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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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einer Landschaft auf dem Schirm, aber es verblaßte sofort wieder. Mit einem komplizierten Spiel auf der Tastatur gelang es Erika noch zweimal, das Land unter ihnen sichtbar zu machen, aber immer nur für Bruchteile einer Sekunde.
    „Mißglückt!“ stellte Erika betrübt fest.
    „Aber die Überraschung ist dir gelungen“, meinte Irina tröstend. „Daran mußt du unbedingt weiterarbeiten.“
    „Wozu?“ antwortete Erika verdrossen. „Es sollte ein Argument dafür werden, daß wir das Raumschiff hier brauchen.“
    „Erika arbeitet nach der Methode: Nur nicht nachlassen!“ scherzte Uwe. „Aber Irina hat recht, wenn es eine Möglichkeit gibt, solche Aufnahmen zu machen, wird sich auch ein Weg finden, sie zu verwirklichen.“
    „Das sagst du?“ fragte Erika erstaunt.
    „Sicher“, bestätigte Uwe gleichmütig, „je besser die Technik, um so größer der Spielraum für die menschliche Entscheidung.“ Und er setzte hinzu: „Die in jedem Fall primär ist.“
    Erika winkte ab und wandte sich Tom zu. „Du sagst ja gar nichts.“
    „Wißt ihr“, bekannte Tom offenherzig, „es ist paradox: Man weiß natürlich, wie groß der Planet ist, wieviel Kilometer sein Äquator mißt und so weiter. Und trotzdem ist das winzige Stückchen, auf dem man sich hin und her bewegt, die Welt – und der riesige Teil, den man nicht kennt, ist nichts. Man hat das Gefühl, hinter dem Horizont ist die Welt zu Ende. Und dann sieht man – das hier.“ Er zeigte auf den jetzt wieder erloschenen Bildschirm.
    „Das erlebt jeder, der zum erstenmal in den Weltraum aufsteigt“, sagte Erika. „Auch wenn ich selbst nicht viel Raumerfahrung habe, aber es stimmt doch, nicht wahr, Kommandant?“
    „Stimmt!“ gab Uwe zu.
    „Das ist schön!“ sagte Tom hingerissen.
    „Stimmt“, wiederholte Uwe, „von oben sieht der Planet ganz manierlich aus.“
    Aber Tom war nicht zu bremsen. „Eure Ankunft hat mich richtig umgekrempelt. Steh mal als Techniker einem Haufen Biologen gegenüber! Tom, mach dies, Tom, bau mal das, und immer aus der Not ‘ne Tugend machen. Nicht mal mit der eigenen Frau kann man sich über was anderes als über Algen, Bakterien, Pilze und sonstigen Grünkram unterhalten. Na, jetzt hab ich ja in Erika Verstärkung. Und was für technische Möglichkeiten! Ich kann euch gar nicht sagen, wie ich mich auf die Robotmaschinen freue! Wo sind denn die Sonden alle?“
    „Ja eben!“ Uwe benutzte Toms Frage als Stichwort. „Das Programm für die planeto-physikalischen Messungen ist eingelegt?“
    „Natürlich!“ antwortete Erika prompt.
    „Dann werden wir alle bei den ersten drei Umläufen die Sonden suchen. Später schlafen wir schichtweise. Die Wachen werden jeweils die Bahnen der Sonden weiter präzisieren.“
    Die Arbeit war nicht schwer, aber eintönig. Um Mitternacht endlich hatten sie alle fünfzehn noch umlaufenden Sonden geortet und deren Bahnparameter in grober Näherung bestimmt. Da die Sonden ja auf weiter außen gelegenen Parkbahnen und daher mit viel kleinerer Winkelgeschwindigkeit flogen, war es nicht schwer, sie nach dem nächsten Umlauf wieder aufzufassen. Durch die Korrektur der festgestellten Abweichungen würden sie bis zum Morgen die Bahnen hinreichend genau kennen.
    Mitternacht und Morgen bezogen sich hier selbstverständlich nicht auf das Raumschiff, sondern auf den Längengrad von Neu-Rostock, und nach jedem Umlauf wurde auch wieder Verbindung mit der Station aufgenommen und die Zuverlässigkeit der Funkbrücke auf allen drei Frequenzen getestet.
    Am Vormittag war es dann soweit. Uwe hatte errechnet, daß sich zwei Sonden im Peilbereich der Station aufhalten mußten, wenn sie beim nächsten Umlauf kurz über dem Horizont von Neu-Rostock den Satelliten aussetzen würden.
    Beim letzten Überfliegen der Station war alles mit Michael abgesprochen worden. Erika und Tom waren in die Schleuse gegangen, um die letzten Handgriffe am Satelliten zu erledigen; die Messungen des planeto-physikalischen Programms, die in diesem Umlauf vorgenommen wurden, überspielte die Meßautomatik des Raumschiffs auf den Satelliten. Kurz vor Überfliegen des Horizonts mußte noch das Kabel gelöst und dann die Schleuse geschlossen werden.
    Irina nutzte die Gelegenheit, daß sie mit Uwe allein war.
    „Erika macht mir Sorgen“, sagte sie.
    „Mir nicht“, meinte Uwe. „Wenn sie euch nicht beeinflußt.“
    „Ich meine etwas anderes.“
    „So, was denn?“ fragte Uwe neugierig.
    „Merkst du nicht, daß sie Tom den Kopf

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