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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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bist du ein Verbrecher.«
    »Und wenn du deine Stellung einsetzt, um mich zu begnadigen«, sagte Tavi, »würde das die wenigen Unterstützer vergraulen, die dir noch geblieben sind, und außerdem in den Augen der Civitas mein Ansehen stark herabsetzen.«
    »Genau«, erwiderte Gaius. »Deine Handlungen haben uns in eine unhaltbare Lage gebracht.«
    Tavi nickte. »Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, meine Taten im Rahmen einer allgemeinen Amnestie zu begnadigen - einer, die für alle großen und kleinen Aleraner gilt, die nach bestem Wissen und Gewissen zu außergewöhnlichen Maßnahmen greifen mussten.«
    Gaius starrte Tavi lange an. Dann betrachtete er die Papiere in seiner Hand.
    »Ich bin zum gleichen Schluss gekommen wie du«, sagte Tavi ruhig. »Sobald sich im Reich die Nachricht verbreitet, dass es wieder einen Princeps gibt, werden sich die Stecher in Alera vor
Aufträgen nicht retten können - und vielleicht verschwören sich auch wieder die gleichen Leute, die meinen Vater umgebracht haben.«
    »Einer nicht mehr«, meinte Gaius leise.
    »Kalarus?«
    »Ich glaube«, sagte der Erste Fürst. »Es gab zwar keinen Beweis, aber ich wusste es dennoch.« Er legte den Kopf schief und sah Tavi eingehend an. »Also. Du verlässt das Reich und begibst dich außer Reichweite der Attentäter und Hohen Fürsten.« Gaius runzelte die Stirn. »Und was bringt uns das ein?«
    »Erstens«, zählte Tavi auf, »sorge ich dafür, dass die Canim nicht mit ihrer Flotte in einem schwächeren Teil des Reiches landen, wie Arnos das befürchtet hatte.«
    »Ich dachte, du hältst so große Stücke auf die Ehre der Canim-Führerschaft«, meinte Gaius.
    »Schon«, sagte Tavi. »Aber deshalb braucht man doch nicht gleich leichtsinnig zu werden.«
    Die Mundwinkel des Ersten Fürsten zuckten. »Und weiter?«
    »Zweitens«, fuhr Tavi fort, »kann ich die Canim und die Vord auskundschaften, was beides für uns in der Zukunft von großem Wert sein dürfte.«
    »Richtig«, sagte Gaius.
    »Und nachdem ich die Canim in ihre Heimat geleitet und sie dort unterstützt habe, kann ich zurückkehren, mich auf die von dir noch zu erklärende Amnestie berufen, so wie alle anderen Männer von der Freien Aleranischen Legion und vielleicht auch einige von meinen …«
    Gaius grinste schwach.
    »… und darf mich daraufhin wieder frei im Reiche bewegen, ohne dass sich jemand verpflichtet fühlt, mich hinter Gitter zu sperren.«
    »Und in der Zwischenzeit«, murmelte Gaius, »gewinnst du Zeit, um deine Elementarkräfte weiter zu entwickeln. Und ich habe Zeit, eine größere Anhängerschaft für den Princeps des
Reiches aufzubauen. Was durchaus möglich sein sollte angesichts dessen, was du vollbracht hast. Und natürlich auch deine Mutter.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sollte allerdings darauf hinweisen, dass dieser Plan möglicherweise schwierig umzusetzen sein wird, wenn du auf deiner Reise getötet wirst.«
    »Wenn ich hierbleibe, töten sie mich bestimmt«, sagte Tavi. »Wenn ich mit den Canim gehe, werden diejenigen, die meinen Tod wollen, es wenigstens nicht persönlich meinen.«
    »Eine Frage«, sagte Gaius. »Warum bist du so sicher, dass ich dich nicht nach Süden schicke, um dich mit den Streitmächten von Kalarus zu befassen?«
    »Du hättest es mir bereits gesagt«, antwortete Tavi. »Ich hätte längst den Marschbefehl in der Hand, ehe wir uns überhaupt unterhalten hätten. Daher nehme ich an, die Rebellion ist beendet.«
    »Ja«, sagte Gaius.
    »Vulkan?«, fragte Tavi.
    »Ja.«
    Tavi schauderte beim Klang von Gaius’ Stimme - flach, leise, bar jeder Menschlichkeit. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Er erwartete, der Erste Fürst würde die Frage mit einer Handbewegung abtun. Stattdessen schüttelte Gaius den Kopf und sagte leise: »Ich glaube nicht. Aber ich habe weder die Zeit noch das Recht, in Selbstmitleid zu zerfließen. Wie lange wirst du fort sein?«
    »Ich möchte noch vor dem Ende des Sommers in See stechen«, sagte Tavi. »Wir werden in der Heimat der Canim überwintern. Im nächsten Frühjahr kehren wir zurück.«
    »Also ungefähr ein Jahr«, rechnete Gaius. »Das sollte ich wohl hinbekommen.« Er ging zu einem der Tische, nahm Feder und Tinte und setzte seine Unterschrift unter beide Schriftstücke, die er in der Hand hielt. »Die Abschriften?«
    Tavi fand den kleinen Stapel Abschriften, die Ehren angefertigt hatte. Gaius las jede einzelne, ehe er sie unterzeichnete. Tavi
streute Löschsand darüber, und eine Weile lang

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