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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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er … Khor war!
    »Nein, bin ich nicht, bin ich nicht«, murmelte Matteo vor sich hin, bis auch der Harnisch im Dreck landete.
    »Matteo«, sagte der Lord neben ihm. Besänftigend und ein wenig hilflos.
    »Nein!«, schrie Matteo. »Lassen Sie mich in Ruhe! Lassen Sie mich einfach in Ruhe!«
    Er drehte sich um und lief aus der Arena, das Getuschel der Soldaten und Nadors »Warte!« im Rücken. Halb blind vor Zorn und Tränen hetzte er durch das Lager. Er wusste gar nicht wohin, aber es war auch unwichtig. Er wollte nur fort, fort von Nador, fort aus Jandur. Und am allerliebsten hätte er diesen Körper verlassen.
    Männer kamen ihm entgegen, er wich ihnen aus, schlug Haken, rannte. Die Zelte standen dicht an dicht, in einem von ihnen musste Lith stecken. Wenn er sie nur fände, dann könnten sie sofort entkommen. Jetzt sofort.
    »Lith!«, rief er. »Lith, wo bist du?«
    Es kam keine Antwort, nur die Wachposten starrten ihn verwundert an. Ein paar Zelte waren unbewacht und er schoss hinein, in der Hoffnung, Lith dort vorzufinden. Was natürlich Unsinn war, der Lord würde sie unter keinen Umständen ohne Aufsicht lassen. Matteo fand nur Materiallager – Decken, Kleidung, Werkzeug und Ähnliches. Er jagte weiter, landete im Küchenzelt, stolperte über Säcke, deren Inhalt sogleich über den Boden kollerte und ihn zu Fall brachte. Kartoffeln. Er schnellte hoch, rammte im Hinauslaufen Lord Nador.
    »Matteo, so warte doch!«, rief er, aber Matteo schlüpfte an ihm vorbei und lief weiter.
    Irgendwann erreichte er das Ende des Lagers, ein Zaun versperrte ihm den Weg. In eine Koppel gepfercht standen die Barcas, mächtige, pferdeähnliche Tiere mit rotem Fell in allen Schattierungen, von weinrot bis feuerrot, von rotbraun bis violett. Mit großen, pechschwarzen Augen. Mähne und Schweif waren ebenfalls rot. Sie hoben die Köpfe, als Matteo keuchend vor ihnen stehen blieb, und eines der Tiere scharrte mit dem Huf, blähte die Nüstern und schnaubte. Graue Rauchwölkchen stiegen auf.
    »Sie sind für den Kampf abgerichtet. Treten und beißen und speien Feuer, wenn man sie bedroht«, sagte der Lord. Er war ebenfalls außer Atem, war er doch den ganzen Weg hinter Matteo hergelaufen. Bestimmt zur Belustigung seiner Männer.
    Matteo wandte sich um. »Feuer. Super.«
    »Aber man kann sie reiten. Nur zu, nimm dir eines und flieh.« Nadors Augen waren dunkel, auf seiner Stirn glitzerte Schweiß. »Reite zur Kaiserin.«
    »Wie denn?«, fragte Matteo resignierend. Ohne Lith , fügte er in Gedanken hinzu. »Ich kenne mich hier nicht aus.«
    »Du könntest nach dem Weg fragen. Es leben noch Menschen in den Dörfern und Städten. Nicht mehr viele, aber immerhin. Man wird dir Auskunft geben.«
    Er wollte ihn ziehen lassen? Auf einmal? Einfach so? Matteo dachte an Lith, die als Gefangene des Lords zurückbleiben würde, wenn er jetzt ginge. An Saya und ihren Plan. Er musste sich beruhigen, wenn er gelingen sollte. Musste ein wenig schauspielern, so tun, als würde er einlenken. »Nein«, presste er hervor.
    »Nein?« Erstaunen huschte über Nadors Gesicht. »Aber das willst du doch. Weg von hier, von mir.«
    »Ich …« Matteo würgte an der Antwort. »Ich weiß nicht, was ich will. Und was ich glauben soll. Ich bin … durcheinander.« Eine fadenscheinige Ausrede, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Würde sie den Lord überzeugen?
    Er ließ seinen Blick auf Matteo ruhen. Einen Augenblick zu lange. Dann nickte er. »Das scheint mir auch so.«
    »Und ich bin müde«, erklärte Matteo. Die Sonne sank bereits tiefer, die Zelte warfen lange Schatten. Heute Nacht. Ja, es war vernünftiger, klüger, sicherer. Alle Gründe sprachen dafür und doch fiel es ihm unendlich schwer, diesen einen Schritt auf den Lord zuzugehen.
    »Ich bringe dich zurück.« Nador streckte die Hand nach ihm aus, ließ sie wieder sinken, als Matteo an ihm vorbeistapfte.
    Schweigend gingen sie nebeneinander her. Vor dem Zelt blieb Lord Nador stehen.
    »Es war kein Test«, sagte er leise. »Du musst Darak vergeben, er wollte dich nicht kompromittieren, er … Nun, er ist manchmal viel zu unbekümmert. Er hat nicht nachgedacht.«
    Matteo gab keine Antwort.
    »Aber du warst gut.«
    Verärgert schüttelte Matteo den Kopf. » Ich? «
    »Wir bekommen das in den Griff, Matteo. Ich weiß, wie du dich fühlst, aber wir schaffen das.«
    Wir? Es gab kein wir . »Sie wissen gar nichts. Und jetzt lassen Sie mich durch.«
    »Ja. Natürlich.« Der Lord trat zur Seite und Matteo

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