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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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dich sein.«
    »Andrea bestimmt. Mein Vater? Keine Ahnung, ob er überhaupt gemerkt hat, dass ich nicht da bin. Er guckt lieber ins Glas, als in mein Zimmer.«
    »Eines versteh ich nicht«, sagte Aduka, »wie kommt es, dass du in Khors Körper erwacht bist, wo du zuvor noch in deinem eigenen warst? Wann fand dieser Tausch statt? Und wo bist du abgeblieben? Ich meine, du selbst – Matteo?«
    In Matteos Bauch krampfte sich alles zusammen. »Ich weiß es nicht. Lith hat mir erklärt, dass der erste Transfer nicht geklappt hat. Angeblich bin ich irgendwo zwischen den Welten verloren gegangen, höchstwahrscheinlich längst gestorben«, – bitte, bitte nicht! –, »und mein Puls ist zu Hause zurückgeblieben. Dann hat Lith mich eben noch einmal geholt.«
    »Sehr eigenartig«, bemerkte Sebastján. »Ich bin damals sogar mehrmals hin- und hergereist und jedes Mal heil angekommen. Weshalb solltest du beim Weltensprung verloren gehen oder gar sterben? Irgendetwas stimmt an dieser Geschichte nicht.«
    »An der Geschichte stimmt so manches nicht«, murmelte Aduka. »Und damit meine ich vor allem Liths Verhalten.«
    »Was ist eigentlich mit Ihrer Weltenspirale passiert, Sebastján?«, fragte Matteo schnell. Über Liths Verhalten hatte er lange genug nachgegrübelt. Jetzt galt es, andere Geheimnisse zu lüften.
    Der Arzt war durch Zufall auf die Weltenspirale gestoßen. Seine Großmutter hatte Antiquitäten und Schmuckstücke aus aller Herren Länder gesammelt. Nach ihrem Tod war das Erbe an Sebastján gefallen und der seltsame Anhänger hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er hatte ihn im Sonnenlicht auf der Veranda gedreht, um die Schriftzeichen zu betrachten, dabei war er ihm entglitten und hatte sich ganz von allein aktiviert.
    »Dazu muss man Folgendes wissen.« Sebastján entzündete einen Kienspan an der Öllampe und hielt die Flamme über den Pfeifenkopf. Er saugte am Mundstück, bis der Tabak zu qualmen begann. »Die Weltenspirale produziert einen Energiesog, der nach kurzer Zeit wieder in sich zusammenfällt. Die Spirale schrumpft auf ihre ursprüngliche Größe und rutscht auf ihrer eigenen Bahn mit in die andere Welt. Außer …« Er paffte Rauchwölkchen in die Luft. »Außer jemand greift rechtzeitig hin und nimmt sie an sich. Dann schließt sich das Portal und die Weltenspirale verbleibt in der ursprünglichen Welt. In der Hand des Diebes. Ich denke, genau das ist geschehen. Jemand war so dreist und hat sie mir weggeschnappt.«
    »Und wer?«
    »Das kann ich nur vermuten. Ich habe zu niemandem ein Sterbenswort gesagt. Aber vielleicht hat mich jemand beobachtet? Sich in meinem Haus versteckt, den bewussten Moment abgewartet und zugegriffen.«
    »Ein Einbrecher?«
    »Kaum. Wohl eher ein Bekannter .«
    »Das klingt, als wüssten Sie, wer es war«, stellte Matteo fest. »Ihr Bekannter hat Sie demnach ausgetrickst.«
    »Möglicherweise.« Sebastján wog den Kopf. »Was mich viel mehr erschreckt, ist die Frage: Was stellt er damit an? Oder was hat er schon angestellt?«
    »Wie viele Weltenspiralen gibt es?«
    »Wer kann das schon wissen. Mindestens drei, oder wie siehst du das?« Er blickte Matteo herausfordernd an. »Mein lieber Bekannter hat eine und Liths Aussage nach – wenn sie denn wahr ist – besitzen Lord Nador und die Kaiserin jeweils eine.«
    Matteo ignorierte die Anspielung auf Lith. »Glauben Sie wirklich, die Spiralen seien ein Geschenk dieser Göttin Cassja?«
    »Dazu müsste ich an die Schriften der Unai-Choka glauben, an die ganze fantastische Entstehungsgeschichte Jandurs.«
    »Und das tun Sie nicht?«
    »Nein. Es ist eine Legende.«
    »Aber Sie sind hier!«, rief Matteo verwundert und griff zum Becher. Das war bestimmt der beste Apfelsaft, den er je getrunken hatte. »Und ich auch. Es gibt diese Mutterwelt.«
    »Oh, natürlich gibt es sie. Hast du schon mal den Begriff Parallelwelt gehört? Er entstammt der Physik, genauer gesagt der Quantenphysik. Hypothesen besagen, dass neben der uns bekannten Wirklichkeit noch andere Welten existieren. Man spricht auch von Spiegelwelten, jedes Teilchen unserer Welt hätte demnach ein gespiegeltes Gegenstück in einer unsichtbaren Parallelwelt. Siehst du Khor eigentlich ähnlich?«
    Matteo verschluckte sich an seinem Saft. »Ja«, sagte er hustend. »Schon.«
    »Das muss ein ziemlicher Schock gewesen sein, nicht wahr?« Sebastjáns Augen schweiften ab. »Die fremde Welt, der andere Körper, der Soplex … Man könnte fast von traumatisiert sprechen.«
    Traumatisiert

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