Der Protektor von Calderon
Jahre große Verluste hinnehmen müssen, und Marcus befürchtete, dadurch würde die Zahl der Spione steigen, die für diese Aufgabe nicht geeignet waren. Bei diesem Mann brauchte er sich allerdings keine Sorgen zu machen.
Ehren nickte Marcus beinahe unmerklich zu und verschwand in einer Seitenstraße. Marcus ging zielstrebig weiter zu seinem Zelt.
Diesmal hatte sich die Fürstin Aquitania nicht die Mühe gemacht, ihre Anwesenheit zu verschleiern. Sie saß in ihrer Wäscherinnenverkleidung auf dem Hocker und blickte ihm ungeduldig entgegen. Als er eintrat, stand sie auf, und er spürte, wie sich die Luft veränderte, dichter wurde, als sie windwirkte, um nicht abgehört zu werden.
Marcus nickte ihr zu. »Fürstin.«
»Fidelias«, erwiderte sie schroff. »Was hat Nalus gesagt?«
»Scipio hat um ein Treffen mit seinen ranghöchsten Offizieren gebeten«, berichtete Marcus.
Die Fürstin Aquitania kniff die Augen zusammen. »Laut Arnos hat Scipio behauptet, er würde seine Offiziere auffordern, den Senator zu unterstützen. Aber er ist ein Kämpfer. Bestimmt wird Nalus das Treffen untersagen.«
Marcus widmete seine Aufmerksamkeit den kleinen Einzelheiten seines Zeltes - einfachen, vertrauten Gegenständen, die nicht aus dem Rahmen fielen und mit denen er jeden Tag zu tun hatte. »Ich habe ihm davon abgeraten«, antwortete er.
Die Fürstin betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn.
Marcus strich die Decke auf seinem Feldbett glatt und fragte sich, ob er jetzt wohl sterben würde.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Wird er deinen Rat befolgen?«
»Das dürfen wir hoffen«, sagte Marcus. »Nalus braucht manchmal ein wenig mehr Zeit, um seine Entscheidungen zu treffen, aber er kann selbständig denken. Er hat mir gesagt, falls er dem Treffen zustimmt, würde er mich dabei haben wollen. Dann könnte ich dir wenigstens berichten, was dort besprochen wurde.«
»Man sollte doch nicht den Wert eines begabten Schützlings unterschätzen«, murmelte Fürstin Aquitania lächelnd. »Oder wie oft sie ihre früheren Mentoren bei schwierigen Entscheidungen um Rat fragen. Halte mich auf dem Laufenden.«
»Gewiss, Fürstin.«
»Was ist aus den Stadtbewohnern geworden?«, fragte die Fürstin.
»Sie wurden freigelassen und sind in ihre Häuser zurückgekehrt - obwohl Arnos die Todesurteile nicht öffentlich widerrufen hat.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Scipio aus dem Spiel ist, gibt es keinen Grund mehr, diese Menschen zu bedrohen; auf lange Sicht hätte die Angelegenheit großen Schaden anrichten können. Ich muss zugeben, mein Spion, dein Vorschlag erschien mir zunächst ein wenig riskant. Aber wir konnten unsere Probleme dadurch sehr elegant lösen.«
Marcus drehte sich der Magen um. Wenn der Hauptmann die Lage nicht so gut im Griff behalten hätte … Laut sagte er nur: »Danke, Fürstin.«
»Wird die Erste Aleranische deiner Meinung nach Arnos bei dem Feldzug unterstützen?«
»Wenn Scipio es befiehlt?« Er spitzte die Lippen. »Ich denke doch, ja. Sie kämpfen jetzt seit zwei Jahren gegen die Canim. Sie möchten die Angelegenheit zu Ende bringen.«
Die Fürstin seufzte. »Dann kommt es allein auf Scipio an. Er hat ein recht ärgerliches Talent, sich dauernd zum Dreh- und Angelpunkt zu machen.«
»Wenn er sein Wort bricht«, erinnerte Marcus sie, »können wir immer noch auf das Todesurteil zurückgreifen.«
Sie verzog das Gesicht zu einem abfälligen Schmollen. »Wohl wahr. Aber ist das ausreichend, damit er sein Wort hält?«
»Teilweise«, meinte Marcus. »Man darf auch nicht vergessen, wie überraschend weitsichtig er für jemanden seines Alters plant. Aus seiner Sicht ist es die beste Möglichkeit, das Leben seiner Männer und Offiziere zu schützen und sie zusammenzuhalten, wenn er ihnen befiehlt, an diesem Feldzug teilzunehmen.«
Die Fürstin verzog das Gesicht und räumte diese Möglichkeit mit einer Geste ein. Daraufhin erhob sie sich und sammelte die Wäsche zusammen, wobei sie milde lächelte. »Ich mache mir wegen seiner langfristigen Pläne keine Sorgen. Wir sind fast am Ziel. Du hast mir gute Dienste geleistet, Fidelias. Das werde ich nicht vergessen.«
Er neigte den Kopf, und sie verließ das Zelt.
Nachdem sie gegangen war, setzte er sich auf die Pritsche und schloss die Augen. Die Panik und die Furcht, die er so gut verborgen hatte, als er der Fürstin Aquitania ins Gesicht gelogen hatte, übermannte ihn jetzt. Auf seiner Stirn bildeten sich kalte Schweißperlen, und seine Hände
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