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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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deshalb werden wir in zwei Stunden den Versuch wiederholen, und zwar“ – er überlegte – „werden wir dir einen Halt verschaffen. Michael, wir haben doch Ersatzteile für den Hubschrauber. Können wir nicht ein einzelnes Teleskopbein in der Schleuse aufstellen und dann ausfahren? – Und du, Erika, legst dich jetzt hin, wir werden dich rechtzeitig wecken! Mach dir keine Kopfschmerzen, das lernt sich alles!“
    Er nickte Erika lächelnd zu, und sie verabschiedete sich mit einem nicht ganz geglückten Versuch zurückzulächeln.
    „Passagiere sind was Schlimmes“, brummte Michael, als Erika gegangen war.
    „Hier gibt es keine Passagiere, schlag dir das aus dem Kopf!“ wies Uwe ihn zurecht. „Hier gibt es nur eine Besatzung.“
    „Na, hoffen wir’s.“
    Uwe wurde ernst. „Und außerdem ist Überheblichkeit etwas, das dir absolut nicht steht!“
    „Schon gut, ich schlag mir’s aus dem Kopf!“ meinte Michael, nicht ganz überzeugt. „Aber erst mal bau ich das Teleskopbein auf!“

    Zwei Stunden später klappte alles ausgezeichnet. Erika machte in Zusammenarbeit mit Michael die benötigten Aufnahmen, und Uwe konnte sich mit den reflektierten Radarsignalen befassen, die eindeutig bestätigten, daß sich das Raumschiff in der für den Fünfundzwanzigsten vorgesehenen Position befand.
    Und ebenso eindeutig bestätigten dann die Auswertungen von Erikas Messungen, daß die Bestrahlungsstärke den zu erwartenden Wert vom Achtundzwanzigsten hatte.
    „Also sind wir keinen Schritt weiter?“ zweifelte Erika.
    „Doch“, widersprach Uwe. „Wir haben die uns bekannten Daten unwiderlegbar bestätigt erhalten. Wir müssen nun drangehen, sie richtig zu deuten.“
    „Da ist eigentlich nur eine Deutung möglich“, sagte Erika zögernd.
    „Nämlich?“ fragte Uwe.
    „Die Strahlung der Proxima muß stärker geworden sein!“
    „Das wird’s wohl sein“, bestätigte Uwe. „Und was ich nun noch gern wissen möchte, ist, ob sich diese Intensitätserhöhung gleichmäßig über das ganze Spektrum erstreckt oder ob bestimmte Bereiche bevorzugt sind. Die Vergleichsangaben aus früheren Messungen findest du im Archiv.“
    Während Erika sich ihrem Pult zuwandte, um die geforderte Analyse zu erarbeiten, legte Uwe seinem Kopiloten die Hand auf die Schulter.
    „Was ich befürchtet habe, ist eingetreten. Du bist ab sofort von jedem anderen Dienst freigestellt und mußt ein neues Programm ausarbeiten. Dabei ist folgendes zu berücksichtigen: erstens die zwei Viertelstunden ohne Bremsung. Zweitens die Tatsache, daß wir das Annihilationstriebwerk mindestens fünf Tage eher als geplant auf einer Planetenparkbahn absetzen müssen, und drittens, daß sich der äußere Strahlungsgürtel des Planeten RELAIS wahrscheinlich beträchtlich vergrößert hat, nehmen wir sicherheitshalber an, um die Hälfte. Hau ran, Junge!“

    Am Abend des ersten Tages – sie hatten die irdische Zeiteinteilung vorläufig beibehalten – saßen alle wieder gemeinsam um den Tisch in der Zentrale.
    Während Irina das Essen vorbereitete, wandte Uwe sich an Erika Braune.
    „Was wir herausbekommen haben, weißt du. Du als Planetologe mußt uns nun sagen, was für Verhältnisse wir möglicherweise auf dem RELAIS vorfinden werden.“
    Erich überlegte. „Nein, das kann ich nicht“, sagte er dann. „Dazu genügt das Faktenmaterial nicht, das muß ich als Fachmann leider sagen.“
    Uwe mißfiel dieses „ich als Fachmann“, aber er reagierte mit Geduld und Freundlichkeit.
    „Sieh mal“, sagte er, „wenn wir mehr Fakten hätten, würden wir sie dir geben, aber wir haben nicht mehr. Auf der Erde natürlich, da ist es normal, da geht man in der Wissenschaft von tausend gesicherten Fakten aus auf einen unbekannten los, aber unter unseren Verhältnissen müssen wir eben anders arbeiten. Und so wenig Fakten haben wir ja gar nicht. Wir kennen die früher von den Sonden signalisierten Verhältnisse auf RELAIS, wir kennen das Spektrum der früheren Strahlung der Proxima und das jetzige. Da müßten sich doch zwei, drei oder meinetwegen auch zehn Hypothesen aufstellen lassen, wie es jetzt dort aussieht. Oder?“
    Erich schüttelte griesgrämig den Kopf. „Das ist doch keine wissenschaftliche Arbeit, das ist ja die reinste Spekuliererei! Das kann mir keiner zumuten.“
    Uwe lächelte ironisch. „Wir sind hier nicht im Hörsaal, wo die Richtigkeit oder wenigstens Nützlichkeit einer Hypothese eine Prestigefrage ist.“
    „Eine Lebensfrage ist das hier!“ warf

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