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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Beben auf dem Boden. Die Strahlung der Proxima zeigt nämlich nach den letzten Messungen schon sinkende Tendenz.“
    „Und ich prophezeie euch“, sagte Michael, „daß wir jetzt essen und daß Mara und Erich dann abschwirren werden.“
    Nach dem Essen und dem Abflug der beiden benutzte Tom die Gelegenheit, mit Michael allein zu sein.
    „Sag mal, deine schlechte Laune vorhin – das war doch wegen Eileen, oder?“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Du mußt doch nicht denken, daß ich keine Augen im Kopf habe!“ brummte Tom. „Kannst dich nicht entschließen, was? Wenn dir das hilft – sie liebt dich auch.“
    Wenn mir so einfach zu helfen wäre, dachte Michael, dann brauchte ich keine Hilfe. Aber er hat es gut gemeint, ich muß ihm wenigstens antworten.
    „Weiß ich“, sagte er.

    Erika Braune beschäftigte sich schon den dritten Tag mit der Uranbilanz – neben ihren anderen Arbeiten natürlich. Heute aber wollte und mußte sie zum Abschluß kommen.
    Es war eine harte Nuß, die ihr Uwe da zum Knacken gegeben hatte. Nicht etwa daß die Berechnungen zu schwierig gewesen wären, die waren nur anstrengend und zeitraubend. Aber Erika war von der Voraussetzung ausgegangen, Uwe könne mit seinen kritischen Strichen nur gemeint haben, die genaueren Berechnungen würden zeigen, daß die Sache harmloser sei, als sie sie dargestellt hatte, daß also die Schere zwischen Bedarf und Vorrat gar nicht so weit auseinanderklaffen würde. Nun gingen aber alle Präzisierungen in die entgegengesetzte Richtung, und während Erika einerseits darüber froh war, weil sie darin ein unwiderlegbares Argument für das Verbleiben des Raumschiffs auf dem Relais sah, fragte sie sich andererseits, ob sie auch wirklich objektiv an das Problem heranginge, ob ihr nicht ihre subjektive Absicht hier und da eine falsche Einschätzung suggeriere.
    Es hilft nichts, dachte sie schließlich, die Rechnungen sind exakt, dazu stehe ich, punktum.
    Nun noch die Meldung vom Satelliten, und dann gehe ich zu ihm. Was haben wir denn da? Sie horchte in das laufende Band hinein. Berichte von der Expedition, beim Überfliegen aufgenommen und gespeichert. Meßwerte. Halt, was war das?
    Das Band stoppte – das Überspiel war beendet. Der letzte Teil hatte anders geklungen als die üblichen Meßwerte, ihr Ohr hatte sich schon so daran gewöhnt, daß sie ihrer Sache ziemlich sicher war. Sie ließ den letzten Abschnitt durch den Dekodierer laufen, Raumkoordinaten! Eine neue Sonde von der Erde! Mit einer Überschlagsrechnung auf dem Tischrechner bestimmte sie die ungefähre Parkbahn der Sonde. Verwundert bemerkte sie, daß sie direkt froh war, Uwe auch etwas Angenehmes melden zu können.
    „Ja, das war der erfreuliche Teil“, sagte sie, nachdem sie Uwe von der Sonde berichtet hatte. „Ich denke, Ende der Woche kommt sie in unsere Reichweite. Und nun zur Bilanz.“
    Sie reichte Uwe die Ergebnisse ihrer Berechnungen. Der Kommandant sah sie sorgfältig durch, nickte ab und zu und sagte schließlich: „Ja, so ist es in Ordnung. Saubere, präzise Arbeit. Kein Einwand mehr offen.“
    „Hattest du das erwartet?“ fragte Erika direkt.
    „Was?“ fragte Uwe.
    „Daß das Ergebnis der Überprüfung so ausfallen würde?“
    „Natürlich. Die Differenz war viel zu hoch, als daß Präzisierungen daran etwas Grundsätzliches ändern konnten. Die Genauigkeit brauchen wir, um das Problem zu lösen, nicht, um es zu erkennen.“
    „Dann muß ich dich um Verzeihung bitten.“
    Uwe stutzte – dann verstand er und lachte. „Ach, du lieber Himmel – du hast gedacht, ich würde mich der Illusion hingeben, die Sache löse sich bei genauerer Betrachtung von selbst? Das ist doch albern. Es sei denn, ich hätte dir einen solchen Rückfall in die Vorgeschichte zugetraut wie intellektuelle Unredlichkeit.“ Er sah sie an, sah, wie sie rot wurde vor Verlegenheit, und fand, daß sie so noch schöner aussah. „Oder du mir?“ fragte er.
    Erika nickte. „Nicht so direkt, nicht so ausgesprochen“, sagte sie etwas gequält.
    „Vergiß es“, meinte Uwe leichthin. „Du hast einfach meinen Standpunkt noch nicht begriffen. Die Herrschaft des Menschen über die Technik besteht nicht darin, daß man ihre Notwendigkeiten ignoriert, sondern darin, daß man sich von ihr nicht die Entscheidungen diktieren läßt. Sie hat ihren gewichtigen Platz bei unseren Entschlüssen, aber sie darf nicht die bestimmende Position einnehmen. Je grundsätzlicher eine Entscheidung, um so unabhängiger muß

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