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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Erdenbürger, zumal einem jungen, unentbehrlich waren. Bisher war Michael immer sehr stolz auf seinen Beruf gewesen, weil er zu Recht als hart und anstrengend galt, und er hatte gelassen hingenommen, wenn man ihn bewunderte – hier aber war die Reihe an ihm zu bewundern.
    „Das sollte nun nicht heißen, daß du überhaupt nichts mehr sagen darfst“, meinte Eileen.
    Michael schreckte auf. „Entschuldige, ich war in Gedanken.“ Er blickte auf die Uhr. „Ich glaube, ich muß in meinen Wagen zurück, sie werden jetzt bald soweit sein.“ Er lächelte Eileen zu, als wollte er um Verzeihung bitten für seinen Aufbruch. Eileen lächelte zurück.

    Der Strahler stand etwa in gleicher Höhe mit dem gestauten Wasserspiegel hinter der Barriere. Bis zu dieser Höhe sprudelte auch Wasser aus dem Schnitt. Der Schwall fing das herabtropfende flüssige Gestein auf, kühlte es ab, wobei ein lautes Zischen ertönte, und schleuderte es aus der Spalte.
    Erika hatte den Schnitt schon etwa drei Meter höher gezogen, aber nun wurde es schwieriger, das Gestein erkaltete, noch ehe es den Wasserspiegel erreichte, setzte sich ab und schweißte so den Schnitt wieder zu. Ein paarmal schon hatte sie den Strahler wieder tiefer halten müssen, um den verstopften Abfluß freizulegen. Zu sehen war das alles freilich nicht, da Dampfwolken die Schnittstellen einhüllten und auch durch den Infrarotfilter nur ihre äußeren Ränder zu erblicken waren, aber immer, wenn das Zischen abklang, wußten sie, daß eine neue Verstopfung drohte, und das trat in den letzten zehn Minuten mit zunehmender Häufigkeit auf.
    Hätte die Barriere eine gleichbleibende Tiefe gehabt, wäre sie wahrscheinlich schon unter ihrem eigenen Gewicht und unter dem Druck der Wassermassen geborsten. Aber gerade der obere Teil war ja, wie sie richtig geschätzt hatten, der dickste, und dem mußte man jetzt mit anderen Methoden zu Leibe gehen.



Da der Strahler jetzt schon, wenn auch nur in einem kleinen Winkel, schräg nach oben gerichtet war, mußte es möglich sein, in der Barriere eine Höhlung auszuarbeiten, nicht groß natürlich, aber doch so umfangreich, daß der größte Teil der bei einer Explosion innerhalb des Schnitts erzeugten Kraft auf den Felsen einwirkte und nicht nach draußen verpuffte. Das dauerte zwar noch einmal zehn Minuten – sie mußte immer wieder nach unten schwenken –, aber dann konnte sie aufatmend den Strahler abstellen.
    „So“, sagte sie zu Tom, „fünf Minuten. Mach deinen Handstrahler fertig.“
    „Wieso verbrennt eigentlich das Knallgas nicht sofort wieder?“ fragte Tom neugierig. „Mit unseren Strahlern geht das nicht.“
    „Mit einem Strahler von gleichbleibender Frequenz ist das nicht möglich. Jeder Impuls erzeugt eine kleine Menge Knallgas. Der folgende darf aber dieses Gas nicht mehr treffen, also muß man die Impulsfrequenz regeln können. – Ich glaube, jetzt ist es soweit.“
    Erika hatte nicht zusammenhängend gesprochen, sondern zwischen ihren Erklärungen die entsprechenden Umstellungen am Strahler vorgenommen. Jetzt trübte kein Dampfwölkchen mehr das Bild der Barriere und den Schnitt. Auch der Regen hatte gerade einmal aufgehört. Sorgfältig visierte sie dicht über dem austretenden Wasserschwall in den Spalt hinein. Dann drückte sie den Auslöser.
    Tom hatte den Handstrahler angelegt und zielte auf den oberen Rand des Spaltes, der etwas breiter war und hinter dem sich die ausgearbeitete Höhlung verbarg. Nach etwa einer Minute, so hatten sie berechnet, mußte das Knallgas das Innere gefüllt haben. „Fünfzehn Sekunden“, zählte Erika, „zehn – fünf – jetzt!“
    Tom drückte ab. Eine dumpfe Explosion ertönte, glühende Gase brachen aus dem Spalt, dann hörten sie ein knirschendes, hartes Geräusch – aber der Felsriegel lag scheinbar unverändert vor ihnen. „Er ist angeknackt!“ meinte Tom. „Beim nächsten oder übernächsten Mal kommt er!“
    Wieder das Strahlen, Zählen, Zählen – und diesmal ging die Explosion in ein hartes Knacken über. Anfangs langsam, dann immer schneller, verschoben sich die beiden Hälften des Riegels dort gegeneinander, wo der Schnitt war, und dann bebte der Boden unter ihren Füßen. Die Hälften überschlugen sich, rollten ins Flußbett, die Flut brach mit Getöse los.
    „Aufpassen!“ Tom riß Erika vom Strahler zurück und zeigte nach oben. Erika stutzte, begriff dann – und machte einen Schritt vorwärts, um den Strahler heranzuziehen. Tom griff nach ihrem Arm, aber

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