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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Wachposten, wo sie jedoch anscheinend von den Canim erwartet wurden. Man winkte Durias einfach durch, und dennoch spürte Tavi die Blicke im Rücken.
    Schließlich näherten sie sich dem Kommandoposten der Canim, wo sie auf einen Albtraum aus Fleisch stießen.
    Am Fuß eines kleinen Hügels stapelten Canim Leichen übereinander. Es waren so viele, dass Tavi sie zunächst für Säcke mit Getreide oder Sand hielt. Hunderte toter Aleraner lagen in der untergehenden Sonne. Der Geruch war unerträglich, und sowohl Durias’ als auch Tavis Pferd scheuten vor dem Gestank des Todes. Tavi musste sogar absteigen, beruhigend auf das Tier einreden und es am Zügel führen.
    Am liebsten hätte er den Blick von den Leichen abgewandt, doch konnte er sich nicht losreißen. Die meisten waren Legionares . Viele trugen die ein wenig anders gestaltete Rüstung der Senatsgarde, andere hingegen auch die vertraute Uniform der Ersten Aleranischen.
    Und wieder andere waren gekleidet wie gewöhnliche Wehrhöfer.
    Tavi betrachtete sie genauer. Es handelte sich um Alte. Frauen. Kinder. Ihre Kleidung war blutbefleckt, ihre Leiber waren von brutaler Gewalt entsetzlich verstümmelt. Wenn er sich nicht auf der Stelle übergab, dann nur, weil er während der vergangenen zwei Jahre gelernt hatte, sich zu beherrschen.
    Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, dass die Canim … sie machten etwas mit den Leichen. Zwei Ritualisten in ihren hellen Roben standen an zwei Tischen, nein, das waren große, flache Becken auf Beinen, die in leichtem Winkel geneigt waren. Zwei andere Canim, ihrer einfachen Kleidung und dem grauen Pelz nach ältere Arbeiter der Erzeugerkaste, hoben gerade vorsichtig eine tote Wehrhöferin auf. Sie trugen sie zu einem der Tische und legten sie auf das Becken, wobei der Kopf zum unteren Ende zeigte.

    Der Ritualist murmelte etwas, das wie ein Lied oder ein meditatives Knurren klang, dann schnitt er der Frau mit einem Messer auf beiden Seiten des Halses die Kehle auf.
    Blut rann aus der Toten. Es floss zum Ende des Beckens und dort durch ein Loch und einen kleinen Abfluss in ein Steingefäß mit großer Öffnung.
    Tavi konnte nur stumm zuschauen, unfähig zu glauben, was er da sah. Die Arbeiter holten die nächste Leiche für das andere Becken. Der erste Ritualist winkte einen Cane zu sich, ein junges Männchen, das nicht größer als sechs Fuß und viel drahtiger gebaut war als ein Erwachsener. Der junge Cane hob das Gefäß auf, ersetzte es durch ein anderes aus einer Reihe gleicher. Dann eilte er davon in Richtung des von Zauberei verheerten Hügels.
    Kurz darauf nickte der Ritualist einigen anderen Arbeitern zu, nur handelte es sich bei diesen um ungefähr ein halbes Dutzend Aleraner, die ebenfalls wie Wehrhöfer gekleidet waren. Sie nahmen die Leiche der Frau vom Becken, hüllten sie in Sackleinen und trugen sie zu einem dieser offenen Wagen, wie sie oft auf Schlachtfeldern zum Einsatz kamen. Dort legten sie die Frau zu mehreren anderen, ähnlich eingehüllten Toten.
    Tavi bemerkte, dass Durias ihn beobachtete. Die Miene des Zenturios war düster, dennoch konnte Tavi ihm nichts vom Gesicht ablesen, und er spürte auch durch sein eigenes Entsetzen, seinen Ekel und seine wachsende Wut nichts von den Emotionen des jungen Mannes.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte Tavi wissen. Seine Stimme klang viel selbstbewusster und kälter, als er beabsichtigt hatte.
    Durias’ Kinn zuckte. »Warte hier«, sagte er und lenkte sein Pferd davon.
    Tavi schaute ihm hinterher und wandte den Blick von den Becken und den Leichenhaufen ab. Er kehrte zum Wagen zurück, damit sein müdes Tier sich zu den Maultieren stellen konnte.
    »Varg?«, fragte Tavi leise.

    Varg beobachtete die Ritualisten mit neutraler Körperhaltung. »Blut in Gefäße«, knurrte er.
    »Daher stammt also ihre Macht«, sagte Tavi leise. »Nicht wahr?«
    Varg zuckte zustimmend mit den Ohren, während eine Leiche nach der anderen ausgeblutet wurde und Boten die Gefäße zu den Schlachtreihen trugen.
    »Du darfst es nicht als Beleidigung auffassen, Aleraner«, knurrte Varg. »Sie sind nicht wählerisch, solange das Blut nur von denkenden Wesen stammt. Die Ritualisten haben mehr Angehörige meines Volkes getötet als ihr Aleraner zusammen. Allein die Zauberei, die sie eingesetzt haben, um eure Küste anzugreifen, den Himmel zu versperren und die Sterne rot zu färben, dürfte Millionen Leben gekostet haben.«
    »Und ihr erlaubt ihnen das einfach?«, fauchte Tavi.
    »Sie dienen

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