Der purpurne Planet
Zugang aus“, sagte Erika, „ich berechne inzwischen die Impulsfolge für nachher, ich werde ja da oben stehen.“
„Kommt gar nicht in Frage“, antwortete der Pilot. „Ich meine, daß du den Strahler da oben bedienst. Viel zu gefährlich für eine Frau. Berechnen kannst du meinetwegen, aber die Arbeit überlaß mal mir!“ Damit stieg er aus, kletterte auf den Wagen und richtete den Strahler auf das gegenüberliegende Ufer.
In der dunstigen Atmosphäre wurde die ausgestrahlte Energie als dünne, weiße Schnur sichtbar, die sich von der Mündung des Strahlers zum Felshang auf der anderen Seite hinzog. Michael schwenkte den Strahler leicht – mit dumpfem Poltern rollten lockere Steine den Hang hinunter. Dann visierte er die Mitte des Hangs an und verstärkte den Strahl. Der Felsen glühte hell auf. Nach wenigen Minuten waren eine kleine Höhle, als Standplatz für den Strahler, und eine flache Treppe in den Felshang geschnitten, die zu der Höhle hinaufführte. Michael kletterte vom Wagen herunter und stieg wieder ein.
„Erika sagt, sie hätte eine Spezialausbildung am Strahler gehabt, wie ist das bei dir?“ fragte Tom.
„Eine Spezialausbildung habe ich nicht, aber…“
„Na, dann ist das ja klar. Erika und ich werden von dort oben aus den Brocken ansägen und Michael und meine Schwester Eileen fahren die Wagen hinter die Flußbiegung. Paßt auf, daß ihr nicht in die Wirbel kommt, wenn die Flutwelle sich in der Biegung bricht.“
„Zeig mir wenigstens die Berechnungen noch mal“, knurrte Michael.
„Dreihundert Impulse pro Sekunde mit Stärke fünf?“ fragte er, nachdem er die Tabelle studiert hatte. „Ich würde gleich zu Anfang stärker rangehen, es schadet nichts, wenn der Spalt unten etwas breiter wird, um so besser fließt das Gestein ab.“
„Einverstanden“, meinte Erika großmütig, im Bewußtsein ihres Sieges.
War das Unternehmen bisher ein Ausflug gewesen, so wurde die Arbeit nun unendlich mühselig und zeitraubend. Es dauerte nahezu zwei Stunden, bis der Strahler demontiert, hinaufgeschafft, an seinem neuen Standort befestigt und mit zusätzlichen Energiereserven versorgt war. Besonders Erika und Michael in ihren Skaphandern keuchten unter der Belastung und fühlten sich, als endlich alles am richtigen Platz war, wie zerschlagen.
Als die Wagen, von Eileen und Michael gesteuert, hinter der Flußbiegung verschwunden waren und ihre Scheinwerfer erloschen, wurde es finster in der Schlucht. Es regnete auch wieder stärker, und der kleine Zielscheinwerfer des Strahlers, den Erika nun einschaltete, reichte kaum bis zu dem steinernen Sperriegel hinüber. Sie visierte die untere Kante an und drückte auf den Auslöser. Jetzt, im dichten Regen, leuchtete der Strahl, in dem ständig Hunderte von Tropfen verdampften, wie eine gestrichelte weiße Linie. Nun fing der Fels an der bestrahlten Stelle an zu glühen, und dann hörte sie durch die Helme hindurch ein Fauchen und Zischen, und Dampfwolken nahmen ihnen die Sicht. Das flüssige Gestein ergoß sich in den Fluß.
Ein Infrarotfilter ließ die Dampfwolken verschwinden. Knattern ertönte – ein Zeichen, daß der Strahl ins Wasser traf, es aufspaltete und Knallgas bildete, das dann wieder explodierte. Um einen winzigen Strich erhöhte Erika den Höhenrichtwinkel.
„Komm ein bißchen rüber!“ sagte Eileen, als sie die Wagen etwa dreißig Meter unterhalb der Biegung geparkt hatten, über den Helmfunk zu Michael. Der folgte der Aufforderung nur zu gern. Als er eingestiegen war, schloß Eileen die Kabine und ließ Atemluft einströmen. Dann öffnete sie ihren Helm und forderte Michael auf, das gleiche zu tun. „So spricht es sich besser“, sagte sie, „man versteht auch Nuancen.“
„Was für Nuancen?“ wunderte sich Michael. „Natürlich ist es so angenehmer, aber…“ Er verstummte verwirrt.
„Oh, in medizinischen Dingen spielen Nuancen in den Aussagen der Patienten oft eine große Rolle“, meinte Eileen leichthin.
„Ich sitze also als Patient hier?“ fragte Michael enttäuscht.
„Na ja – nicht nur“, antwortete Eileen gönnerhaft. „Ich möchte gern wissen, was es mit der Reizbarkeit und Nervosität auf sich hat, von der eure Ärztin gesprochen hat. Du hast ja in deinen Erzählungen leider bisher darüber geschwiegen.“
Michael führte sich grundlos angeschuldigt, und das erboste ihn um so mehr, als er bei Eileen für ihn schmeichelhaftere Motive zu diesem Gespräch vermutet oder wenigstens erhofft hatte.
„Mit
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