Der purpurne Planet
betrachtete sie mit sichtlichem Wohlgefallen. „Jetzt glaub ich’s beinahe selber!“ antwortete er lächelnd. „Wenn du nun noch mal schnell feststellen kannst, ob alle Funk- und Orientierungssysteme einwandfrei funktionieren, dann bist du die Krone aller Frauen.“
„Klar!“ sagte Erika, schon wieder sachlich, und setzte sich auf ihren Arbeitsplatz.
„Alle Geräte funktionieren einwandfrei!“ meldete sie nach einer Viertelstunde.
„Und sonst“, fragte Uwe zerstreut, während er gerade eine Notiz niederschrieb, „und sonst fällt dir nichts auf?“
„Nein, was denn?“ fragte Erika beunruhigt.
Uwe merkte, daß ihm eine ungeschickte Bemerkung entschlüpft war, aber er wurde einer Antwort enthoben, da in diesem Augenblick Erich Braune und Irina die Zentrale betraten – Erich frisch und vergnügt, Irina etwas blaß, aber beherrscht.
„Setzt euch!“ forderte Uwe alle auf. „Wir wollen unsere Erweckung mit einem gemeinsamen Mahl begehen, das ich zusammengestellt habe. Hoffentlich hat Irina nichts einzuwenden?“ Irina lächelte erleichtert und schüttelte den Kopf.
„Es ist eine alte Sitte“, schwatzte Uwe drauflos, „daß das erste Essen im Kosmos vom Kommandanten serviert wird. Danach, das verspreche ich feierlich, werde ich mich nie mehr in die Arbeit unserer Ärztin einmischen. Und nun guten Appetit!“
Während des Essens drehte sich die Unterhaltung vor allem um die einzelnen Gerichte, die im Geschmack noch phantasievoller waren als ihre Namen: Fischsuppe à la Wassermann, Großer-Bären-Schinken, Mondkalbslendchen, galaktischer Edelkäse, Saturnstaubgebäck…
Ebenso wie sich die Namen der einzelnen Gerichte noch von den Naturprodukten herleiteten, mit denen früher ausschließlich die Ernährung der Menschheit bestritten wurde, waren die aus konservierten Grundrohstoffen hergestellten Speisen in Aussehen, Struktur und Geschmack noch Varianten – allerdings weitaus vielfältigere und nuanciertere – jener alten Lebensmittel, von deren Vorbild man sich noch nicht hatte trennen können. Als schließlich alle gesättigt waren und die Plauderei verstummte, erhob sich Uwe und nahm sein Glas in die Hand.
„Das gleiche Menü, das wir soeben gemeinsam genossen haben, habe ich seinerzeit auch der Jupiterexpedition vorgesetzt, die einen so glücklichen Verlauf und so großen Erfolg hatte, und ich darf daran wohl die Hoffnung knüpfen, daß wir unseren Auftrag ebenso erfüllen werden. Ich sage das nicht nur als Floskel, obwohl es natürlich eine ist. Aber wir können jetzt bereits den ersten glücklichen Umstand verbuchen. Als wir uns zum Start entschlossen, war es klar, daß in unserem Zielgebiet, in das wir jetzt einfliegen, irgend etwas vor sich gegangen sein mußte, was den ursprünglichen Plan RELAIS zu korrigieren zwang, und wir waren uns auch klar darüber, daß unsere Erfolgsaussichten um so besser sein würden, je eher wir Abweichungen vom Programm feststellen können. Nun, die erste Abweichung hat sich bereits ergeben, laßt uns also anstoßen auf den Erfolg unseres Unternehmens!“
Alle stießen an und tranken aus, die Raumneulinge mit nicht ganz so zuversichtlicher Miene, wie es dem Text des Trinkspruchs entsprochen hätte, und dann wurden die Gläser mit dem anderen Geschirr in den Speisenaufzug auf der Tischmitte gestapelt und verschwanden.
„Und nun an die Arbeit!“ rief Uwe. „Michael wird euch berichten, was sich ergeben hat.“
Michael erhob sich, nahm von seinem Arbeitspult einen Folieblock mit Notizen, setzte sich wieder und räusperte sich.
Dann begann er zu sprechen, etwas ungeschickt, trocken und lehrhaft:
„Wie bekannt ist, sollten wir am Achtundzwanzigsten geweckt werden. Der Datumsanzeiger zeigt aber den Fünfundzwanzigsten an. Wie kommt das?
Das laufende Datum wird von drei voneinander unabhängigen Systemen errechnet, und die Weckautomatik ist so geschaltet, daß sie, wenn… Also angenommen, die Systeme zeigen unterschiedliche Daten, dann richtet sich die Weckautomatik nach dem System, das im Kalender am weitesten fortgeschritten ist. Das ist eine Sicherheitsvorkehrung.
Und genau diese Situation ist eingetreten. Das erste System ist die Datumsanzeige, eine mit der Erdzeit synchronisierte atomare Uhr. Sie zeigt den Fünfundzwanzigsten an. Fehler sind hierbei so gut wie ausgeschlossen, so daß wir dieses Datum als Fakt vermerken können.
Das zweite System ist die Übereinstimmung von Programm und Antriebsreaktion. Da eine genaue Standortbestimmung während
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