Der Protektor von Calderon
»Die müsste er erst einmal in die Hand bekommen. Wir sichern die Furt. Bring die Männer in Bewegung, Erster Speer.«
Marcus salutierte und wandte sich an einen Boten in der Nähe, dem er die entsprechenden Anweisungen erteilte.
»In der Zwischenzeit sollen die Marat ausreiten«, sagte Crassus. »Die können im Dunkeln sehen und sind schneller als die Canim. Wenn sie dort draußen keine feindlichen Krieger entdecken, schicken wir die Reiterei aus und treiben die Canim weiter vor uns her.«
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, meinte Max.
»Wenn wir hierbleiben und ich recht habe, bleibt eine Menge
Blut unvergossen. Wenn wir hierbleiben und ich mich irre, haben wir diese Stellung eingenommen, und es bleiben nur noch zwei zwischen hier und Werftstadt.«
»Scipio wäre weitermarschiert«, sagte Max. »Ganz bestimmt.«
Crassus rieb sich die verletzte Schulter und wirkte gelassen. »Ich bin eben nicht Scipio«, erwiderte er. »Und du hast deine Befehle.«
Maximus sah Crassus böse an, schlug die Faust vor die Brust und ging zu seinem Pferd. Er stieg auf und nieste lautstark. Der große Antillaner blickte finster in den Regen und lenkte sein Pferd dicht an Marcus vorbei.
»Scipio liegt mit einem Buch im Bett«, knurrte er dem Ersten Speer zu. »Und mit der Botschafterin, das wette ich.«
Er brachte sein Pferd zum Trab, und kurz darauf donnerte eine halbe Ala Marat-Reiter über die eroberten Wälle hinaus und in das Land dahinter.
Marcus beaufsichtigte die Aufstellung der Legion, wobei einige der Männer vorgeschobene Posten einnahmen, andere Palisaden errichteten und wieder andere in Reih und Glied in der Mitte warteten, bereit, zu marschieren oder zu kämpfen, je nachdem, welcher Befehl ausgegeben wurde.
Nachdem das erledigt war, kehrte Marcus zu Crassus zurück, der sich mit einem der höheren Offiziere der Ersten Senatsgarde unterhielt. Der Mann war eindeutig verärgert, denn er fuchtelte wild mit den Armen, während er sprach. Crassus starrte sein Gegenüber ausdruckslos an und sagte zur Antwort nur ein einziges Wort.
Der Gardeoffizier fauchte etwas und stolzierte davon.
Marcus trat ruhig zu Crassus. »Schwierigkeiten, Hauptmann?«
Crassus schüttelte den Kopf. »Der Mann des Senators. Du hattest recht.«
Der Erste Speer nickte. »Bringen wir dich zu den Heilern, Hauptmann.«
»Das kann warten«, wandte Crassus ein. »Offensichtlich haben wir weitere Balestra erbeutet, und die müssen ordentlich gesichert werden, ehe …«
»Bei allem Respekt«, sagte Marcus, »nein, Hauptmann. Das kann nicht warten. Nur weil du den Schmerz nicht spürst, bedeutet es nicht, dass sich der Zustand deiner Schulter nicht trotzdem verschlechtert. Wir gehen zu den Heilern, und zwar sofort.«
Crassus zog eine Augenbraue hoch, fast so, wie es der richtige Hauptmann getan hätte. Marcus vermutete, er musste es sich von Scipio abgeschaut haben. Dann sah Crassus auf seine Schulter und lächelte Marcus kläglich an. »Wenn ich jemand anders wäre, würde ich mir auch befehlen, zu den Heilern zu gehen, nicht wahr?«
»Ja, Hauptmann«, antwortete Marcus.
Crassus seufzte, und zusammen brachen die beiden zu dem Bereich auf, wo Foss seine Zelte und Wannen aufgestellt hatte.
»Marcus«, sagte Crassus leise. »Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt.«
»Wofür denn?«
»Für deine Unterstützung. Und deinen Rat. Ohne deine Hilfe hätte ich die Legion nicht übernehmen können.«
»Das gehört doch zu meinen Aufgaben, Hauptmann«, sagte Marcus.
Crassus schüttelte den Kopf. »Nein, beileibe nicht. Du bist immer der Erste, der sich bereit erklärt, einen Schritt weiter zu gehen. Du bist der Erste am Morgen und der Letzte, der sich abends schlafen legt. Du spornst uns alle an, das Beste zu geben. Dir gelingt es, die Disziplin unter den Männern aufrechtzuerhalten, und zwar ohne Einschüchterungen und Demütigungen. Wenn du dir nicht längst einen Ehrennamen im Orden der Tapferen gemacht hättest, würde dein Dienst während der letzten Jahre die Aufnahme in den Orden der Treuen rechtfertigen.«
Marcus verstummte und wandte den Blick von dem jungen Mann ab. Sie hatten die Zelte der Heiler erreicht. Mehrere Verwundete lagen auf Tragen am Boden und waren verbunden worden, während sie darauf warteten, in die Wanne zu kommen. Andere Männer lagen bewusstlos auf Betten, und frische rosa Haut zeigte, wo ihnen Wunden mit Wasserkräften geschlossen worden waren.
Fürstin Aquitania war in ihrer Verkleidung als Waschweib dort
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