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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Halblaut rief er: »Chef?«
    »Ja.«
    Jean-Jean ließ den Strahl seiner Taschenlampe durch das Wohnzimmer gleiten. Es war leer. Marcel und Jeanneaux schlichen zum Bad. Die Tür war weit geöffnet, doch es war niemand drin. Blieb das Schlafzimmer. Marcel gab Jean-Jean Deckung, während dieser die Tür mit dem Fuß auftrat. Nichts. Das Haus war leer.
    Jean-Jean steckte seine Waffe wieder ein.
    »Gut, und wenn Sie jetzt mal deutlicher würden? Wo sind wir hier?«
    »Er hat sich aus dem Staub gemacht. Wir müssen ihn finden, er hat Madeleine getötet.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Marcel stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Er ist ein Freund von mir. Heute Nachmittag war ich bei ihm, um zu fragen, ob er Madeleine gesehen hätte. Er hat Nein gesagt. Wir sind aneinander geraten. Als ich gegangen bin, hat mich eine alte Pennerin angesprochen. Sie hat mir erzählt, dass Madeleine gestern hier war und durchs Küchenfenster eingestiegen ist. Ich bin zurückgegangen. Er hat mir gesagt, er hätte gelogen, um Madeleine zu decken. Dass sie ohne sein Wissen hier war, um Fotos zu holen.«
    »Welche Art Fotos?«
    »Was glauben Sie? Fotos von ihr und ihrem Liebhaber.«
    »Kennen Sie den Liebhaber?«
    »Ja.«
    »Wer ist es?«
    »Sie.«
    Jean-Jean erstarrte.
    »Dieser Kerl hat Ihnen erzählt, dass ich und Ihre Frau .« »Ja.«
    »Und Sie haben ihm geglaubt?«
    »Ja.«
    »Und was hat Sie Ihre Meinung ändern lassen?«
    »Die Alte. Sie war es, die überfahren worden ist.«
    »Verdammt!«
    »Sie hat sich heute Nachmittag hier in der Nähe aufgehalten, und jetzt ist sie tot. Madeleine ist hier gewesen, und sie ist tot. Georges war in der Werkstatt, und er ist tot.«
    »In der Werkstatt? Wollen Sie damit sagen, dass wir hier bei einem Mechaniker der Autowerkstatt Palace sind?«
    »Genau.«
    »Darum wusste unser Mörder so gut über mich Bescheid!«
    »Und er hat einen blauen Renault Express.«
    »Sein Name?«
    »Paulo, Paul Contadini.«
    »Die Automarke!«, rief Jean-Jean und schlug sich an die Stirn.
    »Was?«
    »Der Clochard, den Costello gestern mitgebracht hat, hat erzählt, er hätte früher mit einem Sadisten zusammengearbeitet, der einen Namen wie eine Automarke hatte: Contadini! Ich lasse ihn zur Fahndung durchgeben.«
    Jean-Jean zog auf der Stelle sein Funkgerät aus der Tasche und übermittelte die Personenbeschreibung von Paulo und die Anweisung, Sperren an den Ausgangsstraßen der Stadt zu errichten.
    »Wir wissen nicht, wie viel Vorsprung er hat. Was meinen Sie, Blanc?«
    »Die Alte ist gegen ein Uhr gestorben . Jetzt ist es fast zwei Uhr .«
    »Sie kennen ihn. Wohin könnte er gegangen sein?«
    »Ich weiß nicht.«
    Plötzlich erfasste ein dumpfes Angstgefühl Marcel. Nadjas Bild tauchte vor ihm auf, dann das von Momo. Momo in der Röhre eingesperrt. Von dem Typen mit dem Lieferwagen. Von Paulo. Eilig wählte er eine Nummer.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich muss jemanden anrufen.«
    Nadjas Anschluss klingelte unendlich lange, ohne dass jemand antwortete. Marcel legte mit zitternden Händen auf.
    Er setzte Jean-Jean mit knappen Worten in Kenntnis. Der nickte und lief, gefolgt von Marcel, zum Wagen und fuhr los. Marcel schloss die Augen und ließ sich mit zusammengebissenen Zähnen den lauen Wind ins Gesicht wehen.
    Jean-Jean bremste vor Nadjas Haus. Marcel sprang mit gezogener Waffe aus dem Auto. Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe hinauf. Er klingelte. Keine Antwort. Dann bemerkte er, dass die Tür nur angelehnt war. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Er erinnerte sich an die angelehnte Wohnungstür des Übergewichtigen. Das blutbesudelte Zimmer.
    Außer Atem hatte Jean-Jean ihn eingeholt. Marcel deutete mit dem Kinn auf die Tür. Jean-Jean drückte ihm kurz die Schulter. Dann stellte er sich, die Beine leicht gespreizt, in Schießposition und stieß die Tür auf. Das Zimmer war leer. Die Teegläser auf dem niedrigen Tisch waren umgefallen.
    Kein Laut war zu hören. Kein Atemgeräusch. Kein Schnarchen. Marcel trat in den zweiten Raum. Der Tod, der Tod war da. Das Schlafzimmer einer Frau. Das Bett war zerwühlt, aber leer. Marcels Finger krampften sich um den Kolben seiner Waffe. Irgendwo im Haus hörte jemand Rap. Im Hof sprang knatternd ein Moped an.
    Eine weiße, angelehnte Tür, an der ein Foto des schlafenden Momo hing. Jean-Jean wollte sie aufdrücken. Sie gab nicht nach. Er versuchte es noch einmal. Langsam, so wie ein Blatt vom Baum fällt, sank eine Hand in den Türspalt. Eine alte, braune Hand mit

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