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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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im gleichen Moment prasselte ein Steinhagel den Hang über ihnen herunter. Erika schrie auf, Tom riß sie heran, drückte sie an die Wand und stellte sich vor sie. „Bist du verletzt?“
    Erika verbiß sich den Schmerz. „Kaum“, sagte sie, „höchstens ein paar Prellungen am Oberarm. Und Beulen am Helm.“
    Tom blickte auf Erikas Helm hinunter. Wie klein sie ist! dachte er gerührt. Der Helm schien aber ganz zu sein. Und zierlich ist sie auch, selbst in diesem dicken Anzug, dachte er weiter, als ihm bewußt wurde, daß er sie unter den Armen stützte.
    Erika sah durch das Helmfenster Toms breite Brust vor sich, plötzlich kam sie sich sehr beschützt und beinahe angenehm schwach vor, dann wurde ihr schwindlig.
    Als sie wieder zu sich kam, vernahm sie im Helmfunk Toms Stimme, der mit Eileen sprach. Paßt auf, ich bringe sie, hörte sie ihn sagen, und dann fühlte sie sich hochgehoben. Es geht ja schon wieder, wollte sie protestieren, aber auf einmal kam es ihr sehr reizvoll vor, schwach und beschützt zu sein, und erst nach einer ganzen Weile öffnete sie die Augen und blinzelte Tom zu, der sie auf den Armen zu den Wagen hinuntertrug. Toms sorgenvolles Gesicht hellte sich auf, als er sie blinzeln sah, und er blinzelte lustig zurück.

    „Also, einmal müssen wir ja nun die Frage beantworten“, sagte Jochen Laurentz. „Wer fängt an?“
    Nachdem er Uwe, dem Raumschiffkommandanten, seinem nunmehr gleichaltrigen Sohn, die Einrichtungen der Station gezeigt, hatten sie sich in Jochens Arbeitsraum zurückgezogen und vielleicht eine Minute schweigend ihren Gedanken nachgehangen.
    „Schwer zu sagen“, antwortete Uwe. „Normalerweise fängt wohl der Ältere an – aber das hilft uns nicht weiter. Dann könnte man sagen, der Vater… Da aber mein Auftrag als Raumschiffkommandant dem PROJEKT RELAIS untergeordnet ist, sollte vielleicht der Stationsleiter anfangen.“
    Jochen nickte – ein wenig traurig. „Damit ist die Frage eigentlich schon beantwortet. Du wirst zur Erde zurückkehren.“
    „Präziser gesprochen“, sagte Uwe, „die TERRA wird die Sonden einholen und beim Bau des Senders helfen. Ich schlage vor, daß bis dahin die Mannschaft unter meinem Kommando bleibt und die Kooperation, soweit nicht im Plan festgelegt, zwischen uns beiden abgesprochen wird. Danach gehen Erika und Erich in den Mannschaftsbestand der Station über, und wir…“
    „Ich verstehe“, sagte Jochen.
    „Ich möchte, daß du mich richtig verstehst. Im Grunde bewundere ich dich – und euch alle hier, wenigstens die Älteren, die nicht direkt in diese Welt hineingewachsen sind. Aber ich bin Kosmonaut. Ich will gar nicht davon reden, daß ich meinen Beruf liebe und daß es hier für mich keine Arbeit in diesem Beruf gibt. Aber ein Kosmonaut ist mehr als alle anderen Menschen ein Kind der Erde. Man ist ein, zwei Jahre im Kosmos – und dann ein Jahr auf der Erde, kennt die schönsten Gegenden in allen Breiten, man kennt auch die Erde ganz, als bläulich schimmernden Ball. Und darauf ohne Not verzichten – das kann ich nicht.“
    „Ja, die Erde ist schön“, sagte Jochen. „Man muß manches aufgeben, wenn man auf ein großes Ziel zu lebt – vielleicht sogar auf ein Ziel zu, das erst die Enkel erreichen werden. Und man kann das auch nicht tun, ohne für sein Ziel zu werben. Man muß immer wieder andere dafür begeistern, sonst hat man eines Tages das Gefühl, ein Sonderling zu sein. Und wenn dann einer der Mitstreiter aufgibt, trifft es doppelt hart.“
    „Du sprichst von Mutter.“
    „Ja.“
    „Sie hat gewählt“, sagte Uwe, „und sie hat den schlimmeren Teil gewählt. Aber das ist auf uns beide wohl nicht anwendbar.“
    „Du willst nicht über Mutter sprechen?“
    „Jetzt nicht. Nicht bevor wir mit unseren Problemen ins reine gekommen sind.“
    „Gut. Ich denke auch nicht nur an mich und an unser Lebenswerk hier, ich denke auch an meine Tochter. Sie wird vierzig sein, wenn die nächsten Menschen kommen. Und das werden dann lauter junge Leute sein. Und sie und euer Michael sind – na ja, zumindest sind sie einander nicht unsympathisch.“
    „Du hast eine große Verantwortung übernommen“, sagte Uwe zögernd, „als du alles, auch deine Kinder – mich und meine Halbgeschwister – diesem Projekt untergeordnet hast; ich kritisiere das nicht, es geht wahrscheinlich gar nicht anders.“ Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort: „Aber ich habe auch eine Verantwortung übernommen, als ich diesen Auftrag übernahm und

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