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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Stein bebte, als die Legion ihrem Anführer Ermutigungen zubrüllte.
    Phrygiar Navaris’ Augen glitzerten plötzlich vor Lust und Zorn, und ihr Mund öffnete sich und stieß einen gespenstischen, wortlosen Freudenschrei aus. Dann hob sie ihre Klingen und stürzte sich auf Tavi.

55
    Navaris war schnell. Im Nu hatte sie den Abstand zwischen ihnen überwunden und wirbelte mit beiden Waffen vor sich herum. Die rasche Abfolge von Hieben wurde nur durch ein gelegentliches Stechen unterbrochen. Ehe der Ruf der Ersten Aleranischen verklungen
war, hatte sie fünfzigmal auf Tavi eingehauen, und er war sicher, nur das ständige Üben des Rückzugs mit Araris hatte ihm die Fähigkeit gegeben, sich zu wehren.
    Bunte Funken flogen, wann immer sich ihre Waffen trafen, und die Hiebe und Paraden folgten so rasch aufeinander, dass Tavi sie kaum durchschauen konnte. Es war, als würden sie in einem Sturm aus winzigen Sternen kämpfen.
    Ihre Angriffe waren gnadenlos, wütend und äußerst genau geführt. Ihre Hiebe trafen seine erhobenen Waffen voller Härte, und er spürte den Aufprall stets bis in die Schulter. Die Hiebe waren am leichtesten abzuwehren. Ihre Stiche bewegten sich wie doppelklingige Schlangen, geschmeidig und fast unvorhersagbar und unglaublich schnell. Er reagierte vorsichtig darauf mit Riposten, die sie eigentlich nur zwingen sollten, stets mit einem Gegenangriff zu rechnen, aber nicht ernsthaft darauf abzielten, sie zu verletzen.
    Den nächsten Stoß verfehlte er und musste sich zur Seite drehen. Navaris’ Schwert schlug Funken auf seinem Bauch und prallte von der Lorica ab - und hinterließ eine verkohlte Linie auf dem Stahl. Wenn sie seine Rüstung voll treffen würde, ginge ihr Schwert vermutlich hindurch wie durch Stoff.
    Zweimal meinte Tavi eine Blöße zu entdecken, doch Araris war ein guter Lehrer gewesen. Navaris hatte ihm eine Falle gestellt, und wäre Tavi gedankenlos zum Gegenangriff übergegangen, hätte er dafür mit dem Leben bezahlt.
    Und dann spürte Tavi es - eine gewisse Überraschung und Sorge färbte den Aufruhr von Emotionen ein, die von ihr ausgingen.
    Sie erhöhte das Tempo und die Wucht ihrer Angriffe, trotzdem gestattete sie Tavi keinen Hieb. Er war gezwungen, sich rascher zurückzuziehen, und einen Augenblick lang schwankte seine Verteidigung, ehe er in dem Sturm aus Stahl und Licht wieder festen Stand fand.
    »Die Füße!«, rief Araris.

    Tavi blickte nicht nach unten auf seine Füße. Die Stecherin würde ihn aufspießen. Aber er spürte, wie er kurz aus dem Gleichgewicht geriet und begriff, dass Navaris ihn an den Rand der Mauer getrieben hatte - sein rechter Hacken hing in der Luft.
    Wieder brauste Navaris heran, und Tavi wusste, ohne ausreichend Platz zum Rückzug würde er ihren wilden Angriff nicht überstehen.
    Er rief den Wind und verwandelte die ganze Welt in ein nebelhaftes, sich zäh bewegendes Bild. Seine Klingen flogen hoch, und gleichzeitig schlug er eine zur Seite, die auf seinen Hals zielte, und eine, die seinen Schritt hätte treffen sollen.
    Noch während er den Zusammenprall spürte, zog er Kraft aus dem schweren Stein der Mauer, drehte sich und warf sich in die Luft.
    Mit der von Elementaren erhöhten Kraft seiner Beine flog er zwanzig Fuß weit und landete auf dem Dach des nächstgelegenen Gebäudes. Er setzte hart auf - anders ging es nicht, wenn man eine schwere Rüstung trug - und rollte sich ab, als das überlastete Mauerwerk unter ihm nachgab. Dadurch fiel er nicht in das verfallene Gebäude und kam auf die Füße. Die Zuschauermenge brach in Jubel aus.
    Navaris starrte Tavi einen Moment lang kalt an und blickte sich auf der Mauer um. Mit einer raschen, geübten Bewegung fasste sie ihren Gladius anders, kniete und stach ihn mehrere Zoll tief in den Stein der senkrechten Innenmauer.
    Sie trat zurück, hielt die lange Klinge in der rechten Hand, nahm zwei Schritte Anlauf und sprang. Mit dem Hacken trat sie auf die Klinge, die in der Mauer steckte. Der Gladius bog sich und federte dann mit unnatürlicher Kraft zurück, wodurch die Stecherin in die Luft geworfen wurde. Sie vollführte eine Drehung und landete dann wie er auf dem Gebäude, wo sie abrollte.
    Nur brach das Dach unter der leichten Frau nicht zusammen. Seine Lage hatte sich eindeutig nicht zum Besseren gewendet. Auf der Mauer hatte er wenigstens gewusst, wo es nach unten ging.
Wenn er lange genug auf dem Dach herumtrampelte, würde er sicherlich eine Schwachstelle erwischen und einbrechen, und das

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