Der purpurne Planet
Überprüfung kann beim Einholen der Sonden geschehen und später durch den Satelliten, den wir sowieso setzen. Nun zu Erika: So ein Modell hat gewiß sein Gutes, man muß nur richtig damit umgehen. Ich habe auch gerechnet: Wenn das Plasmawind-Kraftwerk fertig ist, das in den Sonden verpackt und eigentlich für den Sender und die Entkohlungsanlage gedacht ist, sind alle Energieprobleme und auch die Treibstoffversorgung für die Transportmittel der Station gelöst. Dadurch sinkt der Arbeitsaufwand für den Haushalt im ganzen. Außerdem können danach die Robotmaschinen, die für den Bau eingesetzt wurden, umprogrammiert werden. Selbstverständlich stehen diese Argumente auf genauso unsicheren Füßen wie die von Erika, denn sie setzen voraus, daß die in den Sonden steckende Technik noch funktionsfähig ist…“
Michael hatte eine Bewegung gemacht, als wolle er etwas sagen. Jetzt schien es einen Augenblick, als ob er darauf verzichte. Aber dann sprach er doch: „Die Erde erwartet ja nicht nur, daß die Station hier sich behauptet. Was meint ihr, wie die Astronomen darauf warten, daß sie endlich mit einer drei Komma vier Lichtjahre großen Meßbasis operieren können, selbst wenn die Übermittlung der jeweiligen Ergebnisse eben drei Komma vier Jahre dauert. Die Genauigkeit, die sich daraus ergibt, wird manches in der Astronomie und Kosmologie revolutionieren; Erich könnte euch das sicher noch besser erklären als ich. Voraussetzung dafür ist natürlich, daß die Zeitrelation der Messungen exakt festgestellt wird. Zu diesem Zweck haben wir ja auch auf dem Rückflug noch einiges zu tun.“
„Das könnte auch eine der nächsten Sonden übernehmen“, warf Erika ein.
„Aber richtig ist“, meinte Uwe, „daß wir alle in erster Linie Menschen und damit der Menschheit verpflichtet sind – und ihrer Wiege, der Erde“. Er lächelte Erika zu.
Erika bemühte sich zurückzulächeln. „Ich möchte erst mal Irina antworten. Sicherlich war die Nervosität krankhaft – aber ihre eigentliche Wurzel waren gegensätzliche Grundeinstellungen zu diesem Planeten und zu diesem Projekt, und die wirken auch jetzt noch, und darum handelt es sich. Oder nicht?“
„Eine richtige Beobachtung“, entgegnete Uwe. „Es geht um Grundsätzliches. Also nicht die Effektivität der einen oder anderen Variante, die wir noch gar nicht einmal richtig erfassen können, ist ausschlaggebend; denn die Menschen sind die Beherrscher der Natur, nicht ihre Sklaven. Stellen wir also die Frage grundsätzlich: Ist die Auffassung der dafür ausgebildeten Leute, daß man hierbleiben und arbeiten sollte, in irgendeinem Punkt richtiger als die der Kosmonauten, daß sie ihre Aufgaben erfüllen sollten, für die sie jahrelang ausgebildet worden sind?“
Uwe trug diese Sätze nicht etwa in der Schärfe vor, die der zugespitzten Formulierung entsprochen hätte, sondern in nachdenklichem Ton.
„Eine Frage so zu stellen, daß sie eine bestimmte Antwort erzwingt, das ist kein Meinungsstreit. Ich lasse mich nicht davon abbringen, daß es unser aller Aufgabe ist hierzubleiben, und ich werde alles dazu tun, was mir möglich ist. Das ist mein Standpunkt.“
„Also doch Kampf bis aufs Messer!“ sagte Uwe. „Dann dürfen wir wohl den Arbeitsplan, den wir jetzt zu beschließen haben, als eine Art Waffenstillstand betrachten?“
„Satellitenfrequenz Empfang gut, kommen. – Expeditionsfrequenz Empfang gut, kommen. – Sondenfrequenz Empfang schwächer, Verstärkung einschalten, kommen.“
Die Zentrale des Raumschiffs war angefüllt vom Stimmengewirr der Gespräche, die Erika, Irina und Tom mit der Bodenstation führten. Aber nur Uwe hörte das Durcheinander der Stimmen, denn die drei, die an den Funkgeräten saßen und die Verbindung auf den drei Frequenzen testeten, hatten ihre Hauben über die Ohren gestreift.
Noch lag wohlverwahrt im Innern der TERRA der FRS 1, der Funk- und Radarsatellit, den Erika und Tom in vierzehntägiger Arbeit nach den Angaben des Konstruktors gebaut hatten. Der Konstruktor, ein spezieller Photonenrechner für Konstruktionsaufgaben, den die TERRA von der Erde mitgebracht hatte, verfügte in seinen Speichern über ein riesiges Arsenal von Konstruktionsprinzipien und -erfahrungen. Sie hatten ihm – in entsprechender Kodierung natürlich – die vorhandenen Materialien, Werkzeuge und das Ziel eingegeben, und mit größter Sicherheit hatte er die optimale Konstruktion entwickelt; optimal sowohl in bezug auf die Einsatzmöglichkeiten
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