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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Zeugen übereinstimmend aus.«
    »Wenn das unser Mann war, ist er verrückt geworden«, murmelte Marcel besorgt.
    »Glauben Sie nicht, dass er das sowieso schon ist?«, knurrte Jean-Jean und zündete sich seine letzte Zigarette an.
    Die Sanitäter schoben die Leiche in einen grauen Plastiksack. Das zuckende Blaulicht verlieh dem Geschehen etwas Gespenstisches.
    Marcel und Jean-Jean gingen langsam nebeneinander her. Jean-Jean rauchte. Plötzlich blieb Marcel stehen.
    »Wenn er Georges umgebracht hat, dann deshalb, weil dieser etwas herausgefunden hatte.«
    »Georges? Der war nicht mal in der Lage, das Schlüsselloch zu finden.«
    »Hören Sie, wir haben es mit einem Burschen zu tun, der höchstwahrscheinlich in einem Labor gearbeitet hat, und zwar in einem Labor, in dem Vivisektionen durchgeführt wurden. Dieser Typ hatte Kontakt zu Martin. Er hat Martin umgebracht, weil er uns zu ihm hätte führen können. Und Georges hat er aus demselben Grund umgebracht. Weil Georges herausgefunden hat, dass er Madeleine ermordet hat.«
    »Und warum sollte er Madeleine ermordet haben?«
    »Weil er vielleicht ihr Liebhaber war?« Diese Frage hatte sich Marcel gerade gestellt.
    »Blanc, Sie sprechen von Ihrer Frau!«, protestierte Jean-Jean wenig überzeugend.
    Marcel verzog das Gesicht.
    »Sparen Sie sich Ihr Theater!«
    »Blanc, Sie gehen mir langsam auf die Nerven«, schrie Jeanneaux.
    »Ich sollte Ihnen eins in die Fresse geben«, entgegnete Marcel, als würde er eine Tatsache feststellen.
    »Sie sind ja total verrückt!«
    In diesem Augenblick kam ein Polizist zu ihnen. Er rollte etwas in den Händen. Jean-Jean brüllte ihn an:
    »Was?«
    »Der Krankenwagen ist fertig, mon Capitaine. Können wir dann auch gehen?«
    »Ja.«
    Der Polizist reichte Jean-Jean eine gestreifte Wollmütze.
    »Die lag auf der Straße.«
    Marcel stieß Jean-Jean zur Seite und rannte zum Wagen.
    »Schnell, Chef, schnell!«
    »Was ist denn mit Ihnen los?«
    »Schnell, ich glaube, wir haben ihn!«
    Jean-Jean zögerte kurz, lief dann aber hinter Marcel her, der sich ans Steuer des Wagens gesetzt hatte.
    »Die Schlüssel!«
    Jean-Jean warf sie ihm zu. Marcel ließ den Wagen an und fuhr, kaum dass Jean-Jean eingestiegen war, mit Vollgas an.
    Gedankenfetzen jagten durch seinen Kopf, während er mit durchgetretenem Gaspedal zur Grünanlage raste. Die gestreifte Mütze der Alten, die ihm erzählt hatte, dass sie Madeleine in Paulos Haus hatte einsteigen sehen! Paulo, dieses Monster! Paulo mit seinem Fuchslächeln und seinen Raubtieraugen. Paulo, du Hurensohn, wenn das stimmt, werde ich es dir austreiben . Ja, was denn eigentlich? Menschen zu töten, um sie anders zusammenzunähen? Marcel bremste scharf. Sie waren da.
    Gleichgültig gegenüber den Stößen des Wagens, hatte JeanJean, den Ellenbogen im geöffneten Fenster, schweigend geraucht. Er schnippte den Zigarettenstummel aus dem Fenster und wandte sich an Marcel.
    »Also, Blanc? Ich erwarte eine Erklärung.« »Er wohnt gleich dahinten.«
    »Etwas genauer, bitte.«
    »Das ist ein bisschen schwierig.«
    Etwa zehn Meter vom Zaun entfernt hielt Marcel vorsichtig und mit ausgeschalteten Scheinwerfern an. Der Lieferwagen war nicht zu sehen.
    »Haben Sie eine Pistole für mich?«, fragte er Jean-Jean.
    »Im Handschuhfach, aber ich …«
    »Okay, gehen wir.«
    Ehe Jean-Jean protestieren konnte, öffnete er lautlos seine Tür und stieg aus. Dieser hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Marcel wollte das alte Tor aufstoßen: abgeschlossen. Sie kletterten darüber und schlichen gebückt zur Eingangstür. JeanJean sah schon, wie man ihm seine Dienstmarke abnehmen würde. Marcel beugte sich zu ihm und flüsterte:
    »Ich gehe auf die Rückseite. Wir zählen bis zehn, dann gehen wir rein.«
    »Blanc, wenn das schief geht .«
    »Vertrauen Sie mir doch ein einziges Mal, verdammt!«
    Ohne Jean-Jeans Antwort abzuwarten, lief Marcel zum Küchenfenster. Sein Herz schlug zum Zerspringen. Im ganzen Haus war es dunkel. Er zählte bis zehn, schob die Hand durch die zerbrochene Scheibe und drehte den Griff des Fensters. Es öffnete sich. Jean-Jeans Stimme ertönte:
    »Polizei! Sofort aufmachen!«
    Keine Antwort. Marcel bewegte sich lautlos über den klebrigen Küchenboden. Klebrig? Der Schweiß rann ihm in die Augen, doch er wagte nicht, sich die Stirn abzuwischen. Das Geräusch einer auffliegenden Tür. Marcel zuckte zusammen. Im Strahl der Taschenlampe tanzten Staubflocken. Marcel ging zur Tür. Ein Geräusch im Wohnzimmer.

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