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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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eine volltönende Männerstimme und Matteo meinte, einen leichten Akzent herauszuhören.
    »Mayki, bitte«, flehte Aduka. »Nur noch das eine Mal.«
    »Wie oft hast du uns das schon versprochen? Du bringst uns in Gefahr. Wenn die Stadtwache etwas merkt …«
    »Ich war vorsichtig. Das bin ich immer.«
    Ein Mann erschien im Türspalt hinter der Frau. Sie seufzte und rückte zur Seite.
    »Aduka«, sagte er müde. »Was ist los?«
    »Der Junge.« Aduka schob Matteo nach vorn. »Du musst ihn behandeln, Sebastján.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich muss gar nichts.«
    »Und wenn ich dir sage, dass er der Lichtpuls ist?«
    Der Mann schwieg und musterte Matteo aus schmalen Augen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Ich dachte, deine Gabe wäre … nun ja, versiegt.«
    »Energien dieser Intensität spüre ich sehr wohl. Außerdem hat er es mir erzählt.«
    »Du meine Güte, erzählt!
    »Sebastján, er ist verletzt. Eine böse Entzündung, da hilft nichts anderes mehr.«
    »Nein, diesmal nicht. Ich muss an meine Familie denken.« Damit schloss er die Tür.
    Aduka hieb mit der Faust dagegen. »Er kommt aus deiner Welt, aus …«, sie sah Matteo an, »wie heißt die Stadt?«
    Der Himmel schien über seinem Kopf einzustürzen. »Wien«, sagte er tonlos.
    »Aus Wien!«, rief sie. »Sebastján! Aus Wien!«
    Prompt ging die Tür wieder auf. Der Mann packte Matteo am Kragen und zog ihn zu sich herein. Aduka schlüpfte durch den Spalt und drückte die Tür zu. Mayki legte den Riegel vor.
    Schweigen.
    Sie standen alle vier unter dem niedrigen Gewölbe des Innenhofes und blickten sich einfach nur an. Es roch muffig, durch zwei Fensterlücken drang nur mäßig Licht und noch weniger Frischluft herein. In einer Ecke lag Stroh, darauf hockte ein selbstzufriedenes Huhn, vermutlich brütend auf seinem Ei.
    Matteo konnte Sebastjáns schnelle Atemzüge mit seinen im Gleichklang hören. Der Mann war kaum größer als er und von kräftiger Statur. Seine rissigen Hände und die gut bemuskelten Unterarme deuteten auf schwere körperliche Arbeit hin, und doch war da etwas in seinem Gesicht, das in ihm eher den Gelehrten vermuten ließ als den Handwerker. Er war ein dunkler Typ, mit dichtem schwarzem Haar und braunen Augen – der perfekte Gegenpol zur blassen Schönheit seiner Frau. Allerdings war auch er gerade auffallend blass um die Nase.
    Sein Blick huschte mehrmals von Matteo zu Aduka und wieder zurück, bis er dort endlich hängen blieb. »Was sagst du da, Junge?«
    »Wien.« Matteo suchte vergeblich nach seiner Stimme. Er fühlte sich wie eine Ameise unter einem Steinhagel und immer noch prasselte mehr von oben herab. Was hatte das alles zu bedeuten? Wien. Was weiß er über …
    »Dein Name?«
    … Wien? Es dauerte einige Sekunden, bis das Gehörte in Matteos Verstand vordrang. »Was?«
    »Wie du heißt, will ich wissen.«
    »Matteo. Matteo Danelli.«
    »Und wie bist du nach Jandur gekommen?«, fragte Sebastján nun in einer fremden Sprache.
    Matteo verstand ihn trotzdem und erkannte in der Sekunde, dass dieser Mann deutsch gesprochen hatte. Sein Gehirn hatte einfach umgeschaltet, es war ihm nicht einmal bewusst gewesen, dass er bisher eine andere Sprache benutzt hatte.
    Er antwortete auf Deutsch. Ganz automatisch. »Durch eine Weltenspirale. Ich wurde hergebracht, von einer Squirra.«
    »Zeig deinen Bauch.«
    Matteo schluckte. Mit zitternden Fingern hob er sein Hemd. »Es ist nicht mein Körper.« Er merkte selbst, wie verrückt das klang.
    Sebastján runzelte die Stirn. »Und wessen dann?«
    »Er gehörte Khor. Lord Nadors Sohn.«
    Mayki wich zurück, als hätte sie einen leibhaftigen Geist vor sich. »Khor ist tot. So es heißt«, flüsterte sie in gebrochenem Deutsch. »Wie kannst du er sein?«
    Hilflos zuckte Matteo die Achseln. An dieser Frage war er schon zu Anfang gescheitert. Nicht, dass es noch wichtig wäre, er hatte es als gegeben akzeptiert.
    Sebastján tastete den Soplex ab. Seine Hände waren warm und trocken, die Bewegungen geschult. »Hm, ungewöhnlich groß«, murmelte er und richtete sich auf. »Du willst uns also weismachen«, sagte er wieder auf Jandurianisch oder wie diese verdammte Sprache auch immer hieß, »du seist ein ganz normaler Junge aus der Splitterwelt und man hätte dich einfach in Khors Körper gesteckt?«
    »Ja«, hauchte Matteo.
    »Nun, warum auch nicht. Wenn man einen Puls extrahieren kann, weshalb sollte es umgekehrt nicht auch funktionieren. Was meinst du, Aduka, könnten die

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