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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Holzschwert. Wir beginnen mit einfachen Übungen. Es wird Euch gefallen, Ihr werdet sehen.« Er winkte einen Soldaten heran und ließ ihn seine Ausrüstung ablegen.
    »Mein Arm …« Matteo schob den Jackenärmel hoch.
    Darak würdigte den bandagierten Arm keines Blickes. »Ihr führt das Schwert mit beiden Händen. Ich werde Eure linke Seite schonen.«
    »Aber …« Ehe Matteo weiter protestieren konnte, bekam er schon einen Brustpanzer angelegt und ein Schwert in die Hand gedrückt. Darak schob ihn in die Arena, die Soldaten wichen ehrfürchtig zur Seite.
    »So«, Darak stellte sich neben ihn, »das ist die Grundstellung. Die Beine leicht angewinkelt, die Fußsohlen im stetigen Kontakt zum Boden.« Er zeigte es vor. »Für den Anfang setze ich Schulterschläge, von Euch aus gesehen von rechts oben, und Ihr pariert sie, indem Ihr das Schwert schräg vor den Körper haltet. Spitze nach oben, so …« Er brachte Matteos Arm in Position. »Alles klar?«
    Nichts war klar, aber es war ohnehin egal, ob Matteo widersprach oder nicht. Darak hörte nicht zu, er wollte nicht zuhören. Matteo nickte.
    Darak griff sich ein Holzschwert, das ihm einer der Soldaten reichte. Auf einen Harnisch verzichtete er. Natürlich, dachte Matteo bitter, ich bin kein würdiger Gegner . Er atmete tief durch, packte das Schwert fester. Wie ein Baseballschläger lag es in seiner Hand. Baseball hatte er schon mal gespielt …
    »Seid Ihr bereit?«, fragte Darak und hob sein Schwert. »Ich mache einen Probeschlag.«
    Jetzt musste er das auch noch ankündigen! Megapeinlich. Jeder Anfänger machte eine bessere Figur als er. Matteo warf einen raschen Blick in die Runde. Beinahe alle Kämpfer hatten sich aus der Arena verzogen, nur von ganz hinten hörte man noch Waffengeklirre. Doch niemand achtete mehr darauf – Darak und er standen im Mittelpunkt.
    »Ja«, krächzte Matteo und hob sein Schwert an. Der schwere Panzer drückte ihm die Luft ab und er spürte, wie ihm der Schweiß in Bächen über den Rücken lief.
    Der Schlag kam wie vorgesehen von rechts oben, Matteo konnte ihn problemlos abfangen.
    Darak nickte zufrieden. »Dann kann es losgehen.«
    Die Schwerthiebe kamen nun rasch hintereinander und Darak wandte schon mehr Kraft auf. Matteos Handflächen waren vor Aufregung ganz feucht, er musste achtgeben, dass ihm das Schwert nicht aus der Hand rutschte.
    »Mehr in die Knie gehen, tiefer Stand«, forderte Darak, dann kündigte er Schläge von links oben an. Matteo veränderte die Schwerthaltung – nein, nicht er, seine Arme taten das – und konnte gut dagegenhalten.
    Darak variierte die Hiebe, mal kamen sie von links, mal von rechts, mal steiler, mal flacher. Und schneller. Immer schneller. Und dann, ganz unerwartet, zog Darak das Schwert von unten durch. Matteo reagierte blitzschnell und parierte, ohne zu wissen wie. Ein Raunen ging durch die Zuschauer.
    Darak ließ ihm keine Zeit zum Durchschnaufen. Schon griff er wieder an, aus den unmöglichsten Winkeln, weit entfernt von einfachen Übungen oder dem Schonen von Matteos linker Seite.
    Doch was viel unglaublicher war: Matteo wehrte jeden einzelnen Hieb ab, jeden noch so gewieften Schlag. Automatisch, instinktiv, ohne nachzudenken. Er stand mit beiden Beinen fest am Boden, dann wieder machte er Ausfallschritte oder sprang zurück. Sämtliche Bewegungen waren in seinem Körper verankert, so als hätte er sie über Jahre hinweg einstudiert.
    Mit jedem Parieren wurde Matteo sicherer. Das Training begann ihm Spaß zu machen, mehr noch: Es war berauschend. Irgendwann war es kein bloßes Verteidigen mehr, sondern er ging dazu über, selbst den einen oder anderen Angriffsschlag zu setzen.
    Wie war das möglich? Woher konnte er das? Sie führten hier einen richtigen Zweikampf und es erschien ihm so natürlich, als würde er Tischtennis spielen. Dabei strengte er sich noch nicht einmal an. Er hätte noch ewig so weitermachen können, doch das Warum tickte in seinem Kopf wie ein Uhrwerk, und er wünschte sich Zeit, um darüber nachzudenken.
    »Stopp!«, rief er und ließ das Schwert sinken.
    Darak trat zurück und deutete eine Verbeugung an. »Sehr gut. Ihr habt nichts verlernt.«
    Die Erkenntnis traf Matteo wie ein Keulenschlag. »Was?« Aus den Augenwinkeln sah er Lord Nador näherkommen. »Was? War das ein Test, ja? Ein Test? Ein Scheißtest!«
    Er schleuderte das Schwert von sich, bebend vor Zorn schälte er sich aus dem Brustpanzer. Warum? Was für eine Frage! Weil er in Khors Körper steckte! Weil

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