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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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überwuchert. Mittlerweile waren die Büsche jedoch gestutzt, der Rasen war gemäht, und ein paar Büschel mit Tulpen und Narzissen sorgten für die nötigen Farbtupfer. Trotzdem sah ich zu, daß ich dicht neben Jonas blieb, als ich den schweren Eisenklopfer hob. Es war albern, aber Tall Chimneys erinnerte mich immer an einen Menschen, der sich in Schale geworfen und ein lustiges Lächeln aufgemalt hat, um das Böse im Inneren zu kaschieren.
Als der Klopfer mit einem lauteren Knall landete, als ich beabsichtigt hatte, ertönte sofort Gebell aus zahllosen Hundekehlen. Die beiden Schwestern hatten hinter dem Haus, wo sich ein großes Wiesen- und Waldgelände befand, ihre Hundezwinger errichten lassen. Nach den Worten von Mrs. Malloy hatten diese Zwinger ein halbes Vermögen gekostet. »Was sind das für Hunde?« Jonas klang nicht erfreut. »Norfolkterrier«, erklärte ich ihm zu wiederholten Mal. Er hatte sich geweigert, uns Gesellschaft zu leisten, als Madrid Miller am Sonntag nachmittag bei uns saß, sonst wäre ihm jetzt alles Wissenswerte über diese Rasse bekannt gewesen. Bei mehreren Tassen Tee hatte Madrid Freddy und mich Schritt für Schritt in die körperlichen und charakterlichen Merkmale des rassereinen Norfolkterriers eingeführt. Dieser ausgesprochen fesselnde Vortrag war durchsetzt gewesen mit Anekdoten über die arme tote Jessica, die in der Woche rosafarbene und an Sonntagen fliederfarbene Schleifchen trug und außerdem eine Schwäche für Leber à la Sonstwas hatte, die man ihr jedoch mit dem Löffelchen futtern mußte, wobei sie mit einem bestickten Lätzchen am Tisch saß.
»Ich habe mir noch nie was aus Hundefrauen gemacht«, brummte Jonas mürrisch. Er hatte den Kopf im Mantelkragen vergraben.
»Weil du ein Katzenmann bist.« Irgendwer brauchte trotz meines Donnerschlags eine Ewigkeit, um die Tür zu öffnen. »Ich bin sicher, daß die Millers sehr nette Frauen sind«, sagte ich zuversichtlich. »Außerdem bezweifle ich, daß sie den Baum zum Vorwand genommen haben, um dich hierher zu locken und anschließend zu heiraten.«
»Wer weiß?« Jonas Miene hellte sich auf. »In meinem Alter bin ich eine gute Partie – mit einem Bein im Grab, und das Ersparte unter der Matratze.«
»Du hast gar nichts unter der Matratze außer den Kinderbüchern mit den Detektivgeschichten, bei denen du nicht ertappt werden willst.« Ich warf ihm ein Grinsen von der Seite zu, und er stieß einen seiner heiser gekrächzten Lacher hervor, ehe er wieder ernst wurde.
»Stimmt, aber ich wünschte ich hätte auch den Spiegel versteckt gehabt, ehe Mrs. Large mit ihren Quadratlatschen durch mein Zimmer getrampelt ist.«
»Ich lasse dir den Spiegel reparieren«, versprach ich ihm. »Hör zu, Jonas, du mußt dir den Baum nur anschauen und sagen, was zu tun ist. Die Arbeit kann dann ein anderer machen. Die Schwestern haben genug Geld, um jemanden zu bezahlen.« »Ich glaube, du klopfst besser noch mal, Ellie«, schlug er vor. »Wahrscheinlich hat selbst der liebe Gott eben nichts gehört, bei dem Zinnober, den die Hunde veranstalten.« Ich hatte die Hand schon am Klopfer, als die Tür von innen geöffnet wurde. Vor uns stand Vienna Miller, die sich mit rauher, tiefer Stimme dafür entschuldigte, daß sie uns hatte warten lassen, und uns anschließend hereinbat. Diese Frau hatte nun absolut nichts von einer alternden Waldnymphe an sich. Sie war klein und gedrungen, mit kurz geschnittenem Haar und klaren braunen Augen. Es befand sich auch nichts künstlerisch Angehauchtes an ihrer Kleidung. Sie trug Hose und Pullover, beides an manchen Stellen schon verblaßt und abgewetzt. Ganz eindeutig eine Hundefrau, dachte ich, wobei ich Jonas’ Blick vermied. »Ellie Haskell und Mr. Phipps! Wie schön, daß Sie da sind!« Sie führte uns ein paar Schritte durch die Eingangshalle zu einem Hut- und Garderobenständer. »Wenn Sie Ihre Sachen hier ablegen wollen, bringe ich Sie danach ins Wohnzimmer. Mr. Phipps, Sie möchten sicher eine Tasse Tee und ein paar Kekse, ehe Sie sich den Apfelbaum anschauen.«
»Sehr nett von Ihnen, Missus.« Jonas strich sich mit dem Finger über den Schnäuzer, und kaschierte damit wenigstens einen Teil seines mißmutigen Gesichts. »Aber ich sitze nicht gern bei frommen Leuten, die über die Predigt und die Psalmen vom letzten Sonntag reden. Ich unterhalte mich lieber draußen mit der Natur. Da geht es wenigstens um Dinge, die Hand und Fuß haben. Wenn ich mir den Baum angeguckt habe, setze ich mich in die Küche

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