Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
der Erste Fürst, aber sie wusste, was Bernard antworten würde, wenn sie eine Rast vorschlüge. Also schüttelte sie den Kopf und ging weiter, so schnell es eben möglich war.

    Schließlich fiel das Licht schräger durch das Laubdach ein, und die Strahlen nahmen die dunkle Bernsteinfarbe des Sonnenuntergangs an. Bernard konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Amara suchte nach einem Ort, wo sie sich ausruhen konnten, und entdeckte eine Stelle in einem breiten Graben, wo ein Bach offensichtlich sein Bett geändert hatte. Gaius rutschte ächzend hinunter, und Bernard zitterte vor Müdigkeit, als er nach unten klettern wollte, und taumelte einfach hinab.
    Amara fing ihn auf, und er setzte sich sofort, legte sich an die Seite des Grabens, ließ den Kopf vornüberhängen und schlief erschöpft ein.
    »Wie weit sind wir gekommen, was denkst du?«, fragte Gaius leise. Der Erste Fürst rieb sich heftig das schlimme Bein.
    Amara sah, wie krampfhaft der Fuß zitterte, und sie zuckte vor Mitleid zusammen. »Seit er die Spuren verwischt? Vielleicht acht oder neun Meilen. Das ist ziemlich viel, wenn man die Umstände bedenkt.«
    Gaius schnitt eine Grimasse. »Na ja, nach so einem Spaziergang freut man sich doch wieder aufs Fliegen, nicht?«
    »Schon wahr, Majestät.« Sie ging zu ihm und holte ihre Flasche aus dem Rucksack. Die bot sie zunächst dem Ersten Fürsten an, der sie dankbar nahm und durstig trank.
    »Allerdings bezog sich meine Frage nicht darauf«, meinte Gaius. »Wie weit sind wir insgesamt gekommen? Ich selbst war aus irgendeinem Grund ein wenig abgelenkt.«
    Amara setzte sich zu ihm auf den Boden, weil sie nicht lauter sprechen wollte als unbedingt notwendig. »Lass mich überlegen. Neun Tage, seit wir aufgebrochen sind, und an sieben waren wir unterwegs.« Sie erinnerte sich an das Gelände, durch das ihr Weg geführt hatte, und rechnete im Kopf. »Meiner Schätzung nach zwischen hundertdreißig und hundertvierzig Meilen, Majestät.«
    Gaius schnaubte. »Ich muss gestehen, dass ich erwartet hatte, wir würden besser vorankommen.«
    »Die schwierigste Gegend haben wir hinter uns«, sagte sie.
»Von hier aus sollten die Hügel beträchtlich flacher werden, bis wir die Sümpfe erreichen.« Sie kratzte sich an der Nase und verscheuchte eine surrende Mücke. »Noch sechs oder sieben Tage bis zum Sumpf. Dann geht es allerdings deutlich langsamer voran.«
    Gaius nickte. »Die letzten dreißig bis vierzig Meilen werden die schwierigsten.«
    Amara sah auf ihre Füße. »Ja.« Gaius bemerkte die Richtung ihres Blicks und zog eine Augenbraue hoch. Amara errötete. »Das sollte keine Kritik sein, Majestät.«
    »Ich glaube, du könntest mich nicht heftiger schelten, als ich es schon selbst getan habe«, sagte Gaius fröhlich. Sein Blick verdüsterte sich jedoch, und er ballte die Hände zu Fäusten. »Sich vor Suchtrupps verstecken. Davonlaufen, bis der Graf sich vor Anstrengung halb umgebracht hat. Wenn wir nahe genug an Kalare wären, bei den großen Elementaren, würde ich …« Er unterbrach sich und schüttelte heftig den Kopf. »Sind wir aber noch nicht, oder?«
    »Nein, Majestät«, antwortete Amara leise. »Noch nicht. Doch wir bringen dich hin.«
    Gaius schwieg einen Moment, und als er wieder sprach, klang seine Stimme müde. »Ja. Das glaube ich auch.«
    Amara runzelte die Stirn. »Majestät?«
    Er schüttelte den Kopf. »So weit sind wir noch nicht.«
    Sein Ton beunruhigte sie, und die Falten auf ihrer Stirn wurden tiefer. »Ich verstehe nicht.«
    »So soll es auch für den Augenblick sein«, sagte er und legte den Kopf an die Wand der Senke. »Ruh dich aus. Wir müssen den Grafen Calderon bald wieder wecken. Dann laufen wir noch ein Stück vor der Dunkelheit.«
    »Schaffst du das auch, Majestät?«
    »Besser wäre es, Gräfin«, murmelte der Erste Fürst und schloss die Augen. »Besser wäre es.«

23
    Tavi verbrachte eine Ewigkeit im Elend und sehnte sich nach dem Tod als Erlöser von den nicht enden wollenden Qualen. Die anderen versammelten sich an seiner Koje und hielten die Totenwache.
    »Ich verstehe gar nicht, was daran so schlimm sein soll«, meinte Demos betont gelangweilt. »Er ist seekrank. Das geht vorbei.«
    Tavi stöhnte, wälzte sich auf die Seite und krümmte sich. Er hatte nur ein bisschen lauwarmes Wasser im Magen, trotzdem versuchte er, das meiste davon in den Eimer zu spucken. Kitai stützte ihn, bis die Krämpfe nachließen, und betrachtete Demos, Tavi und den Eimer mit ungefähr

Weitere Kostenlose Bücher