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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und bediente die Verwundeten. Sie brachte ihnen Wasser und schaute nach den Verletzungen. Als sich Marcus näherte, sah sie ihn an, lächelte kurz und fuhr dann in ihrer Arbeit fort.
    »Fidelar Marcus geht einem nicht so glatt über die Lippen, oder?«, fuhr Crassus fort. »Einerlei, ich dachte, du solltest wissen, dass ich sehr wohl über die Arbeit Bescheid weiß, die du noch zusätzlich leistest. Danke.«

    Marcus musste sich beherrschen, denn plötzlich hatte er einen bitteren Geschmack im Mund und hätte am liebsten ausgespuckt. »Gern geschehen, Hauptmann.«

28
    Der Regen, entschied Amara, hatte seine guten und seine schlechten Seiten. Einerseits half ihnen der leichte, stete Niederschlag, die Fährte zu verwischen, und außerdem wurden sie nicht so einfach entdeckt, doch nach drei Tagen war die Nässe kaum noch zu ertragen. Hier in den südlichen Gefilden des Reiches war Dauerregen um diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches, aber Amara hatte ihn nie zuvor so endlos erdulden müssen.
    Die Nächte waren ungemütlich, denn sie konnten kein Feuer machen, da es kein trockenes Holz gab. Bernard erklärte Amara, er könne einen Baum so umgestalten, dass er mehr Schutz biete, oder eine trockene Höhle in einen Felshang wirken, doch wagte er das nicht aus Angst, feindliche Waldläufer würden möglicherweise darauf stoßen.
    Abgesehen davon kannte ihr Gemahl eine Menge praktischer Mittel, um sich zum Beispiel vor einem Teil des Wassers zu schützen, doch trotzdem fand keiner von ihnen wirklich Ruhe. Wenn der Regen nicht bald aufhörte und ihnen erlaubte, beim Essen nicht nur auf den Reisezwieback zurückzugreifen, würden ihnen die Vorräte ausgehen, und dann mussten sie sich mit dem zufrieden geben, was Bernard unterwegs sammelte oder erjagte. Und Amara fand die Aussicht auf rohes Hasenfleisch nicht sonderlich verlockend.

    Sie blickte düster zum Himmel hinauf und wünschte sich, sie hätte mehr Übung darin, das Wetter zu beeinflussen.
    »Ich weiß genau, wie du dich fühlst«, murmelte Gaius und humpelte beharrlich vor sich hin. »Ich denke ständig daran, wie schön ein warmes Feuer und ein heißer Becher Tee wären.«
    Amara lächelte. »Kann man mich wirklich lesen wie ein aufgeschlagenes Buch?«
    »Wir sehnen uns wohl alle danach«, erwiderte Gaius. Er blinzelte hoch zu den Wolken. »Es ist vor allem meine Schuld, weißt du.«
    Amara blickte ihn von der Seite an. »Wieso sagst du das?«
    »Weil es mein Fehler war. Der Wind, der uns aus dem fernen Norden hergebracht hat, war kalt und trocken. Ich habe ihn gebeten, uns nach Süden zu begleiten, und dort ist er auf den warmen, feuchten Himmel über dem Meer gestoßen. Der Regen ist das Ergebnis davon.«
    Amara schüttelte den Kopf. »Kein besonders schlimmer Fehler. Vermutlich hat uns der Regen sogar geholfen.«
    Gaius lächelte, und seine Zähne glänzten. »Mal ganz unter uns, ich habe von dieser Hilfe langsam die Nase voll.«
    Amara lachte, und ihr Blick fiel auf einen Baumstamm in der Nähe. In einer Höhe von sieben Fuß zeigte die Rinde tiefe Furchen bis ins Mark des Baumes.
    »Bernard?«, rief Amara leise.
    »Ich habe es gesehen«, meinte er.
    »Was ist das?«
    »Reviermarkierungen«, antwortete Bernard.
    »Reviermarkierungen? Von wem?«
    »Von einem Raubtier«, sagte Bernard. »Vielleicht von einer großen Katze. Oder einer dieser Eidechsen.« Er blieb stehen, hob eine Hand und legte den Kopf schief.
    »Die nennt man Garim«, ergänzte Gaius leise. »Sie geben hervorragende Mäntel ab, wenn man …«
    Im Dickicht zehn Fuß rechts vom Ersten Fürsten gab es plötzlich
eine heftige Bewegung, und etwas Schweres, Lederartiges krabbelte flach über den Boden, drehte dabei den Kopf hin und her und schnappte nach Gaius’ Beinen.
    Es war eine Rieseneidechse - ein Garim.
    Der Erste Fürst bemerkte sie und reagierte mit bewundernswerter Geschwindigkeit. Es gelang ihm, sich umzudrehen und dem Tier seinen Gehstock ins Maul zu werfen. Der Garim ließ seine Kiefer zuschnappen und biss sauber das eine Ende des Stabs ab. Dann spuckte er das Holz zur Seite und stürmte weiter auf Gaius zu.
    Gaius’ Ablenkung hatte Amara wertvolle Sekunden geschenkt, in denen sie handeln konnte. Die Kursorin rief Cirrus, lieh sich die Schnelligkeit des Windelementars, und die Bewegung der Welt verlangsamte sich zu einem trägen Tanz.
    Amara griff an ihren Gürtel und fand dort den Griff ihres Messers. Sie zog es, noch während sie sich zu dem bedrohlichen Garim umdrehte, verlagerte das

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