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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Araris mit den Schultern. »Kadius, ein Fürst aus Placida, hatte entschieden, er wolle seine Ländereien durch Raub bei den Nachbarn vergrößern, und Septimus wurde mit der Kronlegion hingeschickt, um die Ordnung wiederherzustellen. Kadius hat den Princeps herausgefordert und wollte ihn so zwingen, sich zurückzuziehen - und nachdem ich ihn getötet hatte, verfiel seine Frau dem Wahnsinn und schickte alle Soldaten ihrer Armee gegen die Kronlegion. Sie hatten eine ansehnliche Truppe Ritter. Es war keine schöne Angelegenheit.«
    »Und der vierte war Aldrick ex Gladius«, stellte Tavi fest.
    »Der bereits hundert Duelle hinter sich hatte. Er ließ sich für Geld als Streiter anheuern, ehe er in die Dienste deines Vaters getreten ist. Das hat ihm viel Aufmerksamkeit beschert. Wir haben ungefähr zehn Stunden gekämpft, immer hin und her zwischen Gartengasse und Handwerksgasse. Da waren fünfzig- bis sechzigtausend Leute zusammengeströmt.«
    Tavi runzelte die Stirn, setzte einen Fuß in die Schießscharte und beugte sich vor, um das Bein zu dehnen. »Aber eigentlich hatte er Ritter Miles herausgefordert, oder?«
    »Ja.«

    »Weswegen?«
    »Wegen eines Mädchens.« Araris kniff die Augen zusammen und blickte an Tavi vorbei die Mauer entlang. »Sie sind da.«
    Hundert Fuß weiter stieg Navaris gerade von der Leiter auf den Wehrgang. Die schlanke Stecherin trug einen eng anliegenden Harnisch aus Leder und leichtem Kettengewebe und nicht den schweren Panzer einer Legionslorica wie Tavi. Über die Entfernung blickte sie ihn leer an, irgendwie unmenschlich. Sie trug eine lange Klinge und einen Gladius an zwei Gürteln, die sie über die Schultern hängen hatte, so wie Araris Tavis Waffen hielt. Keiner der beiden würde sich beim Kampf von einer Scheide behindern lassen.
    Arnos stieg hinter ihr die Sprossen hinauf. Weil er eine Leiter benutzen musste, war er schließlich zu der Einsicht gelangt, seine Senatorenrobe abzulegen. Er trug ein Kettenhemd und schnaufte sichtlich unter dem Gewicht der Rüstung.
    Tavi beobachtete Navaris und ließ ebenfalls keinen Ausdruck in seiner Miene zu. Er war froh, dass sie so weit entfernt heraufgestiegen war. Das gab ihm Zeit, seine zitternden Hände wieder zu beruhigen, ehe sie nahe genug war, um es zu bemerken. Also atmete er tief durch.
    »Sie ist ein Mensch«, sagte Araris leise. »Sie macht Fehler. Sie kann besiegt werden.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Tavi.
    »Sie hat schon viele Duelle gewonnen«, sagte Araris. »Doch bei den meisten handelte es sich um ein und dasselbe Duell, nur die Gesichter wurden ausgetauscht. Ein verhältnismäßig unerfahrener Gegner, der sich von seiner Angst leiten lässt. Die Kämpfe waren binnen Sekunden vorbei.«
    »Ich bin ebenfalls ziemlich unerfahren im Vergleich mit Navaris«, sagte Tavi trocken. »Und du eigentlich auch.«
    Araris lächelte. »Geduld. Lass dich nicht von deiner Angst antreiben. Halte dich zurück. Achte auf deine Füße, pass auf deine Klingen auf und warte, bis sie sich eine Blöße gibt.«
    »Ich fürchte, sie wird sich keine Blöße geben.«

    »Sei schneller als sie. Sorge dafür, dass sie sich eine gibt.«
    Tavi legte eine Hand auf die Zinne neben sich. »Wie du in der Zweiten Schlacht von Calderon.«
    »Genau. Nur sehr wenige Menschen verstehen, dass Schwerter nicht gefährlich sind, Tavi, und Hände nicht und Waffen und Elementare nicht. Gedanken sind gefährlich. Der Wille ist gefährlich. Und du bist mit beiden sehr gut ausgestattet.«
    Tavi runzelte die Stirn, starrte hinüber zu seinem Gegner und ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen.
    Seine Hände hörten auf zu zittern.
    Die Leiter hinter ihnen klapperte, und Hauptmann Nalus schleppte sich auf die Mauer. Seine Wange war frisch verbunden, wo er mit einer Sichel einen Schnitt bis auf den Knochen erlitten hatte. Tavi hatte gehört, wie er befohlen hatte, die Wunde mit Nadel und Faden zu schließen und nicht die Kräfte eines Heilers für eine so nebensächliche Verletzung zu verschwenden, während es bei anderen Männern um Leben und Tod ging.
    »Hoheit«, grüßte Nalus und nickte Tavi zu. »Bist du bereit.«
    Tavi nahm seine Waffen von Araris entgegen und schlang sich die Gurte um eine Schulter. »Ja.«
    »Folge mir«, sagte Nalus.
    Tavi folgte dem Hauptmann, der unter Protest eingewilligt hatte, das Schiedsgericht zu übernehmen. Sie gingen die Mauer entlang zu Navaris. Zur gleichen Zeit kam die Stecherin auf sie zu wie der leibhaftige Tod in schlanker Gestalt.
    In

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