Der Protektor von Calderon
Gewicht mit quälender Langsamkeit und warf das Messer mit, wie es ihr erschien, beinah gewöhnlicher Geschwindigkeit.
Das Messer drehte sich genau anderthalbmal in der Luft, traf das Tier in die schuppige Haut und bohrte sich kurz hinter dem Vorderbein mehrere Zoll tief in die Flanke des Garims.
Der Garim reagierte langsamer als jedes andere Tier, das sie je gesehen hatte, und Amara konnte fast einen ganzen Schritt vollenden, ehe er sich auf die andere Seite fallen ließ, nach dem Messer schnappte und es herauszog.
Amara hielt bereits ihr Schwert in beiden Händen und stürzte sich auf den Garim. Die zusätzliche Schnelligkeit, die ihr der Windelementar verschaffte, würde es ihr erlauben, kräftig zuzustechen, und das musste wohl sein, wenn sie sich anschaute, wie wenig wirkungsvoll ihr Wurfmesser gewesen war.
Die Schritte zwischen ihr und dem Garim dauerten ewig, und deshalb hatte sie Gelegenheit, über etwas anderes nachzudenken, das seine guten und schlechten Seiten hatte: Durch die Geschwindigkeit,
die ihr der Elementar verlieh, wurde sie zwar einerseits sehr schnell - was gut für den Ersten Fürsten war -, andererseits hatte sie aber auch genug Zeit, um die Gefahr zu erkennen, die mit ihrer Handlungsweise verbunden war.
Das Tier war viel größer, als sie zunächst gedacht hatte. Obwohl der Garim am höchsten Punkt des Rückens nicht höher war als zwei Fuß, war er breit und flach gebaut und hatte kräftige Beine, die weit seitlich aus dem großen Leib ragten, welcher nur aus Knorpel und Sehnen zu bestehen schien. Vermutlich wog die Bestie doppelt so viel wie Amara, möglicherweise sogar mehr. An den Füßen prangten dicke Krallen, der Kopf war schwer und mächtig und mit großen Kiefermuskeln ausgestattet. Aus den kleinen Knopfaugen, die wie schwarze Glasperlen aussahen, sprachen Tücke und Dummheit, und der Schwanz, der beinahe so lang war wie der Körper, fegte mit entschieden zu viel Kraft hin und her. Die Haut war dunkelgrün und mit dunkleren Streifen durchzogen, was in diesem verregneten Wald für eine perfekte Tarnung sorgte. Die Schuppen wirkten hart und dick.
Wenn der Garim sie packen konnte, würde er ihre Gliedmaßen genauso leicht durchbeißen wie Gaius’ Gehstock. Sie hätte natürlich einfach ausweichen können, wenn es denn nur um sie selbst gegangen wäre, aber das war leider nicht der Fall. Das Untier hatte zielstrebig Gaius angegriffen, und wenn sie es nicht zwang, sich mit ihr zu befassen, würde es sich wieder dem Ersten Fürsten zuwenden. Sie musste kämpfen, und das bedeutete, ihr erster Hieb musste richtig sitzen, oder sie riskierte es, von diesem kräftigen, schnellen Tier überwältigt zu werden.
Sie hätte auf die Kehle gezielt, wäre es ein Thanadent gewesen, ein Graslöwe oder einer dieser Herdentöter der Marat. Am Hals des Garims hingegen legte sich die Haut in mehreren dicken Falten übereinander, und sie bezweifelte, ob sie stark genug wäre, diese Schuppen zu durchdringen.
Der Garim hätte im Gegensatz dazu ihren Hals ohne größere Anstrengung durchbeißen können.
Langsam bekam Amara Angst.
Die Augen, entschied sie. Zwar ein kleines Ziel, doch Cirrus würde ihr mit seiner Schnelligkeit helfen. Wenn sie genau traf, könnte sie die Bestie möglicherweise töten - und selbst wenn sie den Garim nur schwer genug verwundete, würde sie einen weiteren Angriff auf Gaius verhindern. Was das betraf, würde es aber vermutlich auch genügen, wenn der Garim Amara erbeutete, ihren Leib in den Wald zerrte und sie dort verschlang.
So betrachtet, konnte Amara eigentlich gar nicht verlieren.
Der breite, hässliche Kopf wandte sich ihr zu, und das riesige Maul klappte auf und enthüllte Hunderte gekrümmter, tückischer Zähne.
Sie schrie und stach zu, mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Die Spitze des Schwertes traf den Garim genau über dem Knopfauge, durchbohrte ein dünnes Stück Haut und scharrte über den dicken Schädelknochen. Ihr Vorwärtsschwung trug sie weiter über den niedrigen Garim hinweg, und mit Übelkeit erregender Panik wurde ihr bewusst, dass sie stürzen würde.
Amara versuchte sich abzurollen, damit sie schnell wieder auf die Beine kommen würde, doch auf halbem Wege schlug ihr etwas an die Schulter und brachte sie ins Taumeln. Sie ging hart zu Boden, zuerst aufs Knie, dann auf die Schulter, und landete mit voller Wucht an einem Baumstamm. Durch die Störung verlor sie die Verbindung zu Cirrus, und die Welt bewegte sich wieder so langsam wie
Weitere Kostenlose Bücher