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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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betätigte, und wagte nicht, das Lenkrad loszulassen, um den Knopf zu suchen. Der kleine Mann brüllte:
    »Der Schalter links ist für die Scheinwerfer. Der Scheibenwischer ist der erste Knopf rechts. Nein, nicht der, der daneben. Los, fahr jetzt!«
    Hinter ihnen zerriss ein Schuss die Nacht. Dann das Heulen einer Sirene.
    »Schneller! Los, in den Dritten schalten, verdammt, stell dich nicht so blöd an!«
    Nadja trat auf die Kupplung und legte, mehr schlecht als recht, den dritten Gang ein. Der Motor stotterte, und der Wagen fuhr holpernd weiter. Die Sirene hinter ihnen kam näher.
    »Nach der Brücke rechts!«
    Die Tachonadel zeigte siebzig Stundenkilometer. Nadja dachte, dass das auf einer kurvigen, nassen Straße wie dieser heller Wahnsinn war - noch dazu ohne jegliche Sicht und mit jemandem, der nicht fahren konnte, am Steuer. Aber auch nicht wahnsinniger als die ganze Geschichte.
    Marcel hatte verschwommene Bewegungen um den Wagen herum gesehen, dann, wie dieser holpernd anfuhr. Er war hingerannt. Ramirez lag blutüberströmt am Boden, der Bauch war bis zum Brustbein aufgerissen, die Augen starr auf den sternenlosen Himmel gerichtet. Costello kam angelaufen und fiel neben ihm auf die Knie.
    »Ramirez!«
    Er tätschelte ihm die Wangen.
    »Raymond! Raymond, hörst du mich? Chef, wir müssen einen Krankenwagen rufen, schnell …«
    Jean-Jean hatte schon die Tür des anderen Wagens aufgerissen.
    »Siehst du nicht, dass er tot ist? Los, steig ein!«
    Er schlug die Tür zu.
    »Aber . «, stammelte Costello, seine Hand lag auf der reglosen Brust von Ramirez.
    »Steig ein!«, fauchte Jean-Jean und ließ den Wagen an.
    Costello gehorchte benommen. Marcel rannte über die Straße und zielte auf das weiße Fluchtauto. Die Detonation wurde vom Wind verschluckt. Jean-Jean bremste neben Marcel. Bleich vor Sorge sprang Marcel in den Wagen. Ramirez' Leiche blieb dem Gewitter ausgeliefert zurück.
    Nadja raste über die Brücke und riss dann das Steuer nach rechts. Wir werden sterben! Der Gedanke schoss ihr kurz durch den Kopf. Der Wagen geriet ins Schleudern, drehte sich einmal um die eigene Achse, streifte eine Mauer und stand dann wieder in Fahrtrichtung. Der kleine Mann saß starr da, das Rasiermesser hatte sich nicht einen Millimeter von seinem Opfer entfernt. Nadja fuhr weiter, ihr Kopf glühte, der Schmerz pochte im Rhythmus ihrer Angst.
    Jean-Jean fuhr unter der Eisenbahnbrücke durch und bremste. Rechts oder links? Dieser verdammte Regen machte die Sache nicht einfacher. Seine schlammverschmierten Hände hielten das Lenkrad umklammert: kurzes Zögern. Er entschied sich für rechts - es war das reinste Roulettespiel. Doch die Götter der Nacht sind manchmal gnädiger als die Croupiers.
    Da! Zwei rote Schlusslichter weit vor ihnen. Marcel reckte den Hals.
    »Da sind sie! Sie rasen wie die Verrückten .«
    »An seiner Stelle würde ich das auch tun. Costello«, befahl Jean-Jean, »nimm Kontakt mit Ruggeri auf, das ist sein Bezirk, er soll Straßensperren errichten lassen, dann rufst du auf dem Revier an.«
    Costello gehorchte mürrisch. Die Stimmen seiner Gesprächspartner erfüllten den Wagen mit Knistern. Als er schließlich Ruggeri erreicht hatte, bestätigte der Chef der Gendarmerie, dass sie sich darum kümmern würden. Marcels Blick fiel auf die Leuchtziffern der im Armaturenbrett eingelassenen Uhr. 4.10 Uhr. In knapp einer Stunde würde der Tag anbrechen. Er dachte an seine Kinder. Madeleine … Wie weit das alles zurücklag. Er war in eine andere Zeit, in ein anderes Leben übergewechselt.
    Der Wagen raste durch den Regen. Nadja kniff die Augen zusammen, um die Straße besser erkennen zu können. Im Rückspiegel tauchten immer wieder die Scheinwerfer ihrer Verfolger auf.
    Der kleine Mann kannte die Gegend gut, da er sie als Kind durchstreift hatte. Er ließ sie verlassene Landstraßen nehmen, voller nasser, rutschiger Blätter. Wäre Momo nicht bei ihnen gewesen, hätte sie das Auto absichtlich gegen einen Baum gefahren. Aber - absichtlich oder nicht - bei diesem Tempo würden sie sich sowieso umbringen, das war sicher.
    Im strömenden Regen errichteten die Gendarmen Straßensperren, ihre Plastik-Regenmäntel klatschten im böigen Wind. Jean-Jean gab seine Position durch. Sie waren nicht weit.
    Der kleine Mann entdeckte die Blinklichter weiter vorn.
    »Die nächste links.«
    Nadja gehorchte, resigniert und unbeeindruckt vom Quietschen der Reifen. Wenn es nicht jetzt geschehen würde, dann in der nächsten Kurve,

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