesetzt.«
»Korrekt.«
»Unsinn!«, brüllte Bryson. »Sie war mehr als eine Klette! In Brüssel hat sie versucht mich umzubringen.«
Bryson musterte Wallers Miene, die aber mit keinem Zeichen irgendetwas zu erkennen gab. »Sie hat auf eigene Faust gehandelt und sich damit über meine ausdrückliche Order hinweggesetzt. Das bezweifle ich nicht, Nick. Aber du darfst die Chronologie der Ereignisse nicht außer Acht lassen.«
»Das ist doch krank . Du windest dich hin und her, aber es führt nicht weiter.«
»Hör mir zu, bitte. So viel solltest du mir, der ich dir das Leben gerettet habe, doch noch zugestehen. Zu ihrem Auftrag gehörte es auch, auf dich aufzupassen – und, was den Verdacht gegen dich betraf, die Unschuldsvermutung gelten zu lassen, solange nicht alle Fakten auf dem Tisch lagen. Als es für dich auf Calacanis’ Schiff eng wurde, ist sie eingeschritten. «
»Und wie erklärst du die Sache in Brüssel?«
»Ein bedauerlicher Kurzschluss ihrerseits. Im Grunde wollte sie das Direktorat und unsere Mission in Schutz nehmen. Als sie erfuhr, dass du dich mit Richard Lanchester treffen und das Direktorat auffliegen lassen wolltest, hat sie dich davon abzubringen versucht, und weil ihr das mit Worten nicht gelang, ist sie in Panik geraten. Sie glaubte wohl, unverzüglich einschreiten zu müssen und nicht mehr die Zeit zu haben, mit mir Rücksprache zu nehmen. Das war ein Fehler. Aber so ist sie nun mal: leider ein bisschen zu impulsiv. Ansonsten kann man sie nur loben. Sie ist eine der besten Agentinnen, die der Mossad je hervorgebracht hat; und sie ist schön. Eine seltene Kombination. So kommt’s, dass man ihre Nachteile schnell übersieht. Übrigens geht’s ihr ganz gut. Danke der Nachfrage.«
Bryson ignorierte Wallers Sarkasmus. »Habe ich richtig verstanden? Sie hatte nicht den Auftrag, mich zu töten?«
»Wie gesagt, sie sollte dich observieren und dir, wenn nötig, Rückendeckung bieten. Nicht mehr und nicht weniger. In Santiago de Compostela zeigte sich, dass es andere auf dich abgesehen haben. Calacanis war tot, seine Sicherheitskräfte
schwer dezimiert. Kaum anzunehmen, dass das Killerkommando aus seinem Umkreis stammte. Für mich war klar, dass du als Handlanger missbrauchst wirst. Die Frage war nur, von wem.«
»Ted, ich habe einige der auf mich angesetzten Killer gesehen und wiedererkannt. Eine blonde Agentin aus Khartum. Zwei Brüder aus Cividale, dieselben, die ich seinerzeit für die Operation Vector angeheuert hatte. Die hat mir das Direktorat auf den Hals gehetzt!«
»Nein, Nick. Die Killer von Santiago waren Freiberufler, die haben nicht nur für uns gearbeitet, sondern für jeden, der ihnen genug Geld zahlte. Eben weil sie dich kannten, ist man für den Job in Santiago an sie herangetreten. Wahrscheinlich hat man ihnen gesagt, dass du ein Abtrünniger bist, der womöglich auch ihre Namen verraten würde. Also wollten sie dir auch aus eigenem Interesse ans Leder.«
»Und das Kopfgeld von zwei Millionen war schließlich auch nicht zu verachten.«
»Allerdings. Die hätte ich im Handumdrehen verdienen können. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, mit einer alten,
Weitere Kostenlose Bücher