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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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niemanden töten, um weiterzukommen.«
    »Warum glücklicherweise?«, wollte Varg wissen.
    Tavi warf dem Cane einen Blick zu. Die Frage war in einem sachlichen, fast beiläufigen Ton gestellt worden, aber Tavi spürte, dass mehr dahintersteckte.
    »Weil es eine Verschwendung von Leben wäre, das woanders sinnvoller eingesetzt werden könnte«, erwiderte er.
    Varg blickte ihn unverwandt an. »Vielleicht genießen nicht alle von deinem Volk das Töten um des Tötens willen.«

    Tavi dachte an die flachen Reptilienaugen von Navaris und unterdrückte einen Schauer. »Vielleicht.«
    Der Cane gab ein tiefes, nachdenkliches Knurren von sich. »Ich glaube, du beginnst uns zu verstehen, Gadara . Und vielleicht verstehe ich langsam auch euch.«
    »Das«, warf Kitai bissig ein, »wäre allerdings bemerkenswert.«
     
    Sie erreichten Werftstadt am Nachmittag.
    Die Canim hatten die Stadt, wie Tavi auf den ersten Blick feststellte, in eine beachtliche Festung verwandelt, mit mehreren Erdwällen und Palisaden um eine ordentlich gewirkte Mauer herum, die die eigentliche Stadtmauer von dreißig Fuß Höhe einschloss. Am äußersten Wall standen freie Aleraner und Canim, am Tor wurden sie von einem Canim-Krieger angehalten. Der Anführer ihrer Eskorte sprach mit dem Wachposten, und Tavi blickte sich um.
    Das Gespräch zwischen den beiden Canim verlief erregt, aber nicht laut. Der Cane am Tor rief einen älteren Aleraner dazu, und zu dritt berieten sie sich leise. Der Mann blickte zu Tavi hinüber und runzelte die Stirn, und aleranische Wachposten auf der Mauer versammelten sich und betrachteten das Schauspiel am Tor.
    »Wir erregen richtig Aufmerksamkeit«, meinte Kitai leise.
    »Das war auch so gedacht«, erwiderte Tavi.
    Zehn Minuten später hatte noch immer niemand mit ihnen gesprochen, doch ein Bote war zur Stadt geschickt worden, und ein Reiter war vom Tor nach Norden aufgebrochen.
    Es verging nochmals eine halbe Stunde, ehe eine Gruppe Reiter von Werftstadt heranritt und sich durch die zusätzlichen Verteidigungswälle arbeitete, bis sie den äußersten erreichte. Währenddessen schaute Tavi zur Außenmauer und dann zur inneren, auf der tausende Mann in Uniform Wache standen.
    »Kitai«, keuchte Tavi leise. »Sieh dir die Wachen auf der zweiten Mauer und weiter hinten an, und sag mir, was dir auffällt.«

    Kitai runzelte die Stirn, schwieg einen Moment und antwortete plötzlich: »Die bewegen sich gar nicht. Überhaupt nicht.«
    »Es sind Vogelscheuchen«, meinte Tavi. »Nachbildungen. Nur die Wachen auf der Außenmauer sind echt.«
    »Wozu?«, flüsterte Kitai.
    »Um die Legionen zu überraschen«, meinte Tavi leise. »Die Späher sind nicht nahe genug an die Stadt herangekommen, um den Schwindel zu durchschauen. Sie haben sicherlich berichtet, die Stadt werde von mindestens zwanzigtausend Soldaten hinter den Mauern bewacht. Nasaug konnte seine Truppen dadurch ganz unerwartet einsetzen.«
    »Nasaug plant also gar nicht, sich auf eine Belagerung einzulassen, wie wir dachten«, meinte Kitai.
    »Nein. Er ist gegen uns ins Feld gezogen, und zwar vermutlich, ehe wir uns eingraben konnten.« Tavi schüttelte den Kopf. »Bei den Krähen, er ist gut.«
    Varg knurrte nachdenklich. »Du hast ihn im Ludus geschlagen?«
    Tavi blickte über die Schulter nach hinten. »Während eines Waffenstillstands, in dem er die Leichen seiner Krieger bergen konnte. Sein Spiel auf dem Himmelsbrett zeigt gewisse Schwächen, und er hat mich unterschätzt.«
    »Verständlich«, meinte Kitai. Sie sah Varg an. »Bei unserem ersten Treffen war ich auch nicht besonders beeindruckt von dem Aleraner.«
    Varg blickte Kitai an, und seine Kiefer öffneten sich voller Vergnügen, während seine Ohren in einer Weise zitterten, wie Tavi es noch nie bei einem Cane gesehen hatte.
    Sie verstummten, als die Gruppe Reiter sich ihnen vom Tor her näherte. Die Pferde blieben nur wenige Fuß vor ihnen stehen, und der Offizier, der die Gruppe anführte, seiner neuen und wie angegossen passenden Rüstung nach vermutlich ein Tribun, schwang sich vom Pferd. Sein Gesicht war rot vor Zorn.
    »Was haben wir denn hier?«, fragte er barsch. »Endlich welche
von diesem Abschaum?« Er fuhr zu einem Mann herum, der einen Zenturionenhelm trug, und zeigte auf den Boden vor Tavi. »Zenturio, ich möchte, dass die Galgen gleich hier errichtet werden.«
    Tavi kniff die Augen zusammen und wechselte einen Blick mit Kitai.
    Der Zenturio schlug die Faust auf die Brust und erteilte den freien

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