Der Protektor von Calderon
er aus einem See steigen, und er schüttelte den Garim, wie ein Terrier es mit einer Ratte machen würde. Amara meinte, das Genick der Eidechse knacken zu hören, und trotzdem war Brutus noch nicht zufrieden, sondern schlug den Garim erst gegen zwei Bäume und dann immer wieder auf den Boden. Als der Erdelementar aufhörte, war von dem Tier nur ein blutiger Brei aus Knochen und Fleisch geblieben.
Amara blieb einige Fuß vor ihrem Gemahl stehen. Bernard schaute zu, bis Brutus sein Werk beendet hatte, dann nickte er. »Danke.« Der Steinhund schlug die Kiefer zweimal zusammen, schüttelte den Kopf, wobei Kieselsteine und Schlamm durch die Luft flogen, und versank wieder in der Erde, wobei er sich im Kreis um die eigene Achse drehte wie ein Hund, der sich schlafen legt.
Bernard sank nieder auf ein Knie.
Amara eilte zu ihm. »Bernard!«
»Es ist nichts«, flüsterte Bernard schwer atmend. »Gaius?«
»Er lebt«, sagte Amara. »Zeig mal deinen Kopf.«
»Sieht schlimmer aus, als es ist«, meinte Bernard. »Am Kopf blutet es immer heftig. Ist aber nur eine Fleischwunde.«
»Ich weiß«, sagte Amara, »aber du hast eine Beule, die ist so groß wie ein Ei. Mit Gehirnerschütterungen sollte man nicht spaßen.«
Bernard nahm ihre Hand. Er sah ihr in die Augen und sagte entschieden: »Kümmere dich um den Ersten Fürsten, Gräfin.«
Sie wurde starr vor Wut. »Bernard.«
»Ich habe eine Verantwortung meinem Fürsten gegenüber. Du auch.«
»Ich habe außerdem eine Verantwortung meinem Mann gegenüber«, erwiderte sie im Flüsterton.
Bernard ließ ihre Hand los und knurrte: »Kümmere dich um Gaius.« Er klang sehr müde. »Du weißt, ich habe recht.«
Sie legte sich kurz die Hand auf das Gesicht, holte tief Luft und berührte dann sanft seinen Kopf. Daraufhin drehte sie sich um und ging zum Ersten Fürsten.
Gaius lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Er schlug sie auf, als Amara herantrat. »Das habe ich schon eine Weile lang nicht mehr getan.«
»Majestät?«
»Garim gejagt. Nicht mehr, seit ich siebzehn war.« Er amtete schwer. »Damals war es aber nicht so anstrengend.«
In seiner Stimme schwang Schmerz mit, so wie schon am Anfang ihrer Reise. »Bist du verletzt?«
»Das Bein«, antwortete er leise. »Das gute.« Er deutete auf den Garim, der noch immer zuckte. »Ich fürchte, dieses Biest hat es zwischen sich und einem Stein eingeklemmt. Es fühlt sich an, als wäre es gebrochen.«
Amara beugte sich über das Bein des Ersten Fürsten. Es war angeschwollen, und der Fuß stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Der Bruch war verdreht, hier war nicht einfach nur der Knochen sauber durchgebrochen. Amara wusste, wie schlimm solche Verletzungen sein konnten. »Ich sehe keinen Knochen, der heraussteht«, sagte sie leise, »und es blutet auch nicht. Wie schlimm ist es?«
»Es ist nur der Schmerz«, sagte Gaius, doch seine Stimme zitterte. »Wie es aussieht, hat Bernard sich wacker geschlagen.«
Amara musste das Bein so schnell wie möglich richten. Und außerdem müssten sie es schienen. »Er hat drei getötet.«
»Wenn es darum geht, Menschen zu töten, sind Metallwirker am besten geeignet«, murmelte Gaius. »Aber Tiere kämpfen anders als Menschen. Wild. Primitiv. Bei ihnen ist man auf reine Kraft angewiesen. Und ich denke, man muss mich loben für die Wahl meiner Reisegefährten.« Er blinzelte. »Ich plappere dumm daher. Bitte entschuldige. Die Gedanken schweifen so leicht ab, wenn man so alt ist wie ich - oder solche Schmerzen hat.«
»Wir tun, was wir können, Majestät«, sagte Amara.
»Der Schmerz bringt mich schon nicht um. Bernard blutet, kümmere dich um ihn. Ich nehme an, ich werde jetzt das Bewusstsein verlieren, wenn es nicht allzu ungeleg…«
Der Erste Fürst verstummte, und Amara beugte sich erschrocken vor. Er atmete gleichmäßig, und sein Puls war kräftig. Voller Mitgefühl biss sie sich auf die Lippe und war ebenfalls froh, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Seine Verletzung musste qualvoll sein.
Sie zog ihren Mantel aus, feucht wie er war, rollte ihn zusammen und legte ihn an das gebrochene Bein, um es abzustützen. Dann stand sie auf und ging zu Bernard. Er hatte seinen Rucksack abgenommen und durchwühlte ihn benommen. Amara nahm ihn an sich und holte die Schachtel mit Verband, Salbe und Heilbalsam heraus. Sie säuberte die Wunde so gut wie möglich, was die Blutung jedoch nicht stillte, wie es bei solchen Wunden nicht ungewöhnlich war.
»Das muss ordentlich genäht
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