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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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man sich dabei von den technischen Gegebenheiten machen. Na, genug doziert, komm, wir werden erwartet. Wieder ein dringender Fall, wo es notwendig ist, die Natur unserem Willen zu unterwerfen.“
    Sie gingen in Sibyls Arbeitsraum, wo sie von ihr und Irina erwartet wurden. Die beiden Frauen hatten ernste Gesichter, besonders Irina sah sehr angegriffen aus.
    „Ich muß um eure Hilfe bitten“, sagte Irina müde. „Die Situation ist ernst. Heute nacht hat ein schwerer magnetischer Sturm stattgefunden. Wir mußten den Wachstumsprozeß von Jochens Hand unterbrechen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Auf der Erde gibt es so heftige Magnetstürme nicht, deshalb bieten die Programme nur ungenügende Regulierungsmöglichkeiten für diesen Fall. Solch eine Unterbrechung ist eine Schwere Arbeit, sie bietet mehr Probleme als das Wachstum. Eileen und ich hatten die ganze Nacht angespannt zu tun, aber nicht deshalb habe ich euch hergebeten.“ Sie schwieg einen Moment und fuhr dann fort:
    „Sibyl sagte mir, daß für die nächste Zeit noch mehrere solcher Stürme zu erwarten sind. Der Wachstumsprozeß tritt aber jetzt in sein entscheidendes Stadium. Der Übergang vom Embryonalwachstum zum Kindheitswachstum steht bevor, und in diesem Stadium ist eine Unterbrechung ausgeschlossen. Wir müssen eine Möglichkeit finden, den Behandlungsraum gegen die Magnetstürme abzuschirmen.“
    „Ich habe in der Bibliothek alles durchgeforstet“, berichtete Sibyl, „was unter dem Stichwort Abschirmung/magnetisch zu finden war. Das ist alles zu aufwendig und würde mechanische Arbeiten im Fels um den Behandlungsraum herum erfordern, die durch Erschütterungen den Wachstumsprozeß stören. Vielleicht gibt es in Raumschiffen irgendwelche Regelmechanismen, die man hier verwenden kann?“
    „Natürlich“, sagte Uwe lebhaft, „die Antistoff-Tanks! Die haben doch autonome Magnetfelder, die jede magnetische Störung beliebiger Stärke abfangen! – Hm, aber wie kommen wir jetzt so schnell an die Dinger heran? Unsere schweben im äußeren Planetenraum, und das Raumschiff ist jetzt auch nicht hier. Die Sonden werfen ihre Antistoff-Triebwerke ab, wenn sie in den inneren Planetenraum eintreten. Aber die RELAIS 1 muß doch auch welche gehabt haben? Sibyl, habt ihr die damals weggeworfen?“
    „Wir haben eigentlich nichts weggeworfen. Warte mal – alle bisher nicht genutzten Geräte von RELAIS 1 sind im Lagerraum C.“
    Sie stand auf, aber Uwe sagte: „Laß, das machen Erika und ich. Sei so nett und kümmere dich inzwischen ein bißchen um Irina.“ Und zu Erika sagte er, während sie hinausgingen: „Paß auf, wir brauchen nur die Einrichtung von einem Tank, und auch davon nur den Teil, der die Störungen mit Hybridfeldern durch Interferenz auslöscht. Das müßte doch im Behandlungsraum unterzubringen sein…“
    „Bleib sitzen, ich mach dir was zu essen!“ sagte Sibyl, als die beiden gegangen waren.
    Irina, obwohl sie sonst Trägheit und Unselbständigkeit nicht mochte, nahm diesmal das Angebot gern an. Sie lehnte sich zurück, entspannte sich, und da sonst solche Entspannungsübungen immer von Musik begleitet waren, begann sie unwillkürlich, ein russisches Volkslied erst zu summen und dann zu singen.
    „Hast du nicht manchmal Heimweh unter all diesen Deutschen?“ fragte Sibyl.
    Irina, von dieser Fragestellung etwas überrascht, antwortete: „Bisher hatte ich eigentlich keine Gelegenheit dazu. Im Grunde bin ich ja erst ein Jahr ganz von zu Hause weg, die Reisezeit nicht gerechnet. Und dann spreche ich mit Uwe auch manchmal russisch, wenn wir allein sind.“
    Sibyl lachte. „Jochen hat auch irisch gelernt und die Kinder ebenfalls. In der ersten Zeit hatte ich noch etwas Heimweh, aber das ist längst vorbei.“
    „Wie bist du in diese deutsche Gruppe gekommen?“ fragte Irina.
    „Ganz einfach. Ich hatte Kosmologie studiert und mich auf Planetologie spezialisiert. Das Problem der Bewohnbarmachung interessierte mich, und weil das Zentrum sich in Rostock um Jochen herum gebildet hatte, ging ich nach Deutschland. Für mich war die Sache attraktiv, weil sie so umstritten war. Deshalb war auch der Andrang nicht sehr groß, und ich kam mit in die engere Wahl. Weißt du, es war eine kleine, sehr kämpferische Gruppe, fast alle durch Freundschaft und gemeinsame Arbeit verbunden… Na, und dann diese Geschichte mit Jochens erster Frau…“
    „Hast du ihn damals schon geliebt?“
    Sibyl zuckte mit den Schultern. „Vielleicht verehrt. Wir haben uns

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