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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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– als Beschützer und Hüter des Feuers -, die Hanforos – als Bewahrer und Hüter des Wassers -, und die Schlangenläufer – als Vermittler und Hüter der Lüfte. Eine idyllische Welt, in der sich alle verstanden und in Eintracht miteinander lebten. Perfekt. Dummerweise beschenkte der mächtige Gott Zaphorus auch den Menschen mit Magie. Der konnte damit aber so gar nicht umgehen. Er war sich seiner Macht nicht bewusst und erfand eigene Regeln. Kriege waren die Folge, Anarchie und Gewalt ließen die Welt auf den Untergang zusteuern.
    Zaphorus bemühte sich um Schadensbegrenzung, aber die Dinge waren bereits ins Rollen gekommen und ließen sich nicht so einfach ungeschehen machen. Die Völker vermischten sich, neue Wesen entstanden, andere Rassen starben aus. Der Mensch wirkte auch auf die vier Urwesen ein und machte sie sich Untertan. Am ehesten gelang ihm das bei den Wölfen. Das muss in den Anlagen dieser Rasse liegen, du siehst es noch bei unseren Hunden – immer wollen sie des Menschen Freund sein, egal, wie schlecht er sie behandelt. Man nehme also das Erbgut von Mensch und Wolf, mische es mit ein wenig Magie und schon entwächst daraus eine Bestie: der Crouwek.«
    »Au!« Matteo sog scharf die Luft ein und ballte die Hand zur Faust. Sebastján hatte zu schneiden begonnen und der Vereisungsspray hielt sich offenbar exakt an sein Verfallsdatum. »Das wirkt nicht mal zu fünfzig Prozent!«
    »Schon gut, ich bin gleich fertig, Zähne zusammenbeißen. Weiter im Text: Die Feen flüchteten auf die Halbinsel Hederra und starben aus. Legenden zufolge stammen die Squirre von Feen ab, ihre zarte Haut verbrannte unter der glühenden Sonne des Südens und ihre Fascia sollen angeblich Überbleibsel der Flügel sein. Wer’s glaubt.« Er zwinkerte Matteo zu. »Die Elfen wurden teilweise von den Menschen vernichtet, teilweise kreuzten sie sich mit ihnen. Ihre Nachfahren sind kaum mehr als solche zu erkennen, sie verfügen angeblich über Zauberkräfte.
    Überlebt haben die Zwerge als eigenständige Rasse, stark dezimiert zwar, aber immerhin. Sie zogen sich in die Steinernen Gänge des Erythgebirges zurück und dort leben sie bis heute unter der Erde, die meisten jedenfalls. Die Nymuren … tja, von allen Bewohnern Jandurs sind sie die sonderbarsten. Es gibt nur ganz wenige von ihnen und diese sind Hunderte von Jahren alt. Sie sind Einzelgänger, keiner weiß, wie sie sich fortpflanzen. In Wahrheit weiß auch keiner, wo sie genau leben, denn sie sind fähig, zwischen den Zeiten zu wandeln. Sprich, sie können sich unsichtbar machen, erscheinen mal hier, mal dort, oft hört man nur ihre Gesänge. Und schließlich der Mensch …«
    Matteo atmete auf – Sebastján legte die Schere beiseite. Er desinfizierte die Wunde und machte sich ans Nähen.
    »Nur ein paar Stiche, gleich hast du es geschafft«, sagte er beinahe vergnügt. Anscheinend gefiel ihm, dass er sich an Matteo derart austoben konnte. »Zur Strafe für den unmäßigen Umgang mit ihren Kräften verbannte Zaphorus die Menschen. Er teilte die Urwelt und stellte ihnen fortan einen winzigen Splitter zum Leben zur Verfügung. Dort mögen sie sich bekriegen, bis sie sich selbst vernichten, waren seine Worte. Er entzog ihnen jegliche Magie, Tiere und Pflanzen wurden ihnen zum Überleben gewährt, aber auch ihnen nahm er jede außergewöhnliche Gabe oder Beschaffenheit. Der Soplex als Energiezentrum bildete sich zurück, bis nur mehr ein Nervengeflecht übrig blieb – der Solarplexus, falls dir das etwas sagt. Der Puls an sich geriet in Vergessenheit, heute nennen wir ihn Seele, Geist oder Aura, aber das hast du dir bestimmt schon gedacht.
    So entstanden die Mutterwelt, in deren Zentrum das Reich Jandur liegt, und die Splitterwelt – die Welt, die wir zwei als Realität ansehen. Niemals sollte es eine Verbindung zwischen den beiden Welten geben, niemals sollte sich die Menschheit an ihre besonderen Fähigkeiten erinnern. Ein guter Plan.«
    »Der nicht geklappt hat.«
    »Nein. Jedenfalls nicht ganz.« Sebastján vollendete seine Arbeit mit einem kunstvollen Verband. »Einigen Menschen, jenen von reinem und gutem Geist, gestattete Zaphorus auch weiterhin in der Mutterwelt zu leben. In ihnen blieb das alte Wissen um die Magie bestehen. Ein schwerwiegender Fehler, denn – du ahnst es sicher – das Gute im Menschen ist nicht beständig, dazu sind seine Wesenszüge zu unstet, sein Egoismus und sein Streben nach Macht und Reichtum zu vorherrschend. Und so gab Zaphorus

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