Der Putzteufel geht um
und warte, bis Mrs. Haskell wieder geht.« »Ich bin selbst eigentlich auch lieber in der Küche als im Wohnzimmer«, teilte uns Vienna Miller mit. Genau wie bei meinen früheren Begegnungen mit ihr machte sie einen herzhaften, munteren Eindruck. Eine Frau, die gleich zur Sache kommt, feste Ansichten hat und dabei bleibt. Es gibt ja Leute, von denen man nie im Leben zwei Kekse bekommen würde, wenn sie sich vorgenommen haben, nur einen zu spendieren. Plötzlich tauchte Madrid in der Diele auf. Mir war die Tür, durch die sie gekommen war, gar nicht aufgefallen. Madrid machte einen extrem mitgenommenen Eindruck. Die Omabrille saß schief auf ihrer Nase, und die Mundwinkel waren heruntergezogen, was leider die Hängebacken betonte, die gar nicht zu den braunen Flatterhaaren paßten.
»Vienna, wir haben ein Problem.« Madrid schenkte weder Jonas noch mir die geringste Beachtung. »Du mußt jetzt gleich mitkommen.«
»Natürlich, mein Liebes, kein Grund zur Panik. Du weißt, daß sich immer alles regeln läßt.« Viennas Gesichtszüge wurden weicher. Sie redete, als hätte sie es mit einem Kind zu tun. »Ich führe Mrs. Haskell nur noch schnell ins Wohnzimmer und dann bin ich sofort bei dir.« Sie öffnete mir die Tür, und ich folgte ihrem Wink und trat hindurch. Ich nahm an, daß wahrscheinlich die Rosinentörtchen verbrannt waren, oder eine der Hündinnen im Begriff war niederzukommen. Diesem Haus wohnte etwas inne, das es zum idealen Schauplatz für jede Art von Drama macht.
Das Wohnzimmer sah anders aus, als zu der Zeit, in der die Frau in Schwarz hier gelebt hatte. Die vormals dunklen Wände waren jetzt in einem Eierschalton gestrichen, die schmuddeligen Vorhänge waren verschwunden, und die Fenster gaben den Blick auf den Garten frei. Auch die Einrichtung war erneuert worden. Auf dem Boden lag ein roter Teppich, darauf standen ein Sofa mit passenden Sesseln, ein Sekretär und ein paar kleine Kamintischchen. Was meinen Blick jedoch am meisten fesselte, war ein riesengroßes Gemälde in einem gewaltigen Goldrahmen, das über dem Kaminsims hing. Es stellte einen Norfolkterrier dar, mit fliederfarbenen Schleifchen im Haar und einem pfenniggroßen roten Edelstein, der auf der linken Pfote saß. Ich nahm an, daß es sich dabei um Jessica handelte.
Ich war einige Sekunden lang so sehr in den Anblick des Gemäldes vertieft, daß ich die Mitglieder der Salongesellschaft um ein Haar übersehen hätte, die kerzengerade vor dem Kamin standen. Sir Robert Pomeroy, der, wenn man ihn ließ, dazu neigte, Gespräche an sich zu reißen, redete gerade über den Blumenfonds und darüber, daß, wenn er sich nicht sehr irrte, dort Gelder veruntreut worden seien. Seine Frau – die frühere Maureen Dovedale – hing wie gebannt an seinen Lippen. Brigadegeneral Lester-Smith studierte mit großem Interesse das Muster des Kaminvorlegers. Bei dem vierten Anwesenden handelte es sich um Tom Tingle, der erst vor ein paar Monaten in unser Dorf gezogen war. Er war ein zwergenhafter Mann mit sehr hoher Stirn, die durch den zurückweichenden Haarschopf noch betont wurde. Bestimmt war es nicht einfach, dazu noch mit einem Namen wie für einen Däumling geschlagen zu sein. Nach einer Weile machte Sir Robert eine Atempause und schaute in meine Richtung. »Kommen Sie, Ellie.« Er winkte mich mit seiner kleinen, pummeligen Hand zu sich. »Was stehen Sie da wie ein Laternenpfahl? Hier ist Ihre Meinung gefragt.« Was das Alter anging, rangierte er irgendwo in den späten Fünfzigern. Abgesehen davon hatte er jetzt ein rotes, aufgebrachtes Gesicht, und in dem ländlichen, braunen Tweedanzug mit dem senfbraunen Halstuch, das er in den Kragen seines Hemdes gesteckt hatte, wirkte er wie eine Bulldogge. »Sir Robert regt sich darüber auf«, erklärte mir der Brigadegeneral, »daß Anne Hardaway einer gewissen Mrs. Rogers eine Topfpflanze ins Krankenhaus geschickt hat, wo sie wegen einer… Unterleibsgeschichte operiert wurde.« Bei diesen Worten färbte sich mein Gefährte aus dem Bibliotheksverein rosig bis zum Haaransatz. Auch die krausen rotblonden Löckchen wirkten durch das einfallende Sonnenlicht noch rötlicher als sonst. »Aber Anne Hardaway verwaltet doch den Blumenfonds.« Ich blickte von einem zum anderen. »Ist es denn dann nicht ihre Pflicht, Kranken eine Pflanze oder einen Strauß zu schicken?« »Nur wenn es sich bei der- oder demjenigen um ein Gemeindeglied von St. Anselm handelt.« Sir Robert stocherte mit dem Zeigefinger in der Luft
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