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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ließ, auf die Aleraner.
    Marcus brüllte: »Schild hoch, Klinge tief!«

    »Schild hoch, Klinge tief!«, antwortete die Kohorte und wiederholte jene Regel, die als wichtigste Taktik im Kampf gegen die riesigen Feinde galt. Die Canim erreichten die vorderste Reihe, doch ihre Waffen trafen auf eine Mauer aus Schilden, und die Soldaten vorn konzentrierten sich darauf, nach Füßen, Knien, Beinen und Lenden der Angreifer zu hauen und zu stechen. Die Canim hatten vergleichsweise wenig Erfahrung mit Gegnern, die kleiner waren als sie selbst, und dementsprechend Schwierigkeiten, sich gegen die niedrigen Hiebe zu wehren.
    Canim prügelten auf die Schildmauer ein. Der Schild eines Legionare wurde in rechtem Winkel getroffen, und nicht schräg, was zur Abwehr geeigneter gewesen wäre. Ob nun stahlverstärkt oder nicht, der Schild zersplitterte unter der entsetzlichen Wucht der Canim-Klinge, und das Schwert trennte dem Legionare den Arm an der Schulter ab. Schreiend ging der Mann zu Boden.
    An der Seite von Marcus wehrte Crassus einen Hieb von einer riesigen Keule ab, und obwohl seine Ausrüstung und seine Körperkraft von Elementaren unterstützt wurden, stöhnte er vor Schmerz. Sein Schildarm fiel schlaff herunter.
    Marcus schob sich vor den jungen Offizier und übernahm den nächsten Hieb des Cane, wobei er gar nicht erst versuchte, sich in Hinsicht auf Stärke mit dem Gegner zu messen. Stattdessen stach er von schräg unten nach dem Bauch des Feindes. Der Cane zog sich heulend zurück, und Marcus brüllte zwei Veteranen zu, sie sollten Crassus abschirmen.
    Das Schlachtgedränge lockerte sich plötzlich auf, und Marcus stellte fest, dass die Kohorte Prima, dicht gefolgt vom Rest der Ersten Aleranischen, die Erdwälle überquert hatte. Plärrende Canim-Hörner riefen zum geordneten Rückzug aus den Stellungen, und die Gegner verschwanden in Regen und Dunkelheit.
    Crassus war blass geworden und schnallte sich den Schild ab. Marcus wandte sich zu ihm um und sah sich den Arm an. »Die Schulter ist ausgekugelt«, sagte er. »Wir müssen dich zu einem Heiler bringen, Hauptmann.«

    »Die sollen sich zuerst um die Männer mit blutenden Wunden kümmern. Im Augenblick spüre ich gar nichts.« Er wischte sich die Klinge am Umhang eines gefallenen Cane sauber, schob sie in die Scheide und blickte sich nüchtern um. »Die Pioniere sollen dem Fluss sein altes Bett zurückgeben. Die sechste, neunte und zehnte Kohorte sollen die Umgebung des Lagers sichern. Die zweite bis fünfte errichten eine Palisade. Die Übrigen halten sich als Reserve bereit.«
    Marcus salutierte. »Hauptmann.«
    »Warte«, sagte Maximus.
    Er trat zu Crassus und senkte die Stimme. »Bei denen herrscht jetzt Chaos, Crassus. Wir sollten ihnen nachsetzen und unseren Vorteil nutzen.«
    »Das Ziel war die Einnahme der Furt«, erwiderte Crassus. »Das haben wir erreicht.«
    »Es ist eine Gelegenheit«, meinte Max. »Wir müssen ihnen nachsetzen. Wir bekommen nie wieder die Chance, sie anzugreifen, wenn sie nicht darauf gefasst sind.«
    »Ich weiß«, sagte Crassus. »Es ist fast zu schön, um wahr zu sein.«
    Marcus blickte Crassus scharf an und runzelte die Stirn.
    Max blickte Crassus trotzig an. »Diesmal traust du den Canim zu viel zu.«
    »Denk doch mal kurz nach, Max«, sagte Crassus. »Es tut vielleicht weh, aber versetz dich für einen Moment in die Canim. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, eine aleranische Legion anzugreifen, die von den anderen getrennt ist, auf offenem Gelände, und noch dazu im Dunkeln?«
    Nun sah Max Marcus an. »Erster Speer? Was denkst du?«
    Marcus schnaubte. »Das ist eine Gelegenheit wie aus dem Lehrbuch, Hauptmann. Wenn du nach einer wilden Flucht wie dieser nicht die Verfolgung befiehlst, wird das dem Senator nicht gefallen.«
    »Aber du hältst es für eine Falle?«, hakte Maximus nach.

    »Wer sich so etwas ausdenkt, müsste ein brillanter Soldat sein«, antwortete Marcus.
    »Und Nasaug ist brillant«, warf Crassus ein. Er sah Maximus an, starrte dann in die Dunkelheit und runzelte die Stirn. »Man plant nicht in Hinsicht auf das, was man glaubt, dass der Feind tun wird«, sagte er schließlich. »Man plant in Hinsicht auf das, wozu er fähig ist. Ich schicke die Legion nicht blind da hinaus.«
    Maximus schüttelte den Kopf. »Ich bin auch nicht gerade scharf darauf, mich im Dunkeln mit den Canim zu prügeln, aber wenn du den Vormarsch nicht befiehlst, wird dir Arnos die Eier abreißen.«
    Crassus zuckte mit den Schultern.

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