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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einer Weile schnaubte Gaius.
    »Und ich dachte, ich hätte ein Durcheinander angerichtet«, sagte er schließlich.
    »Ein Durcheinander?«, fragte Tavi. Bewusst vermied er den Ehrentitel, mit dem jeder im Reiche den Ersten Fürsten ansprach, außer seinem engsten Familienkreis. Allerdings war Tavi nicht so verwegen, den alten Mann als ›Großvater‹ anzureden. »Ich bin mir nicht sicher, was du meinst.«

    »Sei nicht aufmüpfig, Tavi«, sagte Gaius. Zur Überraschung des jungen Mannes klang er fast genauso wie sein Onkel Bernard manchmal, damals auf dem Wehrhof, wenn Tavi wieder einen Anfall von Genialität erlitten hatte.
    »Magnus hat dich durch seine Münze erreicht?«, fragte Tavi. »Ich denke, er hat für dich die Rolle des Wachhundes gespielt?«
    »Nachdem er sich von dem Schrecken erholt hatte«, sagte Gaius. Er ging an Tavi vorbei und blickte sich um. »Wer hat es dir gesagt? Araris oder deine Mutter?«
    »Araris«, antwortete Tavi leise.
    Gaius seufzte. »Hm. Unglücklicherweise.«
    »Weil ich es jetzt weiß?«
    »Die Art, wie du es erfahren hast. Weil sie es vor allen geheim gehalten und Araris ihr dabei geholfen hat.« Er schüttelte den Kopf. »Nun ja, wer weiß? Vielleicht war es so das Beste. Das Versteckspiel hat dich möglicherweise besser beschützt, als ich es mit meiner Macht geschafft hätte. Obwohl das jetzt vorbei ist.«
    »Vorbei?«
    »Eins muss dir doch klar sein, Octavian«, sagte Gaius leise. »Viele, viele Menschen werden sich über das plötzliche Erscheinen eines Erben nicht gerade freuen. Sie werden dich beseitigen.«
    »Sie werden es versuchen«, gab Tavi zurück.
    Gaius betrachtete ihn kurz, aber eingehend. »Du hast keinen Elementarbegleiter. Trotzdem hast du Navaris besiegt. Und da ist ein Hauch …« Er schaute sich Tavi noch genauer an. »Deine Begabung.«
    Tavi nickte schweigend.
    Gaius trat vor, und plötzlich waren seine Schultern angespannt. »Ich hatte gehofft, dass das passieren würde. Worüber verfügst du?«
    »Verinnerlichtes Wirken«, sagte Tavi. »Erde, Metall, Wasser, Luft.«
    Gaius zog eine Augenbraue hoch. »Aber keine Manifestation? Kein einzelner Elementar ist deinem Ruf gefolgt?«

    Tavi schüttelte den Kopf.
    »Das ist ermutigend, denke ich, und deine Begabung wird sich vielleicht weiter entwickeln, aber … das genügt nicht, damit du dich selbst beschützen kannst.«
    »Bisher ist es mir recht gut gelungen«, erwiderte Tavi gereizt.
    Gaius verzog das Gesicht. »Stell dich nicht dümmer an als du bist. Gefährdet warst du schon früher, aber du warst einfach schwierig zu finden. Jetzt bildest du ein klares Ziel - und niemand ist unverwundbar, Tavi. Dein Vater war es jedenfalls nicht.« Gaius hielt inne und hustete röchelnd.
    Tavi runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. »Alles in Ordnung? Du erscheinst mir ein wenig …« Beinahe hätte er »gebrechlich« gesagt, änderte es jedoch rasch in »… blass.«
    »Ob alles in Ordnung ist mit mir ?«, fragte Gaius milde. »Junge, ich habe dir gesagt, du sollst hier bleiben und auf Arnos aufpassen. Stattdessen lässt du dich von dem Dummkopf ausspielen und in Haft nehmen, woraufhin du fliehst, dich mit Piraten einlässt, den verfluchten Grauen Turm überfällst und den wichtigsten Gefangenen von Alera befreist.«
    »Na ja«, sagte Tavi. »Das sieht schlimmer aus, als …«
    Aber Gaius war noch nicht fertig. » Dieser Feldzug endet im Chaos, was dir noch nicht genügt, sondern du kehrst hierher zurück, legst der ganzen Welt offen, wer du bist, forderst einen Senator zu einem krähenverfluchten Juris Macto heraus, und als würde das noch immer nicht genügen, gehst du einen Waffenstillstand mit dem größten Heer ein, das in der gesamten Geschichte des Reiches je einmarschiert ist, und an dessen Seite mindestens eine Legion bewaffneter Rebellen steht - Verbrecher, Junge!« Er hob die Stimme und sprach so gewaltig, dass es von den Steinmauern des riesigen Raumes widerhallte. »Du hast gehandelt, ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden! Du hast das Gesetz der Krone gebrochen, nein, du hast dich einfach darübergestellt! Hast du eigentlich eine Ahnung, was du getan hast?«
    Die Andeutung von Missfallen beim Ersten Fürsten hatte die
Männer aus dem Raum getrieben - und jetzt brachte sein Zorn den Boden zum Beben, und die Elementarlampen flackerten rot und spiegelten seine Unmut wider. Tavi wusste, die Cives des Reiches hätten sofort die Knie gebeugt und den Blick von Gaius abgewandt. Die Vernunft ließ

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