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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Finger wickeln lassen.« »Ich hoffe es. Er ist eigentlich ein sehr liebevolles Kind.« Ich stand nun auf der Außentreppe. Draußen war alles war neblig verhangen und es sah nach Regen aus, aber ich marschierte stur auf den Wagen zu. Sollte der Regenmantel doch bleiben, wo er war. Freddy brachte ihn mir nach, als ich mich hinter dem Steuer zurechtsetzte.
»Hat dir schon einmal jemand gesagt, daß du eine Mutter brauchst, Ellie?« Er streckte die Hand in den Wagen, um die Scheibenwischer anzustellen und sah mir nach, als ich in die Ausfahrt bog.
»Pingeliger Typ«, dachte ich. Es war ja nicht so, als säße ich in dem offenen Kabrio. Das hatte nämlich Ben genommen und mir freundlicherweise das Gefährt überlassen, das ein komplettes Dach und funktionierende Blinker hatte. Dank Freddys Bemerkung ging mir meine Mutter durch den Kopf, während ich durch unser Dorf und dann über die mit hohen Hecken eingefaßte Straße fuhr, die sich auf Pomeroy Hall zuschlängelte. Als meine Mutter starb, war ich siebzehn, und obwohl ich sie furchtbar vermißt hatte, war die Welt nach ihrem Tod nicht zusammengebrochen. Ich fand immer, daß das eine Menge über die Art von Mutter aussagte, die sie gewesen war. Ihre Häuslichkeit hatte eher zu wünschen übriggelassen. Mehr als einmal vergaß sie, die Betten zu machen oder das Mittagessen zu kochen, weil ihr ein gutes Buch in die Hände geraten war. Andererseits regte sie sich aber auch nicht auf, wenn ich die Decken von meinem Bett zog und mir im Wohnzimmer ein Zelt baute, wie beispielsweise an dem Tag, an dem sie für den seltsamen Freundeskreis, dem sie und mein Vater angehörten, eine Party gab. Schon als ich noch klein war behandelte sie mich wie eine Erwachsene — oder zumindest wie das, was sie sich darunter vorstellte, da sie ja selbst nie erwachsen geworden war. Dementsprechend herrschte bei uns zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Art Zauberatmosphäre, in der es immer wieder neue, aufregende Änderungen gab. Also, eine perfekte Mutter war sie bestimmt nicht gewesen. Aber sie hatte mir gezeigt, wie man die Flügel ausbreitet, und deshalb stürzte ich auch nicht ab wie ein Stein, als das Nest mit einem Mal verschwunden war.
Ich fuhr nun an der hohen Backsteinmauer entlang, die Pomeroy Hall umschloß. Nachdem ich durch das herrschaftliche Eingangstor gebogen war, schwenkte ich in die breite, von Eichen und Zypressen gesäumte Einfahrt, und parkte den Wagen vor der ehrwürdigen Sandsteinfassade und den hohen griechischen Säulen. Um mich herum flatterten Taubenschwärme, die das Ganze offensichtlich mit dem Trafalgar Square verwechselten. Eine Taube begleitete mich netterweise die Stufen hoch bis zur Eingangstür.
Niemand reagierte auf mein erstes und zweites Läuten. Einfach nur, um die Hände zu beschäftigen, drehte ich an dem gewaltigen eisernen Türknauf. Die Tür schwang geräuschlos auf. Mein Blick fiel in die Eingangshalle mit dem Marmorboden und dem Kamin aus Granitstein, der eine Wand neben der großen geschwungenen Treppe ausfüllte.
»Hallo?« Ich klang so zaghaft wie jemand, der im Theater vorsprach und dabei inständig hoffte, daß es auch eine stumme Rolle gab.
Zu meiner Rechten öffnete sich eine Tür, und Sir Robert streckte den Kopf heraus. Sein rotes Gesicht zeugte von tiefster Beunruhigung. Er sagte jedoch kein Wort, sondern machte mir lediglich ein Zeichen, ihm zu folgen. Hinter der Tür lag ein Saal, dessen Möbel aussahen, als gehörten sie in ein Museum und müßten mit einer roten Samtkordel abgetrennt werden. In diesem Saal war es dermaßen kalt, daß ich dankbar für meinen Regenmantel war. Ein verschwindend kleines Feuerchen zuckte wie eine verlöschende Kerze auf einem Kaminrost, auf dem man eine ganze Ochsenherde hätte braten können. Dementsprechend sahen die Pomeroyschen Vorfahren in ihren vergoldeten Rahmen aus, als hätten sie alle an verstopften Grippenasen gelitten. Aber trotzdem machte keiner von ihnen einen auch nur annähernd so zerrütteten Eindruck wie Sir Pomeroy selbst. Er tappte auf Zehenspitzen hinter mir her und machte die Tür mit übertriebener Sorgfalt zu. Doch wenigstens schloß er sie nicht ab und steckte den Schlüssel in die Hosentasche. »Lady Pomeroy fühlt sich nicht wohl.« Er legte den Finger auf die Lippen. »Und ich will sie nicht aufwecken, falls sie schläft. Tut mir entsetzlich leid, Ellie, daß ich Sie nicht empfangen habe. Ich habe die Türglocke abgestellt. Die Angestellten sind heute nachmittag außer Haus, damit

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