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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sah zu Navaris. »Weil ich nicht eines Tages aufwachen möchte, um festzustellen, dass ich mir im Schlaf irgendwie ganz aus Versehen die Handgelenke aufgeschlitzt habe.«
    Arnos schaute auf die Schlachtformation, die inzwischen zu
einem Meer glänzender Rüstungen, Banner, Waffen und Helme angewachsen war. In dem Viereck gegenüber der Ersten Aleranischen erschien das Banner von Hauptmann Nalus, das durch die Reihen zu Arnos getragen wurde.
    »Einverstanden«, sagte Arnos.
    Tavi nickte einmal und wandte sich an Max. »Tribun?«
    »Hauptmann.«
    »Kehrt zurück ins Lager.«
    Max blinzelte und starrte Tavi an. »Hauptmann?«
    »Das ist ein Befehl, Tribun«, sagte Tavi.
    Max’ Pferd tänzelte nervös auf der Stelle, und der große Aleraner schüttelte den kopf. »Nein, Hauptmann. Ich ziehe hier nicht ohne dich ab.«
    »Der Senator hat einen Anlass gefunden, mich wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen. Ich bin sicher, mir wird Gelegenheit gegeben« - er betonte das Wort Gelegenheit -, »die Sache vor einem Gericht aufzuklären. In der Zwischenzeit müssen die Vorschriften befolgt werden.«
    Max zog eine Augenbraue hoch, holte tief Luft und salutierte widerwillig. »Ja, Hauptmann.«
    »Danke, Tribun«, sagte Tavi.
    Max drehte sich um und ritt hinüber zur Ersten Aleranischen, wobei er einen Blick über die Schulter warf. Einen Moment später löste sich die Formation auf, und die Erste Aleranische verließ die Stadt auf dem Weg, auf dem sie gekommen war. Ein Stoßseufzer der Erleichterung ging über den Platz wie ein Windstoß durch hohes, dickes Gras.
    Tavi war ebenfalls erleichtert. Ein katastrophaler Zusammenstoß mit der Garde war vermieden worden, und die Menschen von Othos wurden verschont - ein Problem hatte gewissermaßen das andere gelöst.
    Der leichte Teil war erledigt.
    Von nun an würde es wohl deutlich schwieriger werden.

18
    Marcus näherte sich dem Kommandozelt und nickte der Wache draußen zu. »Ich bin Marcus. Hauptmann Nalus hat nach mir geschickt.«
    Der Wächter, ein junger Legionare , nahm augenblicklich Haltung an und schlug die Faust vor die Brust. »Valiar Marcus, Herr, er erwartet dich. Er bittet dich, schon hineinzugehen, und er wird in Kürze da sein, Herr.«
    »Nenn mich nicht ›Herr‹, Bürschchen«, sagte Marcus. »Wir sind alle Legionares .«
    Der junge Legionare grinste und salutierte ein wenig lockerer, dann schlug er die Zeltklappe zurück.
    Marcus salutierte ebenfalls, wenn auch ein wenig nachlässiger als vorgeschrieben, und betrat das Zelt. Es war ein bisschen größer als notwendig und hatte einen großen Tisch in der Mitte, dafür keine Tische entlang der Wände. Das war typisch für Nalus. Er mochte es, wenn sich seine Männer bei der Arbeit gegenübersaßen, miteinander redeten und sich austauschten. Im Reden war Nalus wirklich ganz groß. Marcus hingegen bevorzugte die andere Raumaufteilung. Dann wusste man immer, welcher Mann hinter deinem Rücken arbeitete.
    Die Feldpritsche auf der einen Seite des Raums hatte doppelte Größe, und ein Hocker sowie eine große Harfe standen daneben. Marcus ging zu der Harfe und strich mit den schwieligen Fingern über den Holzrahmen.
    Die Zeltklappe öffnete sich, und Hauptmann Nalus trat ein. Marcus drehte sich um und salutierte zackig. »Hauptmann.«
    Nalus nickte ihm zu. »Zenturio.« Er schloss die Zeltklappe hinter sich.

    Marcus grinste und reichte dem Mann die Hand. »Ist schon eine ganze Weile her.«
    Nalus nahm die Hand und lächelte ebenfalls. »Marcus. Danke, dass du gekommen bist.«
    »Nun, du bist ja jetzt ein großer, mächtiger Hauptmann. Wie könnte sich ein kleiner Zenturio deinen Wünschen widersetzen?«
    Nalus schnaubte. »Es ist nicht mehr wie in den alten Zeiten beim Hohen Fürsten Antillus«, sagte er trocken. »Oder?«
    »Nein, irgendwie nicht mehr«, antwortete Marcus.
    »Die großen Elementare wissen, warum«, sagte Nalus leise, »damals wäre niemals jemand auf den Gedanken gekommen, Zivilisten hinzurichten.« Er schwieg kurz. »Da wird mir übel, Marcus.«
    »Auf der Schildmauer«, sagte Marcus, »wusste man stets, wer der Feind ist.«
    Nalus betrachtete ihn einen Moment mit gerunzelter Stirn, verzog dann das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Du hast mich falsch verstanden. Die Krähen sollten die Politiker holen, Marcus, und die ganze Politik gleich mit ihnen. Dafür bin ich nicht in die Legion gegangen. Ich bin nur ein Soldat.«
    Marcus schnaubte. »Da hast du dir aber die falsche Uniform ausgesucht, wenn du

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