Der Protektor von Calderon
nicht mehr erwarten konnte, sich in die Schlacht zu werfen.
Das Stocken des Vormarsches war überwunden, und nahezu achthundert Stimmen brüllten ihre Feindseligkeit heraus. Die Erste Aleranische wurde wieder schneller und stürmte zu einem wilden Angriff los, nachdem sie Maximus’ windgewirkten Wasserschirm durchdrungen hatte. Von diesem Zorn getrieben stürzten sie sich auf den Feind und beachteten die Geschosse nicht, die weiterhin auf sie niederprasselten und viele das Leben kosteten.
Die Erste Aleranische nahm diese Treffer hin, während sie aus dem Wasser stieg, als notwendigen Preis, um mit dem Feind auf Tuchfühlung gehen zu können. Die Legionares stürmten auf die
Erdwälle zu, angeführt von den Ritter Terra. Diese schlugen auf die aus Boden und Steinen errichteten Verteidigungsanlagen mit großen Hämmern ein und lösten so einen kleinen Erdrutsch aus - einen, der den Aufstieg erleichterte. Marcus, Maximus und Crassus waren die ersten, die den Fuß auf die Rampe setzten und nach oben rannten.
Dort trafen sie auf den Feind.
Marcus hatte sich darauf eingestellt, wieder gegen die Canim zu kämpfen, doch mit den früheren Sklaven hatte er nicht gerechnet. Als er den Kamm des Walls erreichte, hob ein Junge von kaum fünfzehn Jahren den Bogen und versuchte, einen Pfeil aufzulegen. Marcus blieb keine Zeit zum Nachdenken. Er schlug zu, der junge Soldat kippte nach hinten um, und Blut spritzte aus seiner Kehle.
Marcus starrte dem Jungen schockiert hinterher, einen einzigen Herzschlag lang, der sich ausdehnte und den Rest der Welt in eine trügerisch verträumte Mattigkeit zog. Noch immer loderte der Zorn in ihm, doch für einen Augenblick stand er außerhalb seiner selbst, als Teil des Hintergrunds, der nicht mehr Gewicht besaß als der Lärm der Schlacht.
Der Hals des Jungen war verunstaltet von den Narben eines Halsrings. Alten Narben. Wenn er tatsächlich erst fünfzehn war, musste er die Narben schon haben, seit er laufen konnte - und Marcus machte sich wenig Illusionen, auf welche Weise Sklavenbesitzer von hilflosen Kindern Gebrauch machten.
Arnos hatte die »Freien Aleraner« als Hochverräter bezeichnet, aber bei den Krähen, Marcus war sich nicht sicher, ob er an ihrer Stelle nicht ganz genau die gleiche Entscheidung getroffen hätte. Das Los eines Sklaven im Süden des Reiches war trostlos, und die Duldsamkeit jedes Menschen, ob Cives oder nicht, hatte nun einmal ihre Grenzen.
Ein wölfisches Gebrüll erhob sich, und der Augenblick war vorüber. Marcus duckte sich unter einer gekrümmten Canim-Klinge hindurch und fand sich einem acht Fuß großen und mehrere
hundert Pfund schweren Cane aus der mit Stahl gepanzerten Kriegerkaste gegenüber.
Marcus war ein guter Schwertkämpfer, und er wusste, durch seine Erdkräfte verfügte er über einige Vorteile gegenüber den meisten Gegnern. Gegen einen Canim aus der Kriegerkaste zählte dieser Vorteil allerdings nicht, und was die Künste im Umgang mit dem Schwert betraf, so konnte er durchaus sogar im Nachteil sein. Er war allerdings als Soldat nicht deshalb so alt geworden, weil er für seinen Stolz kämpfte, und als der Cane vortrat und erneut ausholte, lenkte Marcus den Hieb mit dem schräg gehaltenen Schild ab, machte einen Ausfall in die Verteidigung des Gegners und stieß dem Cane den Gladius ins Knie.
Der Cane heulte auf und taumelte. Maximus hatte gesehen, wie Marcus diesen hässlichen kleinen Angriff durchführte, und ehe der Cane sich erholen und auf Marcus einhacken konnte, schwang der junge Tribun das Schwert, und aus der Kehle des Gegners spritzte Blut.
Marcus fand sein Gleichgewicht wieder und wandte sich einem Feind zu, der Maximus von der Seite angriff, und gemeinsam drängten sie voran in eine Gruppe halb panischer Freier Aleraner. Marcus war froh, dass diese keine wirkliche Gegenwehr leisteten. Er rammte einen Mann mit dem Schild zu Boden, teilte einige nicht tödliche Hiebe mit dem Schwert aus, und dann liefen die ehemaligen Sklaven davon. Marcus drängte ihnen hinterher, den Wall hinunter zum Boden auf der anderen Seite, und die Männer der Kohorte Prima folgten ihm.
Dort rannten sie in den hastig aufgebotenen Widerstand der Canim. Die Wolfskrieger hatten dreißig oder vierzig ihrer Art gesammelt - schockierend angesichts der Tatsache, wie wenig Zeit ihnen dazu geblieben war, und ein Hinweis darauf, welche militärische Disziplin bei ihnen herrschte. Diese stürzten sich nun mit einem Geheul, welches das Blut in den Adern gefrieren
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