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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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werden konnte.
    Andererseits wußte er auch nicht, welche Zerstörungen das Heck davongetragen hatte – womöglich lief die Brennkammer voll. Zum Glück funktionierten die Druckmesser. Dreieinhalb Atmosphären – sie waren also gut fünfundzwanzig Meter tief. Michael gab Luft auf die Schleusen, das Sinken verlangsamte sich, hörte aber nicht auf.
    Michael überlegte. Die äußeren Schleusentore waren offen. Als er jetzt Luft daraufgegeben hatte, war also das Wasser hinausgedrückt worden, das sich in dem Raum von der Bugseite des Tores aufwärts befand. Wenn er folglich die Tore ein Stück schließen und dann wieder Luft geben würde, mußte es möglich sein, das Gewicht und den Auftrieb auszubalancieren. Er tat das, und es gelang.
    Sollte er die Flächen einfahren? Der vordere Teil würde dadurch noch leichter werden, die TERRA also stabiler im Wasser stehen. Auch das bewährte sich.
    Er wartete noch einige Minuten, dann verließ er seinen unbequemen Platz im Cockpit und ging ebenfalls in die Zentrale. Dort unterrichtete er erst einmal die anderen über die Lage und wies Tom ein, was er zu tun habe, wenn die TERRA zu steigen oder zu sinken beginne.
    Erich, der zwar Schmerzen hatte, aber trotzdem aktiv sein wollte, bekam den Auftrag, mit Echolot und Radar festzustellen, ob die TERRA ihren Standort beibehielt oder driftete, und wohin. Mara ging auf ihren Wunsch in das Cockpit, um bei eingeschaltetem Scheinwerfer das Meer zu studieren.
    Michael selbst unternahm einen schnellen Rundgang durch das Raumschiff. Unter diesen ungewöhnlichen Bedingungen traute er den Instrumenten allein nicht, er wollte auch herausbekommen, was mit dem Triebwerk geschehen war. Zehn Minuten Zeit blieb ihm dafür, dann würde der Wirbelsturm sie erreicht haben.
    Der Rundgang verlief ergebnislos – glücklicherweise, was eventuelle Schäden an der Konstruktion betraf, leider aber auch hinsichtlich des Triebwerks.
    Als Michael wieder in die Zentrale kam, berichtete Erich: „Wir treiben auf den Korallengürtel zu!“
    „Wie schnell?“
    „In vier Stunden werden wir ihn erreichen, wenn sich nichts ändert.“
    „Und wie weit sind wir vom Land entfernt?“
    „Wir sind ungefähr in der Mitte zwischen Küste und Korallenriff.“ In diesem Augenblick begann die TERRA fühlbar zu schwanken.
    „Jetzt ist er da!“ sagte Tom.
    „Erich, du meldest alle dreißig Sekunden Ortsveränderungen“, ordnete Michael an. „Mara, du bleibst im Cockpit. Stell den Scheinwerfer senkrecht und melde sofort, wenn das Wasser heller wird – das ist dann der Widerschein des Gischtes. Tom, du behältst alle inneren Parameter der TERRA im Auge und meldest sofort, wenn irgendwo kritische Werte erreicht werden. Ich reguliere die Tiefe mit den Schleusen. Alles klar?“
    Das Schwanken und Schlingern wurde stärker. Sie trieben erst auf das Land zu, dann trat einen Augenblick Stille ein, worauf sie wieder auf die Riffe zu drifteten. Ein paarmal meldete Mara, daß es heller wurde, mehrmals war Michael hart an der Grenze seiner Regulierungsmöglichkeiten – aber nach etwa zwei Stunden trat Ruhe ein.
    Drei Stunden später tauchten sie auf. Noch rollte das Meer, noch pfiff der Sturm, aber er war gleichmäßig und nicht sehr heftig.
    Michael setzte die TERRA etwa einen Kilometer landeinwärts auf den Strand und stieg als erster aus, um das Heck zu betrachten. Als er wieder hereinkam, sagte er: „Das können wir nicht reparieren.“

8
    Uwe sah die aufgeregte Erika streng an und sagte: „Denke, Erika, denke. Du bist hier der Fachmann für Technik, in fünf Minuten mußt du eine Idee haben, wie wir der TERRA helfen. Ich weiß, es wäre jetzt natürlich, wenn du weinst, aber das hilft uns nicht. Es wäre unnatürlich, wenn du kalt und sachlich bist, aber das hilft uns. Also mußt du dich unnatürlich verhalten.“
    Er rief über die inzwischen längst installierte Sprechanlage die anderen an und sagte, er brauche sofort alle, ausnahmslos alle, zu einer kurzen Besprechung. Zwischendurch ermahnte er wieder Erika: „Denke nach, Mädchen!“
    Als alle beisammen waren, erklärte Uwe kurz: „Folgende Situation. Die TERRA ist in einen Wirbelsturm geraten und am Heck beschädigt. Erich Braune hat sich den Arm gebrochen. Unmittelbare Gefahr für die Insassen besteht nicht. Aber das Haupttriebwerk ist ausgefallen, sie können es mit den dort vorhandenen Mitteln auch nicht reparieren. Die TERRA liegt in Äquatornähe am Meeresufer. Sie hat einen Aktionsradius von vielleicht zehn bis

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