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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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blickte ihm nach, wie er sich mit gebeugten Schultern entfernte.
    »Pst«, wisperte es neben seinem Kopf. »Wacht auf.«
    Verwirrt setzte sich Matteo auf. Im ersten Moment glaubte er sich in seinem Zimmer. Zu Hause. Doch unter seinen Fingern spürte er Fell und in der Luft hing Rauch. Da fiel ihm alles wieder ein. Das Zeltlager, der Kampf, sein Plan. Vor ihm kauerte ein Schatten – Saya.
    »Wo warst du denn?«, flüsterte Matteo. »Ich habe gewartet.« Endlos lange, wie ihm schien. Aber Saya war nicht gekommen. Auch der Lord nicht. Und irgendwann waren Matteo vor Müdigkeit die Augen zugefallen.
    »Ich hatte Schwierigkeiten. Euer Auftritt heute Nachmittag hat die Sache nicht gerade vereinfacht. Die Wachposten wurden verstärkt.«
    Schuldbewusst seufzte Matteo auf. Das hatte er fast befürchtet. »Sorry.«
    »Und dann saß mein Vater bis tief in die Nacht über seinen Schriften.«
    »Der Lord?«
    Sie wies hinüber zum anderen Lager und jetzt konnte Matteo die tiefen Atemzüge hören. »Schläft fest. Wollt Ihr nun zu Lith oder nicht?«
    »Natürlich.« Matteo schlüpfte in seine Stiefel.
    »Dann müssen wir uns beeilen. Bald graut der Morgen.«
    Sie schlichen aus dem Zelt, die Wachen waren neben dem Eingang zusammengesunken und schnarchten leise vor sich hin, auch von gegenüber waren laute Atemgeräusche zu hören. Die Nacht war kühl und viel heller als Matteo erwartet hatte. Nie zuvor hatte er so viele Sterne gesehen. In Wien schluckte das Licht der Stadt ihren Glanz, aber hier hingen sie so tief über dem Lager, als könnte man sich einen davon greifen.
    Saya verließ den Hauptweg und lotste ihn über einen schmalen Pfad an die Rückseite der Zeltreihe, wo im Abstand von knapp einem Meter gleich die nächste anschloss. Die Eingänge waren allesamt unbewacht.
    Saya glitt an den Zeltplanen entlang, lautlos und geschmeidig. Jetzt erst bemerkte Matteo, dass sie eine Hose trug und ihr Haar zu einem Zopf geflochten hatte. Sie hatte sich vom unsicheren Geisha-Mädchen in einen Ninja verwandelt. Womöglich konnte sie auch so kämpfen. Seine eigenen Schritte waren lange nicht so leise, immer wieder knirschte der Sand unter seinen Stiefeln, er konnte es einfach nicht verhindern. Aber nichts rührte sich, keiner hielt sie auf.
    Etwa sechs Zelte weiter blieb Saya stehen und lauschte. Stille umgab sie. Sie legte Matteo die Hand auf die Schulter, nebeneinander gingen sie in die Hocke.
    »Das hier ist es«, flüsterte sie. »Ihr müsst leise sein. Wer weiß, wie lange die Wache noch schläft.« Sie zog ein Messer hervor und schlitzte die Plane der Länge nach auf. »Rein mit Euch. Ich kann nicht warten. Das Risiko ist zu hoch, dass mein Vater meine Abwesenheit bemerkt.«
    »Schon in Ordnung. Danke, Saya.«
    »Alles Gute. Und auch, wenn du nicht … Khor bist« – der Wechsel zum Du gelang ihr mühelos, das winzige Stocken vor Khors Namen hingegen war unüberhörbar –, »ich hoffe trotzdem, dass ich dich wiedersehe.«
    Daran glaubte er nicht wirklich, doch er wollte sie nicht enttäuschen. Wo sie ihm so geholfen hatte. »Ja, bestimmt«, antwortete er daher.
    Saya huschte davon und Matteo zwängte sich durch den Spalt. Drinnen war es dunkel, er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Das Zelt war kleiner und auf den ersten Blick völlig leer.
    »Lith«, raunte er. Wo steckte sie bloß? »Lith.«
    Ein jammernder Laut kam vom Mittelpfosten und endlich sah er sie. Sie lehnte mit dem Rücken am Balken, beinahe mit ihm verschmolzen. Unsichtbar, wenn man nicht wusste, dass sie dort war. Weshalb stand sie da wie festgewachsen?
    Er trat näher und bemerkte, dass sie gefesselt und geknebelt war, vermutlich schon den ganzen Tag oder noch länger. Die Arme hinter dem Pfosten zusammengebunden, ein Tuch vor dem Mund. Und das bei der Hitze. Der Lord, dieses Schwein!
    »Mmm«, machte sie und wand sich in den Seilen.
    »Jaja.« Matteo löste den Knebel, Lith spuckte einen Stoffballen aus und keuchte auf.
    »Wieso hat das so lange gedauert?«, zischte sie auch sogleich. »Ich habe dich schon am Nachmittag rumschreien gehört. Was hat dich aufgehalten?«
    »Freut mich auch, dich zu sehen.«
    »Die Fesseln …«
    »Bin schon dabei.« Matteo holte das Messer hervor und säbelte an den Stricken.
    »Mach schnell.«
    Er hielt inne. Ein ganz eigenartiger Gedanke zuckte auf.
    »Was ist?«, fauchte Lith.
    »Auf wessen Seite stehst du?«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Eine ganz einfache Frage, Lith. Auf wessen Seite stehst du?«
    »Auf

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