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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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ein Problem.
    »Aber ich kann dafür sorgen, dass er müde ist. Sehr müde.«
    Matteo begriff. »Schlafmittel?«
    Saya nickte, ein scheues Lächeln auf den Lippen.
    »Das wäre großartig.«
    »Also gut«, sagte sie. »Ich werde zusehen, was ich tun kann. Wartet auf mich, heute Nacht.«
    »Danke. Danke, Saya.«
    Sie nickte ernst und erhob sich. »Ich muss gehen. Mein Vater erwartet mich.« Nach einem Schritt drehte sie sich wieder um. »Ich tue das für Euch, wisst Ihr. Nur für Euch. Der Squirra traue ich nicht über den Weg. Also hoffentlich … macht Ihr das Richtige.«

Zehn
    Matteo kleidete sich an – unter den Sachen befand sich neben einem frischen Hemd, einer langärmeligen, olivgrünen Jacke, einer schwarzen Stiefelhose auch eine halbwegs brauchbare Unterhose. Seine Stiefel standen am Fußende des Bettes, blankgeputzt. So ausstaffiert sah er beinahe selbst aus wie ein Soldat und genau genommen war Khor das ja auch gewesen.
    Khor, immer wieder Khor. Dieser Name ließ ihn einfach nicht mehr los.
    Seufzend machte sich Matteo über das Essen her. Es war inzwischen kalt geworden, schmeckte aber immer noch hervorragend. Danach fühlte er sich ein wenig gestärkt.
    Unter Lord Nadors Beständen schaute er sich nach einer Waffe um. Er schwang Schwerter und Keulen, ließ den Morgenstern über seinem Kopf kreisen, spannte probehalber einen Bogen und entschied sich dann für ein Messer. Was sollte er auch mit einem Schwert? Er konnte ohnehin nicht damit umgehen. Und ein Messer konnte man immer brauchen. Er befestigte die Lederscheide an seinem Gürtel, unter der langen Jacke fiel sie nicht weiter auf.
    Die ausgerollte Landkarte erregte seine Aufmerksamkeit. Jandur – wie durfte er sich dieses Land vorstellen? Er beugte sich darüber und musste grinsen.
    Die Karte erinnerte an eine farbige Kinderzeichnung, er selbst hätte sie noch besser hinbekommen. Gebirgszüge waren dreidimensional dargestellt und sogar mit Schnee bedeckt, die Meere im Süden hatten niedliche Schaumkronen, Häuschen stellten Siedlungen dar und mit flüchtiger Hand skizzierte Bäume die Wälder.
    Er fand Shinjossa und die Berge im Norden, wo sie in den Höhlen der Squirre übernachtet hatten, und die unberührten Wälder davor – Nezégab hieß dieser Landstrich. Die Smaragdflüsse, grüne Mäander, die das Land in zwei Hälften teilten. Die Zhéra, die wie ein brauner Pfannkuchen aussah, und das Dorf Othyram. Und schließlich, ganz im Osten, den Palast der Kaiserin, ein krakeliges Gebilde aus Zacken und Türmen am Fuße einer Gebirgskette. Die umliegende Landschaft war in Weiß gehalten. Sollte das etwa Schnee sein? Zahlreiche Ortschaften scharten sich um den Palast, und wenn man genau hinschaute, konnte man in jeder das gleiche flache Gebäude erkennen. Tempel der Quellbruderschaft?
    Matteo fuhr ihre Reise mit dem Finger nach. Sie waren nicht den direkten Weg geflogen, sondern in wildem Zickzack quer über das Land. Warum? Um ihren Verfolgern eine falsche Fährte zu legen? Oder aus einem anderen Grund?
    Mit dem Finger zog er eine gerade Linie von Shinjossa zum Palast. Diese Strecke war bestimmt um die Hälfte kürzer, führte über Dörfer und Städte und streifte die Zhéra nicht einmal. Gut, sie waren nach dem Gewitter zu sehr nach Süden abgedriftet, aber so weit? Eigenartig, er musste Lith danach fragen.
    Mehrere Heerlager waren eingezeichnet und eine rote Linie mit gekreuzten Schwertern markierte anscheinend die Front, an der gerade gekämpft wurde. Andere, vermutlich ältere Frontlinien, waren ausgestrichen. Nadors Heer war bis an den schneeweißen Rand von Dyloras Hoheitsgebiet herangerückt. Eines der Lager befand sich nördlich der Zhéra, nicht weit von Othyram entfernt. Hier mussten sie sein.
    Das war noch ein ordentliches Stück bis zum Palast, und sie würden einen Umweg machen müssen, wenn sie nicht an der Front landen wollten. Wie sollten sie bloß dorthin gelangen? Ohne Schlangenläufer und mit Nadors Truppen auf den Fersen? Auf Barcas?
    Unschlüssig trat Matteo zum Zelteingang. Ob die Wache ihn durchließ? Es konnte nicht schaden, sich ein wenig im Lager umzusehen.
    Vor dem Zelt standen gleich zwei Soldaten und erwartungsgemäß kreuzten sie sofort die Lanzen vor Matteo, als er durch den Vorhang ging.
    »Ich möchte nur ein bisschen spazieren gehen«, sagte er, doch er erhielt keine Antwort, die Männer wandten noch nicht einmal die Köpfe. War es ihnen nicht erlaubt, mit ihm zu sprechen? »Rufen Sie Ihren Lord. Sagen Sie ihm

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