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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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mit einer Besatzung, von der nur zwei Mann Raumerfahrung besitzen. Unter diesen Bedingungen ist jede Minute kostbar. Irina hat sofort entdeckt, daß mit dem Datum etwas nicht stimmte, hat mir aber nichts gesagt, sondern mich schlafen geschickt. Sie hatte als Ärztin das Recht dazu, und auch die Motive waren selbstverständlich einwandfrei. Trotzdem war dieses Verhalten falsch, und wir können uns keine Wiederholung leisten. Für alle gilt: Wem nur die geringste Abweichung vom Normalen auffällt, auf welchem Gebiet auch immer, selbst im persönlichen Befinden, der hat mir das unverzüglich mitzuteilen, mir als Kommandanten oder, falls ich Ruhe habe, meinem Stellvertreter Michael. Entschuldigt den etwas entschiedenen Ton, aber unser Leben und der Erfolg unseres Unternehmens hängen auch davon ab. daß diese Anordnung genau befolgt wird.“



Uwe sah, daß zwar Irina seinen offenen Worten vorbehaltlos zustimmte, aber die Gesichter der beiden Braunes leichtes Befremden ausdrückten. Er ging darüber hinweg. „Im übrigen halte ich Michaels Analyse für richtig. Wir werden danach verfahren. Ich brauche jetzt Michael und Erika; Irina und Erich legen sich aufs Ohr. Schnallt euch aber an, wir werden einige Zeit Schwerelosigkeit haben.“
    Als Irina und Erich gegangen waren, sagte Erika Braune: „Ist ein offenes Wort erlaubt, Herr Kommandant?“
    „Immer“, antwortete Uwe.
    „Wenn mich mein Mann öffentlich so runterputzen würde wie du eben deine Frau, wäre ich ihm aber verdammt böse!“
    „Hat dich das aufgeregt?“ fragte Uwe lächelnd.
    „Ehrlich gesagt, ja!“
    „Dann ist es gut, das sollte es auch!“ Er lächelte sie offen an. „Wir haben keine Zeit, Ermahnungen oft zu wiederholen. Gewisse Selbstverständlichkeiten an Bord eines Raumschiffs, die zu begreifen man sonst Monate Zeit hat, müßt ihr euch ganz schnell einprägen. Und was einen aufregt, das behält man besser.“
    „Einverstanden“, sagte Erika.
    „Also in fünf Minuten schlagt ihr mir vor, wie wir an die Sache herangehen!“ sagte er und verließ die Zentrale.
    „Wetten, er läuft jetzt zu seiner Frau und entschuldigt sich!“ triumphierte Erika.
    „Ich würde lieber darauf wetten“, meinte Michael, „daß er in fünf Minuten wieder hier ist und ganz genau wissen will, was wir uns überlegt haben.“

    Irina lag schon im Bett, aber sie schlief noch nicht.
    „Erika hat dagegen rebelliert, daß ich dich so schlecht behandelt habe“, berichtete Uwe. „Ich nehme an, du verstehst, warum ich das tun mußte.“ Er setzte sich auf ihr Bett.
    „Na ja, schön war’s nicht, aber ich verstehe dich“, antwortete Irina. „Es war so eine Art Präzedenzfall. Du bist nun moralisch berechtigt, mit den anderen ebenso kritisch zu sein.“
    „Umgekehrt – die jungen Leute sind nun moralisch verpflichtet, sich zur Kritik genauso vorbildlich zu verhalten wie du!“ Er gab ihr einen Kuß. „Schlaf gut.“

    „Hier ist der Bahnabschnitt, den der vorletzte Planet der Proxima zwischen dem Fünfundzwanzigsten und Achtundzwanzigsten beschreibt“, demonstrierte Michael an einem schwarzen Globus, „und wir sind entweder hier – Position vom Fünfundzwanzigsten – oder hier – Position vom Achtundzwanzigsten. Wir werden jetzt nacheinander jeden Bahnpunkt mit Radar anstrahlen, und zwar zweimal, von jeder der beiden möglichen Positionen aus gerechnet. Dazu müssen wir das Raumschiff in einen Winkel von zwanzig Grad zur Flugbahn bringen, sonst liegt ein Teil der Planetenbahn im toten Winkel. Das entsprechende Programm für die Steuerung des Radarschirms habe ich schon in Auftrag gegeben, es muß gleich aus dem Rechner herauskommen.“
    „Und ich“, erklärte Erika, „werde mit meinen Meßgeräten außenbords gehen, damit keine Sekundärstrahlung die Messungen beeinflußt.“
    Uwe überlegte. War es richtig, Erika als Raumneuling aus dem Raumschiff hinauszulassen? Sie hatte zwar die üblichen Proben hinter sich, aber das war doch in Erdnähe gewesen. Andererseits war es besser, jetzt schon hohe Forderungen zu stellen, wo man noch Gelegenheit hatte, die Messungen zu wiederholen, in zwei Stunden zum Beispiel, wenn die reflektierten Radarsignale aufgenommen werden mußten, als vielleicht später in einer Situation, in der ein Fehler großen Schaden anrichten konnte.
    „Gut“, entschied er. „Folgende Einteilung: Erika außenbords. Michael in der offenen Schleuse, ich in der Zentrale. Wann beginnt die Meßserie des Radars?“
    „In zehn Minuten“,

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