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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Bauchfell.
    Das Letzte, was der Mann sah, war dieses grauenvolle Lächeln und die gelben Zähne, die sich seinem Hals näherten.
    Von Blut gesättigt, richtete sich der kleine Mann auf. Er hatte die Kraft seiner Beute getrunken. Er fühlte sich jetzt wieder zum Angriff bereit. Seine Sinne waren geschärft, und so bemerkte er die flüchtige Bewegung zu seiner Linken. Jemand hatte ihn beobachtet, und dieser Jemand versuchte jetzt zu fliehen. Er ließ den Motor an, schlug die Tür zu und ließ die Leiche des Passanten auf dem Bürgersteig zurück.
    Die Alte, die alte Hure, sie läuft zur Telefonzelle.
    Er fuhr ihr nach. Sie wandte sich um, stieß sicherlich einen Schrei aus, denn er sah, wie sich ihr alter Mund weit öffnete, änderte die Richtung, vorbei an den schlafenden Häusern. Er gab Gas und versperrte ihr den Weg zur Grünanlage.
    Ich erwische dich. Du kannst laufen, wie du willst, du entkommst mir nicht. Ich bin so wachsam wie der Tiger, so schnell wie der Wolf, so listig wie der Bär, ich bin der König der Raubtiere.
    Die Alte lief mit unsicherem Schritt, sie hatte den Einkaufswagen und all ihre Habe zurückgelassen und hörte nicht auf zu schreien. Fensterläden wurden zugeschlagen. Er war auf ihrer Höhe angelangt, steckte den Kopf durch das geöffnete Fenster, lächelte und fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen. Sie schlug ihm ihre Plastiktüte mit den angefaulten Äpfeln, die sie in der Hand hielt, auf den Kopf.
    Sie traf ihn mitten ins Gesicht, für einen Augenblick sah er nichts mehr und verlor die Kontrolle über den Wagen. Sie hatte fest zugeschlagen, und er spürte, wie das Blut aus seiner Nase rann. Dieses alte Miststück! Das würde sie bereuen. Ehe er das Steuer herumreißen konnte, prallte der Lieferwagen gegen ein Halteverbotschild. Wütend legte er den Rückwärtsgang ein. Noch immer schreiend verschwand die Alte um die nächste Straßenecke. Er schaltete und gab Gas. Ein schepperndes Geräusch. Er trat das Gaspedal durch und bog in die Avenue ein: keine Menschenseele. Das alte Aas war verschwunden. Sie würde bestimmt die Polizei rufen. Das Scheppern war unerträglich.
    Der kleine Mann hielt an und sprang aus dem Wagen: Die Stoßstange war völlig eingedrückt und hing halb herunter. Er riss sie mit einem kräftigen Ruck ab, schnitt sich dabei die Hand auf, und warf sie in den Wagen. Langsam fuhr er weiter und achtete auf jeden Schatten, jede Seitenstraße, jede Hoftür. Nichts. Die Alte konnte sich überall versteckt haben. Es sah ganz so aus, als wäre sie ihm entwischt .
    Ein Lichtstrahl zu seiner Rechten. Laute Stimmen. Er fuhr näher heran. Eine große Gestalt, die jemanden zur Tür hinauswarf . Durch das geöffnete Fenster drangen Wortfetzen zu ihm herein:
    »Wenn ich dich noch mal erwische, dass du im Treppenhaus schläfst! Wir wollen hier keine Clochards, kapiert?!«
    Der kleine Mann leckte sich die Lippen. Ein Stück entfernt rappelte sich die Alte auf, rückte ihre Mütze zurecht und versuchte vergeblich, dem großen Schwachkopf, der sie hinausgeworfen hatte, etwas zu erklären. Sie hörte den Lieferwagen. Sie drehte sich nach ihm um. Der große Schwachkopf ging achselzuckend die Stufen der Freitreppe hinauf. Sie stürzte ihm nach, krallte sich an seiner Taille fest. Fluchend versuchte er sie zu Boden zu werfen, doch ihre alten, mageren, knotigen Finger hielten ihn mit aller Kraft fest. Er zögerte, sie zu schlagen. Ein Fenster öffnete sich:
    »Ist dieser Lärm nicht bald vorbei?«
    »Sie ist verrückt, sie will mich nicht loslassen! Los, Oma, das reicht!«
    »Warten Sie, ich hole die Polizei!«
    »Na los, Oma, beruhig dich .«
    Ohne Vorwarnung stieß sie ihm das Knie in die Weichteile, und er klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Sie nutzte die Gelegenheit und rannte ins Haus. Hinter verschiedenen Fenstern ging Licht an. Gebückt setzte der Schwachkopf ihr nach.
    Der kleine Mann wartete, mit laufendem Motor wie eine Katze, die auf den Teller ihres Herrn schielt. Der Schwachkopf kam zurück, schob die Alte mit ausgestreckten Armen vor sich her und stieß sie auf den Bürgersteig. Sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten, er schubste sie weiter, sie taumelte laut fluchend über die Straße. Diese Gelegenheit durfte er sich nicht entgehen lassen. Der kleine Mann gab Vollgas und steuerte den Lieferwagen direkt auf sie zu. Die alte Frau flog durch die Luft, wie eine von einem launischen Kind weggeworfene Puppe, und schlug hart auf den Bürgersteig auf. Der große

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